Donald Trump ließ sich während seiner Amtseinführung am 20. Januar nicht nur auf politischer Ebene feiern. In seiner Antrittsrede blickte er auf das Attentat in Pennsylvania zurück, bei dem eine abgefeuerte Pistolenkugel sein Ohr streifte. Er selbst sagte deshalb über sich, dass er von Gott gerettet wurde, um Amerika wieder groß zu machen. In seiner Predigt nahm der Kölner Weihbischof Ansgar Puff Bezug auf diese Aussage und kritisierte den US-Präsidenten scharf. „No, sorry, Mr. President, Sie sind nicht der Messias“, sagte Puff in seiner Predigt und verurteilte die Abschiebepolitik der amerikanischen Regierung.
Im Evangelium geht es nicht um Politik – sondern um Begegnung
Während der Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania schoss ein Attentäter auf den sprechenden US-Präsidentschaftskandidaten und verfehlte dessen Kopf nur um Millimeter. Das Ohr wurde durch den Streifschuss verletzt und blutete. Doch die Tatsache, dass der Präsident den Angriff überlebte, führte zu einer verstärkten religiösen Deutung. Direkt im Anschluss an die Veranstaltung schrieb Trump in seinem sozialen Netzwerk Truth Social über dieses Ereignis. Gott habe das Undenkbare verhindert, so Trump. Auch in seiner Antrittsrede betonte er seine Nähe zu Gott und sah sich von Gott gerettet, um Amerika stark zu machen.
Darauf bezog sich der Kölner Weihbischof Puff in seiner Predigt am Sonntag. Er zog einen Vergleich zu der Aussage Jesu: „Ich bin von Gott gesandt, um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen“ (vgl. Lk 4,18-19). Einige Politiker versprechen ähnliches, warnte Puff. Doch wer als erste Amtshandlung Arme durch die Androhung von Abschiebung in Angst und Panik versetzt, sei „sicher nicht von Gott gesandt“, betonte der Weihbischof. Jesus Christus, der wahre Messias, habe den Armen die positive Botschaft gebracht. Anhand des Umgangs mit den Armen und Schwachen erkenne man, „ob jemand ein christlicher Politiker ist oder nicht“. Im Evangelium gehe es nicht um Politik, sondern um die Begegnung zwischen Mensch und Gott. Es gehe darum, „dass diese Veränderung, diese Begegnung, Veränderung zum Guten möglich macht.“
Weihbischof Puff: Aufruf, Jesus zu folgen
„Bist du bereit, den Armen, den Geflüchteten, den Obdachlosen die frohe Botschaft zu bringen, dass sie erwünscht und geliebt sind?“, fragte er die Gläubigen. Jesus fordere jeden Einzelnen auf, ihm nachzutun und Obdachlose, Arme und Geflüchtete zu unterstützen. Aus dem Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 2241) zur Migrationspolitik geht hervor, dass wohlhabendere Nationen eine grundsätzliche Verpflichtung gegenüber Ausländern aus ärmeren Ländern haben. Doch „die politischen Autoritäten dürfen im Hinblick auf das Gemeinwohl, für das sie verantwortlich sind, die Ausübung des Einwanderungsrechts verschiedenen gesetzlichen Bedingungen unterstellen und verlangen, dass die Einwanderer ihren Verpflichtungen gegenüber dem Gastland nachkommen.“ Zu den Verpflichtungen eines Einwanderers gehört es, „das materielle und geistige Erbe seines Gastlandes dankbar zu achten, dessen Gesetzen zu gehorchen und die Lasten mitzutragen.“
Mit Blick auf die Bundestagswahl im Februar sagte Puff, dass er auf jeden Fall wählen gehe, auch wenn er noch nicht wisse, welches Programm er unterstützen soll. Dazu sagte er: „Das Programm, das ich als Christ wirklich guten Herzens unterstützen kann, ist das Programm Jesu.“