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Angst der Christen in der Türkei steigt

Die Türkei befindet sich aktuell in einer politischen Ausnahmesituation. Grund hierfür sind die anhaltenden Spannungen, die nach der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters und Oppositionsführers der CHP, Ekrem İmamoğlu, im Land herrschen. Die Regierung in Ankara erhöht den Druck auf die Oppositionellen. Immer wieder kam es zu Verhaftungen der politischen Gegner. CHP-Parteichef Özgür Özel sprach nach der Verhaftung von einem Putsch und warnte, dass sich das Land in einer entscheidenden Phase der Demokratie befinde. Wie aus einem Bericht der Agentur OSV hervorgeht, steigt die Angst der Christen in der Türkei durch die anhaltenden Spannungen. Papst Franziskus äußerte im vergangenen Jahr den Wunsch, zum 1.700-jährigen Jubiläum des Konzils von Nizäa eine Reise in die Türkei zu unternehmen.

Proteste und Polizeigewalt steigern die Angst der Christen in der Türkei

Die Proteste gegen Präsident Recep Tayyip Erdoğan nehmen nach der Verhaftung des beliebten Oberbürgermeisters von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, nicht ab. Berichte über Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten sind aus den Reihen diverser Menschenrechtsgruppen zu vernehmen. Michael O’Flaherty, der Menschenrechtskommissar des Europarats, mahnte die türkischen Behörden zur Verhältnismäßigkeit, nachdem der Oppositionspolitiker und stärkste Konkurrent Erdogans am 19. März verhaftet und von seinem Bürgermeisteramt enthoben wurde. Wie die CHP-Politikerin ließ die Regierung nach Medienberichten auch einen Anwalt des Rivalen festnehmen.

Eine anonyme Quelle berichtete gegenüber OSV, dass in der türkischen Verwaltung „kein wirkliches Verständnis für Demokratie“ vorhanden sei. Die aktuellen Ereignisse kämen für diejenigen, die das politische Geschehen in der Türkei beobachten, nicht überraschend. Die Politik, die Erdoğan verfolge, sei von „Nationalismus und Islam“ angetrieben. Viele Bewohner haben Angst vor den Konsequenzen, wenn sie sich dagegen wehren. „Selbst unter den westlichen Christen bleibt die Haltung zwiespältig“, heißt es weiter. Denn einerseits organisieren sie tränenreiche Gebetswachen für die Christen im Nahen Osten. Andererseits unterstützen sie politische Regierungen, „die eifrig Geschäfte mit der Türkei machen“.

Weiter erzählt die Quelle, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden möchte, dass die Kirche „nicht im direkten Visier von irgendjemandem“ stehe, da sie hier eine unbedeutende Präsenz sei. Doch die „Katholiken im ganzen Land haben jetzt Angst“, so die kirchliche Quelle gegenüber OSV. Auch sei es in katholischen Gemeinden noch zu keiner Verhaftung oder Sachbeschädigung gekommen. Auch Drohungen gegen das orthodoxe Ökumenische Patriarchat in Istanbul und andere christliche Konfessionen sind der Quelle unbekannt. Allerdings steigt die Angst der Christen in der Türkei, da sie von den zunehmenden Spannungen und der wirtschaftlichen Notlage des Landes betroffen sind.

Papstbesuch in der Türkei weiter offen

Papst Franziskus hatte die Türkei im November 2014 zum ersten Mal besucht. 2015 reagierte die Türkei jedoch verärgert auf eine Äußerung des Papstes über den Massenmord an den Armeniern und zog vorübergehend ihren Botschafter beim Heiligen Stuhl ab.

Nach einem Treffen zwischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan und dem orthodoxen Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus von Konstantinopel am 26. Dezember letzten Jahres wuchs die Hoffnung auf einen Besuch des Papstes in der Türkei anlässlich des 1.700-jährigen Jubiläums des Konzils von Nizäa, im heutigen Iznik. Bisher bestätigte der Vatikan noch keine Reise des Pontifex, auch wenn Franziskus seinen Wunsch äußerte, die Reise antreten zu wollen. Aufgrund der gesundheitlichen Situation des Papstes ist eine Türkei-Reise im Mai ohnehin fraglich.

In der Türkei kam es zu mehreren Übergriffen auf die katholische Kirche. Eines der schrecklichsten Beispiele ist die Messerattacke 2010 in Iskenderun auf den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese. Ebenso die Ermordung des italienischen Paters Andrea Santoro in seiner Kirche in Trabzon im Jahr 2006. Die Bemühungen der lokalen Kirchen, enteignete Ländereien zurückzuerlangen, erweisen sich als schwierig.

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