In der letzten Generalaudienz vor der Sommerpause hielt Papst Leo XIV. eine Katechese über eine „weit verbreitete Krankheit unserer Zeit – die Lebensmüdigkeit“. Im Mittelpunkt standen dabei zwei biblische Gestalten aus dem Markusevangelium, die durch ihren Glauben neue Lebenskraft empfangen haben. Die Realität sei „zu komplex, zu beschwerlich, zu schwer zu bewältigen“. Deshalb schalte man ab, schlafe ein „in der Illusion, dass die Dinge beim Aufwachen anders sein werden“. Doch man müsse sich der Realität stellen, forderte der Papst – und zusammen mit Jesus könne man das.
Glaube gibt Kraft in Zeiten der Erschöpfung
Papst Leo XIV. betrachtete dabei das Evangelium nach Markus und zwei biblische Gestalten, die seiner Meinung nach symbolisch für Situationen der Resignation und inneren Erschöpfung in der Gegenwart stehen. In den Geschichten geht es um ein zwölfjähriges Mädchen, das im Sterben liegt, und eine Frau, die seit genau zwölf Jahren blutet und Jesus aufsucht, um Heilung zu finden. „Zwischen diesen beiden weiblichen Figuren platziert der Evangelist die Figur des Vaters“, erläuterte der Papst. Dieser Mann bleibe nicht zu Hause und beklage sich über die Krankheit seiner Tochter, sondern gehe hinaus, um Hilfe zu suchen. Er halte trotz der Nachricht vom Tod seiner Tochter an seinem Glauben fest.
Dieser Glaube habe auch die Frau, die seit zwölf Jahren blutet, ermutigt, hinauszugehen. „Diese Frau begibt sich auf den Weg des Heils, als der Glaube aufkeimt, dass Jesus sie heilen kann“, erläuterte der Papst. Der Glaube habe ihr die Kraft gegeben, trotz der gesellschaftlichen Ausgrenzung und der Scham zu Jesus zu gehen.
Die Geschichte der Frau sei ein Spiegelbild für Menschen von heute, die sich vor dem Urteil anderer verbergen und keinen Ausweg mehr sehen, so Leo in der Generalaudienz vor der Sommerpause.
Der Glaube macht die Gnade Gottes wirksam
Mit einem Zitat des heiligen Augustinus betonte Papst Leo XIV., dass es die Berührung des Glaubens sei, die die Gnade Gottes – oftmals auch unbemerkt – wirksam mache: „Die Menge drängt sich um mich, aber der Glaube berührt mich.“ Diese Gnade verwandle unser Leben langsam von innen, so der Papst.
Im Anschluss betrachtete der Heilige Vater die Auferweckung des Mädchens genauer. Dort sagte Jesus zu dem Vater: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“, und wandte sich mit den Worten „Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur“ an die Trauernden. Dann nehme er das Mädchen bei der Hand, spreche: „Talità kum – Mädchen, ich sage dir, steh auf!“, und das Kind stehe auf. Für Gott, der das ewige Leben ist, sei „der Tod des Leibes wie ein Schlaf“, erläuterte Leo. Der wahre Tod sei der Tod der Seele. „Davor müssen wir uns fürchten!“
„Liebe Brüder und Schwestern“, so der Papst zum Abschluss der Katechese, „im Leben gibt es Momente der Enttäuschung und der Entmutigung, und es gibt auch die Erfahrung des Todes. Lernen wir von dieser Frau, von diesem Vater. Lasst uns zu Jesus gehen! Er kann uns heilen, er kann uns wiederbeleben. Jesus ist unsere Hoffnung.“