StartVaticanKardinal Marx zum Papsttod: Überrascht und erschrocken

Kardinal Marx zum Papsttod: Überrascht und erschrocken

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich in einem Pressegespräch nach dem Begräbnis von Papst Franziskus betroffen. Franziskus beschrieb er als einen mutigen Menschen, der tief im Glauben verankert war. Kardinal Marx gehörte dem neunköpfigen Kardinalsrat an und unterstützte ihn in enger Zusammenarbeit. Ähnlich wie sein Kardinalskollege Gerhard Ludwig Müller erhofft sich der Erzbischof von München und Freising für den zukünftigen Papst eine glaubwürdige Persönlichkeit. Zudem geht Kardinal Marx nach dem Papsttod von einem kurzen Konklave aus.

Kardinal Marx erklärte gegenüber den Medien, dass er, als er die Nachricht vom Papsttod gehört habe, „überrascht und ein wenig erschrocken“ gewesen sei. Denn wir alle hätten ihn noch beim Ostersegen Urbi et Orbi gesehen, führte Marx aus. Dann sei es hektisch geworden, berichtete der Münchner Erzbischof von seinem Tag. Noch in der Nacht sei er losgefahren, um morgens in Rom bei der ersten Sitzung der Kardinäle zu sein. Zeit zu trauern sei ihm keine geblieben. „Erst heute eigentlich, als ich am Sarg stand, war ich richtig traurig und dachte bei mir: Ich werde ihn vermissen“, so Marx. Weiter berichtet er davon, dass es in seiner zwölfjährigen engen Zusammenarbeit, besonders in finanziellen Fragen und der Kurienreform, zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei. Kardinal Marx gehörte nicht nur dem Kardinalsrat an, der den Papst in wichtigen Fragen unterstützte, sondern hatte als Koordinator des Wirtschaftsrates tiefe Einblicke in die Vatikanfinanzen.

Franziskus – ein Papst, der Zeichen setzte

„Ich bin ihm oft begegnet, wir waren nicht immer einer Meinung“, führte Marx aus. Zurückhalten habe er seine Meinung jedoch nie müssen: „Ich war auch offen zu sagen: Heiliger Vater, da bin ich einer etwas anderen Überzeugung. Aber es war eben alles möglich … Es war diese Freiheit.“ Nach dem Papsttod spüre er auf einmal, „was dieser Mensch, auch dieser Papst den Menschen gegeben hat, auch mir persönlich gegeben hat.“ Franziskus sei ein „freier Mensch“ gewesen, der sich nicht von anderen von seinem Weg habe abbringen lassen.

Er habe nicht gefragt: „Was denken die anderen, was denken die Kardinäle, was denken die Medien?“, sondern: „Ich mache das jetzt.“ Papst Franziskus sei ein frommer und mutiger Mann gewesen, der Dinge getan habe, „die eben kaum ein anderer vielleicht hätte tun können“. Dabei hob Kardinal Marx den interreligiösen Dialog hervor, in dem Papst Franziskus ein Zeichen setzte – etwa als er muslimischen Frauen die Füße wusch. „Ich glaube, vor zwanzig Jahren hätte sich das noch keiner vorstellen können, dass das ein Papst tut. Das sind unglaublich starke Zeichen. Und die Leute spüren: Das ist Christentum!“

Überwältigende Anteilnahme nach Papsttod

Durch die überwältigende Anteilnahme der vielen Gläubigen am Tod des Pontifex ist nach Ansicht des Erzbischofs von München und Freising erkennbar, „dass die Menschen sich nach einer Stimme sehnen, die über die nationalen Interessen, über die Polarisierungen, über die Diskussionen darüber, wer wen überwältigt und wer wen besiegt, hinausgeht.“ Sie sehnten sich nach jemandem, der die ganze Menschheitsfamilie in den Blick nehme – den gesamten Planeten, auf dem wir leben, betonte Marx. In einer Zeit, in der internationale Organisationen „angegriffen und teilweise lächerlich gemacht“ würden, fehle jetzt diese Stimme.

Für den künftigen Papst erhofft sich der Münchner Erzbischof eine glaubwürdige und kommunikative Persönlichkeit. Dabei komme es nicht auf konservativ oder progressiv an, sondern auf die Persönlichkeit. „Es geht darum, Menschen Hoffnung zu geben.“ So habe er sich auch schon bei einer Generalkongregation der Kardinäle im Vatikan geäußert. Kardinal Marx, der einer der drei wahlberechtigten deutschen Kardinäle am Konklave ist, geht von einer kurzen Wahl aus.

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