StartChristenverfolgungSyrischer Patriarch: Christen von Massakern in Syrien betroffen

Syrischer Patriarch: Christen von Massakern in Syrien betroffen

Drei Monate nach dem Sturz des Assad-Regimes und der Machtübernahme durch den neuen Präsidenten Ahmad Al-Sharaa berichten Augenzeugen am Wochenende von regelrechten Jagdszenen in der syrischen Küstenregion. Die Vorfälle in der syrischen Stadt widersprechen der vom Präsidenten angekündigten „Vision eines neuen Syriens“, erklärte der griechisch-orthodoxe Patriarch Johannes X. In der Region Latakia, die mehrheitlich von Alawiten bewohnt wird, kam es am Donnerstag zu heftigen Kämpfen zwischen Anhängern der neuen und der alten Regierung Assads. Rund 1.300 Menschen, davon etwa 830 Zivilisten, starben bei den Massakern in Syrien.

Christen von Massakern in Syrien betroffen

Der griechisch-orthodoxe Patriarch Johannes X. betonte in seiner Predigt am Sonntag in der Kathedrale von Damaskus die dringende Notwendigkeit, die Massaker in Syrien zu beenden. Er rief die syrischen Sicherheitskräfte dazu auf, Verantwortung für die Wiederherstellung von Frieden und Ordnung zu übernehmen. Auch Christen befinden sich nach Angaben des Patriarchen neben Alawiten unter den Opfern der Massaker und Plünderungen. Deren Häuser seien niedergebrannt, das Inventar gestohlen und Bewohner zum Teil ermordet worden. Der griechisch-orthodoxe Patriarch forderte, dass alle, die für die Massaker an Zivilisten verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Zugleich rief er zur Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission auf.

In einer gemeinsamen Botschaft verurteilten Patriarch Johannes X. mit den Patriarchen Ignatius Aphrem II. (syrisch-orthodox) und Joseph Absi (melkitisch-griechisch-katholisch) das an Zivilisten begangene „Massaker“ scharf. Weiter appellierten sie für ein sofortiges Ende der Kämpfe sowie Maßnahmen zu einer nationalen Versöhnung. Um die Zukunft des Landes zu sichern, benötige es Gleichberechtigung, Bürgerrechte und echte Partnerschaft aller Bevölkerungsgruppen. „Die Kirchen fordern dringend die Schaffung von Bedingungen, die eine nationale Versöhnung fördern, und den Aufbau eines Staates, der alle seine Bürger respektiert“, erklärten die Kirchenführer. Der Geist der Vergeltung und Ausgrenzung müsse überwunden werden, hieß es weiter.

Unübersichtliche Lage

Am Montag erklärte das Hilfswerk „Initiative Christlicher Orient“ unter Berufung auf Kontaktpersonen vor Ort in Syrien, dass die Christen bislang nicht wegen ihrer Religionszugehörigkeit, sondern aus Habgier der Dschihadisten ermordet wurden. Doch im Netz kursieren bereits Parolen, dass Christen nach den Alawiten das nächste Ziel seien. Bisher lassen sich genaue Zahlen über getötete Christen nicht überprüfen.

Laut der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben in den vergangenen Tagen mehr als 1.300 Menschen. Darunter sollen sich neben 231 Kämpfern der neuen Führung und 250 Assad-treuen Kämpfern auch 830 Zivilisten befinden. Die Menschenrechtsorganisation sprach von regelrechten „Massakern“ und „Hinrichtungen“, bei denen auch Kinder getötet wurden. Die Auswahl der Opfer erfolgte aufgrund der Zugehörigkeit zur Minderheitengruppe der Alawiten oder aufgrund des Wohnortes, heißt es.

Beobachter machen vor allem die Hamza-Brigade, die von der Türkei unterstützt wird, für die Gräueltaten verantwortlich. Diese Brigade war auch an der Eroberung von Bergkarabach durch Aserbaidschan beteiligt. Inzwischen gab der syrische Präsident Ahmad Al-Sharaa bekannt, dass er eine „unabhängige“ Untersuchungskommission eingesetzt habe, um „die Übergriffe auf Zivilisten zu prüfen und die Verantwortlichen zu ermitteln“.

Es bleibt jedoch unklar, inwieweit die syrische Übergangsregierung derzeit noch Kontrolle über die Milizionäre hat. Berichten zufolge sollen bewaffnete Anhänger Assads am Donnerstag in der Küstenprovinz Latakia eine koordinierte Militäraktion gegen die Sicherheitskräfte durchgeführt haben. Daraufhin verlegten diese am Freitag größere Truppenkontingente, darunter Artilleriegeschütze, Panzer und Raketenwerfer, in die Region. Beobachtern zufolge sollen Teile dieser Truppen Massaker an Zivilisten verübt haben.

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