Für viele Organisationen und Experten ist das Ergebnis der viertägigen UN-Konferenz in Sevilla enttäuschend. Bei dem Treffen der Nationen sollten Mittel und Wege gefunden werden, um die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dazu zählt unter anderem das Ende des Hungers bis 2030 und der Zugang zu hochwertiger Bildung für alle Menschen. Zum Auftakt der Konferenz am Montag kritisierte UN-Generalsekretär António Guterres, dass die Welt bei zwei Dritteln der Ziele im Rückstand sei. Auch für die kirchliche Expertin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung (KOO), Hannah Angerbauer, ist die UN-Abschlusserklärung von Sevilla in vielerlei Hinsicht „enttäuschend“, so ihr Urteil. Sie kritisierte besonders mangelnde Transparenz sowie das Fehlen echter Lösungen.
UN-Konferenz: Fehlende Transparenz und keine echten Lösungen
Hannah Angerbauer kritisierte nach der vierten UN-Konferenz nicht nur den Mangel an „echten Lösungen“, sondern auch die fehlende Transparenz der Verhandlungsprozesse. Besonders scharf verurteilte sie, dass zivilgesellschaftliche Organisationen sowohl in New York als auch in Sevilla ausgeschlossen wurden. Selbst das Tragen von T-Shirts oder Bannern mit Kampagnenslogans war dort verboten. Doch auch inhaltlich fand die Expertin der Koordinierungsstelle deutliche Worte.
Die EU soll zusammen mit anderen wohlhabenden Ländern wesentliche Passagen des Abschlusstexts abgeschwächt und einen wichtigen Paragrafen zur Schuldenfrage blockiert haben, kritisiert sie. Anstelle konkreter Fortschritte wurde lediglich ein jährlicher Dialog zur Weiterentwicklung der internationalen Schuldenarchitektur vereinbart. Ähnlich äußerte sich Justyna Szambelan, Senior Policy Advisor der Hilfsorganisation Welthungerhilfe. Zwar hätten die Staaten in Sevilla den politischen Rückhalt gezeigt, doch die Abschlusserklärung sei zu ambitionslos. Besonders dramatisch angesichts „der dramatischen Rückschritte in der Hungerbekämpfung“ seien die ausbleibenden Investitionen in die Ernährungssysteme.
Angerbauer kritisierte zudem, dass die Abschlusserklärung zentrale Probleme wie den weltweiten Anstieg von Konflikten und Militarisierung nicht ausreichend anspreche. Auch die Herausforderungen durch die eskalierende Klimakrise sowie die jüngste Auflösung der US-Entwicklungshilfebehörde USAID durch Ex-Präsident Trump blieben ungelöst.
Entwicklungsziele durch Kürzungen von Finanzhilfen gefährdet
Ein großes Problem beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ist die Finanzierung. Nach Schätzungen des kirchlichen Hilfswerks „Brot für die Welt“ fehlen jährlich 4 Billionen US-Dollar, um die Ziele verwirklichen zu können. Nach einem aktuellen Bericht der OECD droht der weltweiten Entwicklungshilfe im Jahr 2025 ein Rückgang von bis zu 17 Prozent – dem bis dato größten Einbruch aller Zeiten. Gründe hierfür sind unter anderem Kürzungen in der Entwicklungshilfe. In der „Verpflichtung von Sevilla“ bekräftigen die Staaten jedoch erneut ihr Engagement, mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen. Doch schon im letzten Jahr hielten nur vier Staaten (Norwegen, Luxemburg, Schweden und Dänemark) diese Vorgabe ein. Deutschland verfehlte das Ziel mit 0,67 Prozent.
Hinzu kommen die drastischen Kürzungen der US-amerikanischen Fördermittel, die bisher den größten Teil der Entwicklungshilfe ausmachten. Nach einer Studie der Fachzeitschrift The Lancet könnte der Rückzug der USA und das Ende der US-Entwicklungsbehörde USAID bis 2030 mehr als 14 Millionen Menschen das Leben kosten.