Die verheerenden Waldbrände in Israel versetzen mehrere Gemeinden in den Jerusalemer Bergen in einen Ausnahmezustand. Mehrere Ortschaften mussten evakuiert, der Zugverkehr auf mehreren Strecken eingestellt und Teilabschnitte der Autobahn zwischen Jerusalem und Tel Aviv gesperrt werden. Die Flammen bedrohten auch christliche Gemeinschaften, die evakuiert werden mussten. Die Regierung Israels sah sich aufgrund der raschen und extremen Ausbreitung gezwungen, mehrere Veranstaltungen zum israelischen Volkstrauertag abzusagen. Die Polizei nahm einen mutmaßlichen Brandstifter fest.
Bisher 13 Verletzte bei Waldbränden in Jerusalem
Sowohl das Trappistenkloster in Latrun als auch die ökumenische Jesus-Bruderschaft mussten evakuiert werden. Wie die Gemeinschaft der Seligpreisungen gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte, musste auch die Gemeinschaft, die sich um die archäologische Stätte Emmaus-Nikopolis kümmert, teilweise evakuiert werden. Bilder zeigten das Gelände des Trappistenklosters inmitten lodernder Flammen. Auch wenn die Gebäude derzeit noch sicher seien, sei es zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, die Schäden zu beurteilen, teilte das Lateinische Patriarchat von Jerusalem mit.
Besonders die Trockenheit, die hohen Temperaturen und der kräftige Wind heizen die Feuer an und erschweren die Löscharbeiten. Nach aktuellen Medienberichten sind mehr als einhundert Löschzüge und zwölf Löschflugzeuge dauerhaft im Einsatz. Die Feuerwehr musste zum Teil Menschen aus Autos retten, die durch die ausbreitenden Flammen auf der Autobahn zwischen Jerusalem und Tel Aviv festsaßen. Wie der Sprecher des Rettungsdienstes Magen David Adom mitteilte, seien insgesamt 13 Menschen verletzt worden – darunter nach Angaben der Rettungskräfte zwei Babys sowie zwei schwangere Frauen. Die israelische Feuerwehr bekämpft die Flammen derzeit an fünf Brandherden in der Region um Jerusalem.
Höchste Warnstufe und internationale Hilfe angefordert
Da die Flammen nur schwer zu kontrollieren sind, forderte Verteidigungsminister Israel Katz die Armee auf, die Löschmannschaften vor Ort zu unterstützen. Die Bevölkerung solle, so rief der israelische Präsident Jitzchak Herzog auf seinem X-Account auf, „den Anweisungen folgen und mit größter Verantwortung handeln“. Zeitgleich rief Israel die höchste Alarmstufe aus und forderte internationale Hilfe an. Wie Israels Außenminister Gideon Saar mitteilte, habe er die Länder Zypern, Griechenland, Frankreich, Italien und Großbritannien um Unterstützung gebeten. Es wird erwartet, dass am Freitag die ersten internationalen Löschflugzeuge eintreffen.
Nach Einschätzung von Eyal Caspi, dem Leiter der israelischen Feuerwehr, könnten die Feuer mindestens 24 Stunden wüten. Denn nach den Hauptbrandherden seien im Jerusalemer Umland weitere Brände ausgebrochen. So ist auch die Küstenstadt Aschdod von den Flammen bedroht. Schon im Februar warnte die israelische Wasserbehörde davor, dass Israel der trockenste Winter seit einem Jahrhundert drohe. Bis zu diesem Zeitpunkt war nur knapp die Hälfte der üblichen Niederschlagsmenge gefallen.
Waldbrände in Israel – Brandstiftung?
Die Brandursache ist nach Angaben des Bezirksleiters der Jerusalemer Feuerwehr, Schmulik Friedman, bisher unklar. Doch es handle sich um einen der „vielleicht größten“ Waldbrände in Israel.
Wie die Polizei mitteilte, habe sie einen mutmaßlichen Brandstifter aus dem arabisch geprägten Ortsteil Jerusalems auf einem Feld festgenommen. Zunächst habe er versucht zu fliehen, heißt es weiter. Wie örtliche Medien berichten, kam es zu weiteren Festnahmen. Schon zuvor gab es in den sozialen Medien vereinzelt in arabischer Sprache verfasste Aufrufe zur Brandstiftung in Israel.