Zum wiederholten Mal verbietet die Diktatur von Präsident Daniel Ortega und seiner „Co-Präsidentin“, Ehefrau Rosario Murillo, in Nicaragua Prozessionen in der Karwoche. Die katholische Kirche leidet unter der heftigen Verfolgung durch das diktatorische Regime. Früher sei man auf die Straße gegangen und habe in den Gemeinden Prozessionen abgehalten, doch heute sei das nicht mehr möglich, mahnt Marcos, ein Mitglied der Kirchengemeinde Managua. Die Religionsfreiheit in Nicaragua erfährt durch Polizeischikanen und Überwachung starke Einschränkungen. Laut der Zeitung „Confidencial“ wurden 14.000 Polizisten vom Ortega-Regime eingesetzt, um sicherzustellen, dass keine Prozessionen in der Karwoche stattfinden.
Keine Prozessionen in der Karwoche schwächen die Religiosität
„Früher sind wir auf die Straße gegangen und in den Gemeinden herumgelaufen, aber jetzt tun wir das nicht mehr“, sagte Marcos. Nun müssten sie die Feierlichkeiten in der Kirche durchführen, was die Religiosität des Volkes schwäche, da die Menschen die Prozessionen sehr mochten. „Jetzt beten wir nur noch und lesen den Kreuzweg“, erklärte Marcos gegenüber der Zeitung „Confidencial“. Ein weiteres Gemeindemitglied berichtete, dass Zivilpolizisten auf Jahrmärkten Fotos machen und dokumentieren, wer sich dort aufhält und was getan wird. „Der Priester muss Auskunft geben“, sagte Aurelio. Die Zeitung berichtet zudem, dass angeblich 14.000 Polizisten abgestellt sind, um Prozessionen zu verhindern.
Polizeischikanen, Überwachung und Verbote
Martha Patricia Molina, eine nicaraguanische Forscherin und Anwältin im Exil, berichtete von einem „Sommerplan 2025“ der Polizei. Dieser Plan soll Polizeischikanen und Einschüchterungen von Priestern beinhalten, um sie an zwei Anweisungen zu erinnern: Priester dürfen keine Prozessionen abhalten und in ihren Predigten oder anderen religiösen Aktivitäten nichts gegen die Regierung sagen. Andernfalls drohen Gefängnisstrafen. In ihrem Bericht „Nicaragua: Eine verfolgte Kirche“ berichtet Molina von fast 1.000 Angriffen auf die katholische Kirche durch das Regime im Zeitraum von Dezember 2018 bis 2024.
Die Zeitung „Mosaico CSI“, eine nicaraguanische Nachrichtenseite, veröffentlichte im Januar einen Bericht über die Überwachung durch die Polizei. Demnach kontrolliert die Polizei Priester, überprüft deren Handys und verlangt wöchentliche Berichte über ihre Aktivitäten. Geistliche sind durch diese Kontrollen massiv in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Zudem berichtet der Bericht von Verhören und Einschüchterungen gegen junge Mädchen, die sich auf dem Weg zur Kirche befinden.
Zum dritten Mal in Folge finden keine Prozessionen in der Karwoche statt. Einigen Pfarreien ist es laut Molina gestattet, sich auf der Straße zu versammeln – allerdings nur, um in einer Prozession zum Hauptaltar zu gehen. „Es ist nicht so, dass sie durch alle Straßen gehen, wie es in den vergangenen Jahren üblich war, als die Religionsfreiheit in Nicaragua noch respektiert wurde.“
Auch die theatralische Darstellung des Leidens und Sterbens Christi ist verboten. Die Regimepolizei schüchterte Minderjährige ein, damit sie sich von den Aktivitäten fernhalten, die häufig im Landesinneren stattfinden. „Sie bedrohten sie und sagten ihnen, sie sollten nicht hinausgehen, da es verboten sei“, berichtete Molina. Die Polizei zeige keine Skrupel und dringe bewaffnet in Kirchen ein, um die Gläubigen zu überwachen und sie in Fotos und Videos zu dokumentieren.
Vertrauen auf Jesus Christus in schweren Zeiten
Auch wenn keine Prozessionen in der Karwoche stattfinden können und die Diktatur die Religionsfreiheit massiv einschränkt, bleibt der Glaube und das Vertrauen auf Jesus Christus groß. So schrieb der nicaraguanische Bischof Silvio Báez im Exil auf „X“, dass die Diktatur zwar Prozessionen verbieten könne, aber nicht verhindern könne, dass der Gekreuzigte seinen Sieg im Kampf für Gerechtigkeit und in der Verteidigung der Würde der Menschen offenbare.
Pater Nils Hernández, ein Priester, der ebenfalls im Exil lebt, erklärte: „Jesus wird diese Diktatoren stürzen, die Nicaragua gestohlen haben, als wäre es ihr eigener Landsitz.“ Gott sehe das Leiden des Volkes und lasse es nicht im Stich.
Der nicaraguanische Journalist Israel Espinoza bewundert den Glauben der nicaraguanischen Christen. Trotz der religiösen Verfolgung durch das Ortega-Regime strömten Christen zu Beginn der Karwoche in Massen in die Pfarreien des Landes, schrieb er.