Der Vatikan hat in einem Schreiben vom 5. Juni eine Apostolische Visitation im Stift Heiligenkreuz angekündigt. Dies bestätigte Stiftsprior P. Johannes Paul Chavanne am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Laut Chavanne heißt es in dem Schreiben der vatikanischen Behörde, dass die Visitation als „Ausdruck wohlwollender Unterstützung“ verstanden werden solle.
Ziel der Visitation sei es, „die nachhaltige Entwicklung dieses blühenden Stiftes“ zu fördern und es vor möglichen inneren wie äußeren Gefährdungen zu bewahren. Vonseiten des Stiftes begegne man der Ankündigung mit Dankbarkeit.
Ankündigung der Apostolischen Visitation
„Wir sind dankbar für die Unterstützung und Hilfe, wo wir sie brauchen können – zumal uns als großes Haus bewusst ist, dass wir viel Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit erfahren“, so der Prior. Dem Zisterzienserkloster, das seit fast neun Jahrhunderten besteht, seien besonders in den letzten Jahrzehnten viele Berufungen geschenkt worden. Dennoch betont der Prior, dass das Kloster auch vor zahlreichen neuen Aufgaben und Herausforderungen stehe. Vor diesem Hintergrund sehe man in der Apostolischen Visitation „eine Hilfe zur Erneuerung und zum Wachstum, um der Kirche von heute noch besser dienen zu können“, heißt es in der Stellungnahme des Stiftes.
Dem vorausgegangen war das Eintreffen eines entsprechenden Schreibens am 5. Juni, das an Abt Maximilian und den Konvent adressiert war. Stiftsprior P. Johannes Paul Chavanne erklärte gegenüber Kathpress, die Visitation solle als „Ausdruck wohlwollender Unterstützung“ verstanden werden. Konkrete Hintergründe oder ein genauer Zeitplan seien bislang jedoch noch nicht bekannt.
Gegenüber dem ORF Niederösterreich betonte der Prior, man sei sich keiner konkreten Fehler bewusst. „Wenn Fehler passiert sein sollten, dann sind wir dankbar, dass man uns darauf hinweist“, so Chavanne. Zwar wisse man nichts von möglichen schwerwiegenden Vorwürfen, könne diese jedoch auch nicht ausschließen. Aus Sicht des Stiftes sehe man der Visitation mit Zuversicht entgegen und nehme sie gerne an. Eine Apostolische Visitation dient dazu, eine Diözese oder Gemeinschaft näher zu betrachten und mögliche Schwierigkeiten aufzuzeigen – unter anderem durch Gespräche mit betroffenen oder beteiligten Personen. Auch wenn eine solche Visitation grundsätzlich als Routine gilt, wird sie häufig dann angeordnet, wenn bereits Anzeichen für interne Probleme vorliegen.
Stift Heiligenkreuz Klösterliche Tradition seit 1133
Markgraf Leopold III. und seine Frau Agnes gründeten im Jahr 1133 das Stift Heiligenkreuz als Zisterzienserabtei. Damit gehört es zu den ältesten noch bestehenden Klöstern des Zisterzienserordens. Bekannt ist das Kloster insbesondere für seine ununterbrochene klösterliche Tradition sowie die Pflege des gregorianischen Chorals. Vor rund 15 Jahren erlangte eine CD mit gregorianischem Gesang der Zisterziensermönche große Popularität und brachte dem Stift internationale Bekanntheit.
Von besonderer Bedeutung ist auch die Philosophisch-Theologische Hochschule Heiligenkreuz, die 2007 von Papst Benedikt XVI. (2005–2013) zur Hochschule päpstlichen Rechts erhoben wurde. Im selben Jahr besuchte Benedikt XVI. während seiner Österreich-Reise die Abtei in Niederösterreich persönlich.
Das Kloster ist für die Seelsorge in 21 Pfarren sowie im Südtiroler Kloster Säben verantwortlich. Zudem unterhält es Niederlassungen im Neukloster in Wiener Neustadt sowie an den deutschen Standorten Neuzelle, Bochum-Stiepel und Maria Friedenshort. Der Konvent zählt derzeit knapp 100 Mönche – ein historischer Höchststand in der fast 900-jährigen Geschichte des Stiftes. An der Hochschule Heiligenkreuz sind rund 300 Studierende eingeschrieben, und im Priesterseminar Leopoldinum bereiten sich etwa 40 Seminaristen auf das Priestertum vor.