StartGlaubenKardinal Müller: Papstrücktritt keine Option

Kardinal Müller: Papstrücktritt keine Option

Nach der Erkrankung von Papst Franziskus nehmen die Spekulationen in den Medien über einen Rücktritt des Pontifex zu. Dazu hat Kardinal Gerhard Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, eine klare Meinung. Er sieht den Rücktritt „eines jeden Papstes“ grundsätzlich „nicht als Option“, erklärte er gegenüber der italienischen Zeitung Il Messaggero. So sagte er am Sonntag: „Man steigt nicht vom Kreuz herab, genau wie es in der Heiligen Schrift steht.“ Krankheit und Tod bleiben für Christen eine Verbindung mit dem am Kreuz gestorbenen und auferstandenen Christus, „der uns ewiges Leben schenkt“. Der Papst müsse der erste sein, der bezeugt, dass es nach dem Tod eine Auferstehung gibt – „in einer Reihenfolge, die Hoffnung bietet“, so der Kardinal.

Papstrücktritt nach Kirchenrecht nur in schwerwiegenden Fällen

Kardinal Müller fand im Pontifikat von Papst Franziskus immer wieder kritische Worte. So etwa im Blick auf die von Franziskus begonnene Weltsynode zur Synodalität. Ein Rücktritt sei im Kirchenrecht nur in „besonderen und sehr schwerwiegenden Fällen“, zum Beispiel bei kognitiven Beeinträchtigungen oder Apostasie, vorgesehen, erklärte der Kardinal. Weiter warnt er davor, das Pontifikat mit einer unternehmerischen Führungsposition zu vergleichen. „Für Päpste sollten nicht die Kriterien von politischen oder militärischen Führern gelten, die sich irgendwann zurückziehen“, so Müller. Er sehe in der Kirche „keinen Platz für Funktionalismus, sondern nur für das Zeugnis.“

Zum aktuellen Gesundheitszustand erklärt Kardinal Müller, dass Papst Franziskus an einer beidseitigen Lungenentzündung leide, „die er glücklicherweise in einem ausgezeichneten Krankenhaus behandelt“. Ansonsten sei „keine seiner geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt“. Aus diesem Grund sei es „absurd“, von einem Rücktritt zu sprechen, so Müller. Besonders in der Zeit der Rekonvaleszenz könne Papst Franziskus nach der Meinung von Kardinal Müller der „Welt ein Beispiel geben“: „Den Leidenden, den Kranken, den Sterbenden, denjenigen, die den Tod fürchten“, führte er aus. Dieses Zeugnis sei sehr wertvoll.

Kardinal Müller: „Ich habe nie verstanden, warum er diesen Schritt getan hat“

Die Kirche brauche in diesem historischen Moment eine innere Einheit. „Ich werde nie aufhören, es zu wiederholen“, betonte der Kardinal am Sonntag. Er selbst habe in seiner Kapelle für den Papst und seine Gesundheit gebetet, erklärte er weiter. „Ich bin traurig über das, was geschieht.“ Gläubige müssten in voller Gemeinschaft mit der Kirche in Rom leben, deren Bischof der Papst ist. Im Papst erkennt Müller „ein immerwährendes Symbol der Einheit, ein ständiges Prinzip der geoffenbarten Wahrheit“. Als Papst sei er der Nachfolger des heiligen Petrus, „des Apostels, der hier, in Rom, gelitten hat und unter Nero den Märtyrertod fand.“ Weiter betonte Kardinal Müller, dass er mit Franziskus eine dialektische Beziehung und in vielen Fragen „unterschiedliche Ansätze“ habe. Doch „die persönlichen Beziehungen bleiben bestehen und die Loyalität, die man dem Nachfolger Petri immer schuldet“, unterstrich Müller.

Im Gespräch mit der Zeitung Il Messaggero blickte er auch auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. zurück. „Ich habe dies öffentlich Dutzende Male wiederholt: Ich habe nie verstanden, warum er diesen Schritt getan hat“, sagte Müller. Er sehe keine theologischen Wurzeln für die Einführung des Kriteriums des Funktionalismus in der Kirche. Kritisch blickt er auf jeden Päpstlichen Rücktritt aufgrund von Erschöpfung. Das untergrabe das Prinzip der sichtbaren Einheit der Kirche, die in der Gestalt des Papstes verkörpert ist. „Deshalb kann der Rücktritt nicht zu einer normalen Sache werden, wie der Rücktritt in einer Firma.“

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