In der Nacht auf Sonntag ist der äußerste Norden Kameruns erneut Ziel eines brutalen Angriffs geworden. Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram überfielen drei Dörfer nahe der nigerianischen Grenze. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums Leben, mehrere wurden verletzt. Besonders betroffen war das Dorf Ouzal, wo die Angreifer eine Pfarrei verwüsteten und ein Gesundheitszentrum beschädigten. Der Überfall ist ein weiterer Angriff entlang der Grenze zu Nigeria.
Region von Behörden als sicher bewertet
Bei einem nächtlichen Überfall vom 6. auf den 7. September drangen radikalislamische Kämpfer der Boko Haram in die Dörfer Ouzal, Mandoussa und Modoko in der Division Mayo-Tsanaga im äußersten Norden Kameruns ein. Die Angreifer aus dem Nachbarland Nigeria hinterließen dabei auch eine Spur der Verwüstung in der Pfarrei „St. Johannes der Täufer“ in Ouzal. Der Pfarrer sowie mehrere Einwohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Pfarrkirche allerdings wurde mitsamt des Büros teilweise in Brand gesteckt. Sowohl das Fahrzeug des Priesters als auch der Lebensmittelladen der Pfarrei wurden komplett zerstört. Auch das Gesundheitszentrum von Ouzal wurde beschädigt.
Trotz anhaltender Anti-Terror-Einsätze bleibt der äußerste Norden Kameruns, der an den nigerianischen Bundesstaat Borno grenzt, ein Brennpunkt gewaltsamer Übergriffe durch Boko-Haram-Kämpfer. Nur einen Tag vor dem Angriff in Kamerun wurden im nigerianischen Grenzdorf Darul Jama am Abend des 5. September mindestens 55 Menschen getötet. Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um ehemalige Flüchtlinge, die erst kürzlich aus einem geschlossenen Lager in Bama unter der Voraussetzung, dass die Region sicher sei, dorthin umgesiedelt worden waren.
Ob ein direkter Zusammenhang zwischen den beiden Anschlägen entlang der nigerianisch-kamerunischen Grenze besteht, ist bislang unklar. Doch die zeitliche Nähe der Angriffe deutet darauf hin, dass sie entweder von derselben Gruppe ausgeführt wurden oder Teil einer koordinierten Strategie sein könnten, um gezielt Angst und Instabilität in der Grenzregion zu schüren.
Zwar werden die Angreifer allgemein als Boko Haram bezeichnet, doch die ursprüngliche Dschihadistenbewegung hat sich inzwischen in mehrere Fraktionen aufgespalten. Für den Überfall auf das nigerianische Dorf Darul Jama machen Beobachter Mitglieder der „Islamic State West Africa Province“ (ISWAP) verantwortlich – jene Splittergruppe, die heute als einflussreichster Ableger der einstigen Boko Haram gilt.
Christen in Kamerun durch Boko Haram unter Druck
Der Druck auf Christen, besonders auf christliche Konvertiten im nördlichen Teil Kameruns, wächst stark. Besonders betroffen ist die Region Adamaoua im Norden, aber auch einige Regionen im Osten Kameruns. Die Konvertiten werden von der Gesellschaft unter Druck gesetzt, zum Islam zurückzukehren. Milizen wie Boko Haram gefährden dauerhaft die Sicherheit der Bevölkerung und sind maßgeblich für die Vertreibung zahlreicher Christen verantwortlich. Ihr gewaltsames Vorgehen destabilisiert das bislang weitgehend friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen in Kamerun.
In den abgelegenen Regionen im Norden Kameruns sehen sich Christen zunehmend Bedrohungen durch ihr soziales Umfeld und ihre Gemeinschaften ausgesetzt. Sie erfahren Diskriminierung im Bildungsbereich sowie im Berufsleben und werden oftmals vom staatlichen Geheimdienst überwacht.
Zugleich ist das Recht auf freie Meinungsäußerung stark eingeschränkt. Die Regierung reagiert empfindlich auf tatsächliche oder vermeintliche Kritik. Darauf reagiert sie mit Sperren des Internetzugangs bis hin zu Verhaftungen von Kritikern. Vor allem im Norden agieren Sicherheitskräfte und Militär häufig ohne Konsequenzen, selbst wenn sie Zivilpersonen willkürlich festnehmen, misshandeln oder töten.