Eingebettet in die sanften Hügel und weiten Wiesen des Bliesgaus, des jüngsten deutschen UNESCO-Biosphärenreservats, liegt das Wallfahrtskloster Blieskastel – ein Ort, an dem Natur und Glaube eine einzigartige Verbindung eingehen. Jahr für Jahr pilgern Gläubige aus nah und fern zu dem traditionsreichen Ort, der von einer langen Geschichte geprägt ist. Im Zentrum der Wallfahrt steht das Gnadenbild „Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen“, auch „Pfeilenmadonna“ genannt – eine aus dem 14. Jahrhundert stammende, etwa 80 Zentimeter hohe, aus Eichenholz geschnitzte Pietà, die ursprünglich im Kloster Gräfinthal verehrt wurde und heute in der Heilig-Kreuz-Kapelle zu Blieskastel ihren festen Platz hat.
Eine bewegte Geschichte der „Pfeilenmadonna“ im Wallfahrtsort Blieskastel
Die Geschichte des Wallfahrtsortes Blieskastel ist eng verbunden mit der Verehrung der Gottesmutter Maria, deren Bildnisse seit Jahrhunderten Gläubige anziehen. Eine besondere Bedeutung kommt der sogenannten „Pfeilenmadonna“ zu – einer etwa 80 Zentimeter hohen, aus Eichenholz geschnitzten Pietà (auch Vesperbild genannt) aus dem 14. Jahrhundert. Die Skulptur ist eine eindrucksvolle Darstellung der schmerzhaften Muttergottes, die den Leichnam Jesu im Arm hält. Ihre Krone wurde von der damals in Blieskastel residierenden Gräfin Marianne von der Leyen gestiftet und ist aus vergoldetem Silber gefertigt.
Nachdem das Kloster Gräfinthal aufgelöst und die Gräfinthaler Wilhelmiten 1786 als regulierte Chorherren in das Städtchen Blieskastel umsiedelten, fand das Bild seinen Platz in der Sebastiankirche. Ursprünglich sollte es in der neuen Stiftskirche, mit deren Bau 1788 begonnen wurde, verwahrt werden. Doch die Französische Revolution verhinderte dies. Stattdessen wurde das Gnadenbild zur Versteigerung freigegeben, bei der die Jungfern von Blieskastel den Zuschlag erhielten. Im Jahr 1829 erhielt das Gnadenbild in der Heilig-Kreuz-Kapelle eine neue Bleibe. Dort war es mit Gewändern verhüllt und unbeachtet an der linken Seitenwand, hoch oben auf einer Konsole, aufgestellt und geriet im Laufe der Zeit zunehmend in Vergessenheit. Nach seiner Wiederentdeckung brachte man die „Pfeilenmadonna“ im Jahr 1911 nach München. Dort entfernte man in einer gründlichen Restaurierung die Patina. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Jahr 1913 begann erneut eine intensive Pilgerbewegung, die Blieskastel als Wallfahrtsort neu erblühen ließ.
Legende und Wunder „Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen“
Die Legende berichtet von einem Ritter, der sich zurückgezogen hatte und zum Eremiten wurde. Er lebte in stiller Abgeschiedenheit nahe jenem Ort, an dem heute Bliesmengen-Bolchen liegt. In seiner Einsiedelei schnitzte er mit Hingabe und großer Kunstfertigkeit ein Bildnis, das bald als „Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen“ bekannt werden sollte. Die Skulptur stellte er als stillen Ort der Andacht und des Trostes für die Vorübergehenden in eine kleine Nische eines alten Baumes.
Eines Tages wurde der Eremit von einer Räuberbande heimgesucht. Wütend und enttäuscht, weil sie in seiner kargen Behausung nichts Wertvolles fanden, richteten sie ihre Armbrüste gegen die heilige Figur. Ein Pfeil traf das Herz Jesu, das in der Statue dargestellt war. Dort, wo der Pfeil das Herz traf, soll Blut hervorgequollen sein. Von diesem Anblick erschrocken und zutiefst verängstigt, flohen die Räuber.
Das Wunder blieb nicht unbemerkt. Ein blinder Mann, der von diesem außergewöhnlichen Vorfall hörte, ließ sich zu der Statue führen. Als er seine Hände auf die blutende Stelle legte, geschah das Wunder: Er konnte wieder sehen. Sein Augenlicht kehrte zurück.
Diese Geschichte verbreitete sich bald weit über die Region hinaus, und sogar die junge Gräfin Elisabeth von Blieskastel, die zu jener Zeit an einem schmerzhaften Augenleiden litt, soll von dem Wunder erfahren haben. Getrieben von Hoffnung besuchte sie das wundertätige Bildnis und fand tatsächlich Heilung von ihrem Leiden.