StartWeltPaderborner Erzbischof Bentz kritisiert Israels Militäraktion im Gazastreifen

Paderborner Erzbischof Bentz kritisiert Israels Militäraktion im Gazastreifen

Der Paderborner Erzbischof und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, Udo Markus Bentz, hat in einem Interview deutliche Kritik an der militärischen Vorgehensweise Israels im Gazastreifen geäußert. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der eingeschränkten humanitären Hilfe bezeichnete er das Handeln der israelischen Regierung als unverhältnismäßig. Dabei betonte er, dass die Kritik nicht als antisemitisch missverstanden werden dürfe, sondern Ausdruck einer moralischen Verantwortung sei, die das Leid aller Menschen – unabhängig von Herkunft oder Religion – in den Blick nehme.

Erzbischof Bentz: Leid aller Menschen wahrnehmen

Gegenüber der „Rheinischen Post“ betonte der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz, dass sich Verachtung und Hass nicht durch Unterdrückung überwinden ließen. Mit Blick auf den Nahen Osten erklärte er, dass nachhaltiger Frieden nur möglich sei, wenn sich Israelis und Palästinenser gegenseitig das Existenzrecht zugestehen. Selbst im Krieg sei es „kein legitimer Akt“, über zwei Millionen Menschen den Zugang zu humanitärer Hilfe zu untersagen, kritisierte der Bischof mit Blick auf die katastrophale Situation der Menschen in Gaza. „Auch können mehrere zehntausend getötete Zivilisten nicht als Kollateralschäden abgetan werden“, kritisierte der Erzbischof weiter. Den Ernst der Lage dürfe man nicht bagatellisieren. Es sei die Pflicht der Kirche, „das Leid der Menschen, insbesondere derer, die keine Stimme haben, klar zu benennen“.

Wie Bentz der Zeitung mitteilte, habe die Deutsche Bischofskonferenz den Terrorakt der Hamas am 7. Oktober 2023 verurteilt und Israels Selbstverteidigungsrecht betont. Zugleich sei aber auch die Pflicht Israels hervorgehoben worden, für den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung Sorge zu tragen. Dennoch müsse man seit einiger Zeit feststellen, dass die Zahl der zivilen Opfer unverhältnismäßig sei. „Uns geht es darum, das Leid aller Menschen wahrzunehmen – unabhängig von Herkunft, Religion oder Nationalität“, betonte Bentz.

Kritik an Israels Kriegsführung ist kein Antisemitismus

Auf die Frage nach der Gefahr, dass der katholischen Kirche durch das Engagement für Palästinenser antisemitische Tendenzen vorgeworfen werden könnten, reagierte der Bischof entschieden. „Die Freundschaft zu Israel schließt Kritik an der Kriegsführung der derzeitigen israelischen Regierung nicht aus, im Gegenteil: Wenn die Regierung eines befreundeten Landes das Völkerrecht missachtet und sich international isoliert – zum Teil aus zweifelhaftem machtpolitischen Kalkül –, muss Fehlverhalten in aller Deutlichkeit benannt werden“, so Bentz. Das habe überhaupt nichts mit Antisemitismus zu tun, wies er die Vorwürfe zurück.

Der Erzbischof hob hervor, dass er über enge kirchliche Verbindungen in die Region verfüge – sowohl in den Gazastreifen als auch nach Israel und ins Westjordanland. Zudem stünden ihm durch den direkten Austausch mit vor Ort tätigen katholischen Hilfswerken wie Caritas international und dem Malteserorden präzise Informationen über die dramatische Lage im Gazastreifen zur Verfügung. Zuletzt habe er sich im Januar selbst ein Bild der Situation gemacht, als er mit einer internationalen Bischofsdelegation Jerusalem besuchte.

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