Am Donnerstag stimmte der Bayerische Landtag über die Änderung des Ladenschlussgesetzes im Freistaat ab. Im Zentrum stand dabei die Regelung zur Ladenöffnung am Sonntag. Insbesondere der katholischen Kirche bereitet das neue Ladenschlussgesetz in Bayern Sorgen. Sie üben weiterhin Kritik an der Liberalisierung des Gesetzes. So stellte auch das Landeskomitee der Katholiken am Donnerstagabend klar, dass der Preis für die Beschäftigten und die Gesellschaft hoch sei. „Der arbeitsfreie Sonntag und geregelte Öffnungszeiten sind kein Anachronismus, sondern Ausdruck einer humanen Gesellschaft“, heißt es in der Stellungnahme. Freie Tage schützten die Würde der Arbeit und ermöglichten es Familien, gemeinsame Zeit zu verbringen. Das Komitee fordert die bayerischen Kommunen auf, den arbeitsfreien Sonntag zu schützen.
Abstimmung zum Ladenschlussgesetz in Bayern sorgt für Kritik
Der Bayerische Landtag hat am Donnerstag eine Änderung des Ladenschlussgesetzes beschlossen. Ab August dürfen kleine, personallose Supermärkte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 150 Quadratmetern rund um die Uhr öffnen – auch an Sonn- und Feiertagen.
Kritik an dieser Liberalisierung kommt von den Kirchen. In einer gemeinsamen Stellungnahme warnen das Katholische Büro und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern vor einem Eingriff in die verfassungsrechtlich geschützte Sonntagsruhe. Auch das Landeskomitee der Katholiken in Bayern äußerte Bedenken und sieht in der Neuregelung eine Schwächung des gesellschaftlich wichtigen Charakters des arbeitsfreien Sonntags.
Unter anderem befürchtet das Gremium, dass die automatisierten Kleinstsupermärkte Verdrängungsmechanismen auslösen könnten. Es bestehe die Gefahr, dass sich der Umsatz von anderen Einzelhändlern hin zu den an Sonn- und Feiertagen verfügbaren digitalen Angeboten verlagere. Das sei vor allem für große Einzelhandelskonzerne wirtschaftlich attraktiv und erhöhe den Druck auf kleinere Händler, warnt das Gremium.
Stellenabbau befürchtet – Muss Personal zugunsten der Digitalisierung gehen?
Insbesondere blickt das Komitee auf die Personalsituation. Schon jetzt fehle in vielen Regionen Personal, heißt es in der Erklärung. Digitale Kleinstsupermärkte schafften hier keinen Ausgleich, sondern könnten vielmehr eine Entwicklung in Gang setzen, „die nur schwer zu stoppen ist“. Das Gremium warnt davor, dass sich Einzelhändler gezwungen sehen könnten, Arbeitsverträge aufzulösen und Personal abzubauen, „um den Weg der Digitalisierung mitzugehen“.
Ein weiteres Problem sieht das Landeskomitee der Katholiken im geplanten Zugang und der Bezahlung ausschließlich per Kreditkarte. Dies könne einen „beträchtlichen Teil der Bevölkerung von der Teilhabe an diesem Angebot ausschließen“, heißt es. Außerdem betonen die katholischen Laien, dass Einkaufen nicht nur der Versorgung diene, sondern auch sozialen Kontakt ermögliche. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen zunehmende Einsamkeit sei es entscheidend, Räume der Begegnung und des Miteinanders zu bewahren. Gleichzeitig seien verlässliche Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung sowie geeignete Beschäftigungsmodelle und geregelte Erholungszeiten für die Mitarbeitenden unverzichtbar.
Untergrabung des Sonntags als Ruhetag
Das Landeskomitee betont, dass der Sonntag nicht nur eine religiöse, sondern auch eine soziale und kulturelle Bedeutung habe – als Tag der Ruhe, der Gemeinschaft und der Besinnung. Die generelle Freigabe für rund um die Uhr geöffnete Mini-Supermärkte stelle diesen Schutz infrage. Auch wenn das neue Gesetz offiziell dem Arbeitnehmerschutz diene, vermittle es in der Praxis ein gegenteiliges Signal: Es trage zur weiteren Auflösung geregelter Arbeitszeiten bei und gefährde langfristig den Sonntag als gemeinsamen Ruhetag der Gesellschaft.
Abschließend appelliert das Komitee an die bayerischen Kommunen, von ihrer Möglichkeit Gebrauch zu machen, lokale Einschränkungen zu beschließen – als klares Zeichen für den Schutz des arbeitsfreien Sonntags als unverzichtbaren Pfeiler des gesellschaftlichen Lebens.