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Allerheiligen – Brauchtum und Hintergründe des Feiertags

Allerheiligen (lat. „Festum Omnium Sanctorum“) ist ein zentrales Hochfest im römisch-katholischen Glauben und ein kirchlicher Feiertag sowie in Teilen Deutschlands gesetzlicher Feiertag. Das Hochfest Allerheiligen gedenkt, wie es der Name bereits verrät, allen Heiligen des Christentums. Doch richtet es seine Gedanken nicht nur an die christlichen Märtyrer, die offiziell vom Papst heiliggesprochen wurden, sondern auch an die Menschen, die tief im christlichen Glauben verwurzelt waren und ihn im Verborgenen gelebt und verteidigt haben. Der Feiertag lädt dazu ein, innezuhalten sowie die Verstorbenen zu ehren und zu würdigen. Ebenso lebt in dem Hochfest Allerheiligen die sakrale Tradition des christlichen Glaubens. Um die Hintergründe und Brauchtümer von Allerheiligen zu verstehen und zu ehren, betrachten wir uns die Geschichte des Hochfestes, welche weit in die Anfänge des Christentums zurückreicht.

Ursprung von Allerheiligen

Bereits im 4. Jahrhundert wurde den Märtyrer, die aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und getötet wurden, an einem besonderen Tag gedacht. Dieser Tag war zunächst am ersten Sonntag nach Pfingsten als „Herrentag aller Heiligen“ zelebriert. Im Laufe der Kirchengeschichte vollzog das Hochfest einige Entwicklungen, so auch zu Beginn des 7. Jahrhunderts (13. Mai 609 oder 610), als Papst Bonifatius IV. das Pantheon in Rom der Jungfrau Maria sowie allen Märtyrern (lat. Sancta Maria ad Martyres) weihte. Dieses Pantheon war ursprünglich ein geweihtes Heiligtum der antiken Götter, doch nach der Umwandlung zur christlichen Kirche wurden in dem antiken Gebäude die Gebeine von vielen Märtyrern beigesetzt. In weiterer Folge legte Papst Bonifatius IV. das Hochfest auf den Freitag nach dem Osterfest, um dem engen Bezug zu Ostern und der Auferstehung gerecht zu werden. Im 8. Jahrhundert erweiterte Papst Gregor III. das Hochfest der Heiligen und weihte ihnen eine Kapelle in der Basilika St. Peter, welche auch unter dem Namen Petersdom bekannt ist. Das Hochfest legte er für die Stadt Rom auf den 1. November, worauf es sich in der gesamten Westkirche verbreitete und im 9. Jahrhundert von Papst Gregor IV. offiziell in den Kirchenkalender aufgenommen wurde.

Sakrale Tradition des Christentums im Brauchtum von Allerheiligen

Nach der Festlegung des Feiertags auf den 1. November verlieh Papst Gregor IV. dem Brauch und den Riten von Allerheiligen eine neue Autorität in der Form, wie wir sie heute kennen und zelebrieren. Das Hochfest wurde damit zu einem Symbol des Glaubens, das die wesentlichen Merkmale des Christentums widerspiegelt. So ist es Tradition, die Gräber und Ruhestätten der Angehörigen zu pflegen und mit Blumen zu versehen. Durch diese „Arbeit“ ist man den Verstorbenen näher und ehrt sie. Die Gestecke und Pflanzen werden mit grünen Tannenzweigen bedeckt. Dies hat neben dem praktischen Gedanken, die Pflanzen vor Frost zu schützen, auch eine spirituelle Bedeutung. Die grünen Zweige symbolisieren Hoffnung und das ewige Leben.

Ritual und Ablauf an Allerheiligen

Während der Liturgie des Gottesdienstes steht die Verehrung aller Heiligen im Mittelpunkt. Im Anschluss folgt der Gang auf den Friedhof und das Segnen der Gräber durch den Priester oder Diakon. Das Besprenkeln der Gräber mit Weihwasser oder Inzensieren mit Weihrauch dient hier als Erinnerung an die Taufe und ehrt die Totenruhe. Die Angehörigen entzünden Grablichter, was nicht nur ein Ritual an Allerheiligen, sondern auch ein Symbol für etwas ist, was tief im Glauben verwurzelt ist und im Glaubensbekenntnis gebetet wird. Die Auferstehung und das ewige Leben. Durch dieses Ritual ist die Verbundenheit der christlichen Tradition mit dem Volksglauben zu erkennen. Das Licht soll den Verstorbenen den Weg in eine „neue Welt“ weisen und ist im Christentum ein Zeichen für Leben und Auferstehung. Hier ist nicht die Auferstehung der Toten gemeint, sondern die Auferstehung der Seele, die in den Himmel aufsteigt. Das Flackern des ewigen Lichtes steht für die Gegenwart Gottes und soll an die Verstorbenen erinnern.

Die Verbundenheit von Allerseelen und Allerheiligen

Am 2. November, einen Tag nach Allerheiligen, feiert die katholische Kirche den Gedenktag aller Gläubigen. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen Allerheiligen und Allerseelen. Während die Gedanken an Allerheiligen den Heiligen gewidmet sind, beten wir an Allerseelen in Erinnerung für alle, die von uns gegangen sind. An diesem Tag gedenken wir ihres Todes und beten für die „armen Seelen“ im Fegefeuer. Das Gebet für die Toten ist tief im katholischen Glauben und der Liturgie verwurzelt, weshalb dem Tag eine besondere spirituelle Bedeutung zukommt. Es ist ein Tag des seelischen Innehaltens sowie des Gedenkens und ist geprägt von dem Wunsch des Friedens für die Toten und der Aufnahme in die himmlische Gemeinschaft. Allerseelen ist die Fortsetzung einer zweitägigen Gedenkfeier, die mit Allerheiligen beginnt. Auch wenn beide Feste in ihrer Komplexität tief mit dem christlichen Glauben verbunden sind, gibt es regionale Unterschiede in den Bräuchen.

Regionale Sitten und Bräuche an Allerheiligen

Eines ist in allen Bundesländern gleich: An diesem Tag wird den Verstorbenen eine besondere Zuwendung gegeben, die Erinnerung lebendig gehalten und Gräber gesegnet. Doch in den Traditionen und Riten gibt es dennoch Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Im Süden Deutschlands, besonders in Bayern, ist es Brauch, dass Allerheiligengebäcke verteilt werden. Das Gebäck besteht aus süßem Hefeteig und wird in drei Strängen zu einem Zopf geflochten. Nach einem Aberglauben folgt ein Unglück, sollte der Hefeteig nicht aufgehen oder der Zopf sich beim Backen verziehen. Kindern wurde früher ein Gebäck übergeben, die sich mit einer kurzen Fürbitte „Vergelt’s Gott für die armen Seelen“ bedankten. In Nordrhein-Westfalen hingegen ist es Brauch, die Gräber mit einer besonderen Hingabe und Liebe zum Detail zu schmücken, während man in Baden-Württemberg musikalisch begleitete Prozessionen vorfindet.

Allerheiligen, ein Feiertag mit unterschiedlichen Regelungen

Kirchlich ist Allerheiligen in jedem Bundesland ein Hochfest, doch aus gesetzlicher Sicht nicht überall ein Feiertag. Das Hochfest Allerheiligen ist tief in der Tradition des christlichen Glaubens verwurzelt, weshalb es in katholisch geprägten Bundesländern auch ein gesetzlicher Feiertag ist, an dem Geschäfte geschlossen und die meisten Bürger von der Arbeit befreit sind. Hierzu zählen die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Saarland. Allerheiligen gehört zudem zu den „stillen Feiertagen“. Das bedeutet, Tanzveranstaltungen, laute Musik, Volksfeste und Messen sind an diesem Tag nicht erlaubt. Lediglich Blumengeschäfte und Bäcker dürfen ihre Türen für die Kunden öffnen.

Halloween und Allerheiligen – ein schriller Gegensatz

Halloween und Allerheiligen, das klingt nach einem gravierenden Unterschied und doch ist beides eng miteinander verbunden. Während Halloween in Deutschland, besonders das Verkleiden als gruselige Gestalt, noch immer kritisch gesehen wird, gerät der ursprüngliche Brauch in Vergessenheit. Halloween ist eng mit dem Hochfest Allerheiligen verbunden, denn der Name „Halloween“ geht auf „all hallows eve“, also auf „Aller Heiligen Abend“ zurück. Im 16. Jahrhundert wurde vom katholischen Volk in Irland und Schottland am Vorabend von Allerheiligen ein Festmahl begangen. Nach dem Brauch gingen Kinder von Tür zu Tür, um Spenden zu sammeln. Irische Einwanderer brachten diesen Brauch letztlich nach Nordamerika, wo er schnell populär wurde. Seit den 90er Jahren ist Halloween endgültig in Deutschland angekommen, wo es mit Geisterumzügen und Partys gefeiert wird. Da Allerheiligen ein stiller Feiertag ist, kommt es in den Augen von Tanzklubbetreibern zu einem Konflikt. Für sie ist das Tanzverbot, welches durch den stillen Feiertag geboten ist, ein Dorn im Auge.

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