Die Militärregierung in Myanmar beabsichtigt offenbar, im Zuge archäologischer Grabungen in Toungoo bedeutende religiöse Stätten abzureißen. Wie der asiatische Nachrichtendienst UCA News am Mittwoch unter Berufung auf ein durchgesickertes Regierungsdokument berichtete, soll das Ministerium für religiöse Angelegenheiten und Kultur den obersten buddhistischen Mönch der Gemeinde Taungoo über entsprechende Pläne informiert haben. Demnach ist der Abriss der historischen Herz-Jesu-Kathedrale sowie von insgesamt 19 buddhistischen Kultstätten vorgesehen.
Religiöse Stätten sollen für Ausgrabungen weichen
Wie die asiatische kirchliche Nachrichtenagentur UCA News weiter berichtet, wolle das Regime die Ausgrabungen der Stadt Toungoo ausweiten. Somit befänden sich sowohl die Kathedrale als auch die buddhistischen Stätten innerhalb der Mauern und des Burggrabens der antiken Stadt. In Toungoo, der ersten Hauptstadt im Distrikt Bago, die auch als Ketumati bekannt ist, sind bereits archäologische Ausgrabungen im Gange. Die Stadt wurde 1510 als Zentrum der gleichnamigen Dynastie gegründet, die mehr als 200 Jahre lang über den größten Teil Myanmars herrschte.
Nach Angaben von UCA News richtet sich das Schreiben des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten und Kultur an den leitenden Mönch des örtlichen Sangha-Komitees in der Gemeinde Toungoo. In dem Dokument wird darauf hingewiesen, dass sich die betroffenen religiösen Stätten innerhalb der Mauern und des Wassergrabens der historischen Stadt befinden – einem Gebiet, das als Kulturzone ausgewiesen ist. Dort errichtete religiöse Gebäude müssten demnach entfernt werden, heißt es in dem Schreiben.
Schock über Abrisspläne traditioneller Kathedrale in Myanmar
Auch Vertreter der katholischen Kirche erklärten gegenüber UCA News, dass das Regime sie über die Ausgrabungspläne informiert hätten. Zugleich betonten sie die Gefahr für die historische Kathedrale der Stadt, die seit Beginn des Christentums Teil dieser Gegend ist. Die Entstehung der Kathedrale geht auf die Zeit nach dem Zweiten Anglo-Burmesischen Krieg (1852–1853) zurück. Zu der Zeit brachten die Briten weite Teile Unterbirmas, darunter auch Toungoo unter ihre Kontrolle. In der Folge ließ die Kolonialverwaltung Kirchen errichten, um christlichen Soldaten aus England und Indien religiöse Einrichtungen bereitzustellen.
Wie der Pfarrer der Kathedrale, Xavier Wine Maung, betonte, sind die örtlichen Gemeindemitglieder schockiert. Zudem habe die Kirche „eine große persönliche Bedeutung“ für die Gemeinde, in der Generationen getauft und getraut worden seien. Einige der Gemeindemitglieder seien mit der Suche nach Rat zu ihm gekommen, führt er aus. So kämen sie zu ihm und fragten, was sie tun sollten, wenn das passiere. Daraufhin erklärte er, dass er selbst „keine klaren Antworten“ habe. Die katholische Gemeinde sei machtlos, wenn es darum gehe, ihre „schöne Kathedrale zu verteidigen“. „Meine einzige Hoffnung ist, um Nachsicht zu bitten und sie zu ersuchen, zumindest das Hauptgebäude der Kirche zu erhalten“, betont der Pfarrer.
Laut UCA News hat der anhaltende Konflikt zwischen dem Militärregime und Widerstandsgruppen seit dem Putsch im Jahr 2021 zur Zerstörung zahlreicher religiöser Stätten geführt. Das unabhängige Forschungsteam Nyan Lynn Thit Analytica dokumentierte zwischen Februar 2021 und Dezember 2024 Beschädigungen durch Luftangriffe an mindestens 302 religiöse Gebäuden.