Papst Leo XIV. hat die bevorstehende Ernennung des heiligen John Henry Newman zum Kirchenlehrer bestätigt. Wie das Presseamt des Heiligen Stuhls am Donnerstag mitteilte, folgte der Papst dem positiven Votum der Kardinäle und Bischöfe des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Besonders erfreut über diese Entscheidung zeigten sich die amerikanischen Bischöfe. In einer Petition setzten sie sich für eine Ausweitung der Anerkennung Newmans ein.
Heiliger John Newman: Bedeutender Denker des 19. Jahrhunderts
Wie es im täglichen „Bollettino“ des vatikanischen Presseamtes heißt, empfing Papst Leo XIV. am Donnerstag den Präfekten des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Marcello Semeraro. Anlass war das positive Votum, wonach dem englischen Konvertiten und Kardinal, dem heiligen John Henry Newman, der Titel eines Kirchenlehrers der Weltkirche verliehen werden soll.
Ein Kirchenlehrer ist ein Heiliger, dessen Lehre von der Kirche als besonders verlässlich, tiefgründig und zeitübergreifend bedeutsam anerkannt wird. Mit dieser Auszeichnung ehrt die Kirche nicht nur die persönliche Heiligkeit des Betreffenden, sondern auch den bleibenden theologischen Einfluss seiner Schriften auf Glauben und Lehre der Kirche.
John Henry Newman gehörte zu den bedeutendsten christlichen Gestalten in England. Geboren 1801, wirkte er zunächst ab 1825 als anglikanischer Priester – eine Weihe, die die katholischen Kirche als ungültig betrachtet. 1845 trat Newman zum katholischen Glauben über; nur zwei Jahre später empfing er die katholische Priesterweihe. Unter anderem wirkte er als Gründer des Oratoriums des hl. Philipp Neri in England. 1879 wurde er von Papst Leo XIII. zum Kardinal erhoben. Newman starb 1890 im Alter von 89 Jahren.
Die Seligsprechung Newmans erfolgte 2010 durch Papst Benedikt XVI., die Heiligsprechung wurde 2019 von Papst Franziskus vollzogen. Seine Werke sind bis heute Gegenstand theologischer Forschung. Zu seinen bedeutendsten Schriften zählen Die Entwicklung der christlichen Lehre (An Essay on the Development of Christian Doctrine) und Philosophie des Glaubens (Grammar of Assent). Darüber hinaus hinterließ der neue Kirchenlehrer ein umfangreiches Predigtwerk, das sich über zahlreiche Bände erstreckt.
US-Bischöfe begeistert von Ernennung Newmans zum Kirchenlehrer
In den vergangenen Jahren haben die Bischöfe der Vereinigten Staaten ihre klare Unterstützung für eine Ausweitung der kirchlichen Anerkennung John Henry Newmans zum Ausdruck gebracht. Im Jahr 2023 sprachen sie sich mit deutlicher Mehrheit für eine Petition der Bischofskonferenz von England und Wales aus, in der der Vatikan gebeten wurde, Newman zum Kirchenlehrer zu ernennen. Nach der Entscheidung teilte die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten ihre Freude auf der Social-Media-Plattform X mit.
Für Bischof James Conley von Lincoln (Nebraska) sei Newman sein „Lieblingsheiliger“. Weiter erklärte er: „Ich habe sogar sein Motto zu meinem eigenen gemacht: ‚Das Herz spricht zum Herzen.‘“ Auch Papst Franziskus würdigte das Leitwort Newmans Cor ad cor loquitur („Herz spricht zum Herzen“) als Ausdruck des Verständnisses, dass Gott dem Menschen von „Herz zu Herz“ begegne.
Bischof Robert Barron von Winona-Rochester (Minnesota) würdigte den Geistlichen. „Der heilige John Henry Newman war vieles – Apologet, Theologe, Erzieher, Dichter –, aber vor allem war er ein Liebhaber der Wahrheit.“
Die Gläubigen lud Barron dazu ein, mehr über das „außergewöhnliche Leben und Zeugnis“ des Heiligen zu erfahren. Bischof Michael Burbidge von Arlington betonte, dass der heilige John Henry Newman mit seinem „mutigen Streben nach der Wahrheit“ dazu beigetragen habe, „das Verständnis der Kirche dafür zu vertiefen, wie sich die Lehre entwickelt, während er dem Evangelium treu blieb“.