StartWeltPeru: Bischof kritisiert illegalen Goldabbau scharf

Peru: Bischof kritisiert illegalen Goldabbau scharf

Der illegale Goldabbau in Peru hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen und verursacht schwerwiegende ökologische und soziale Folgen. In abgelegenen Amazonasregionen zerstören illegale Goldgräber große Flächen des Regenwaldes, während giftige Chemikalien wie Quecksilber in die Gewässer gelangen und die Umwelt irreparabel schädigen. Gleichzeitig werden oft indigene Gemeinschaften ausgebeutet, die unter prekären Arbeitsbedingungen leiden und ohne Rücksicht auf ihre Rechte oder Lebensräume arbeiten müssen. Die Bekämpfung des illegalen Abbaus erfordert eine umfassende Strategie, die sowohl gesetzliche Maßnahmen als auch den Schutz von lokalen Ökosystemen und Menschenrechten berücksichtigt. Am Dreikönigssonntag hielt Bischof Miguel Angel Cadenas eine Brandrede, die den illegalen Goldabbau auf das Schärfste kritisierte.

Ökologische und gesundheitliche Folgen des illegalen Goldabbaus

Seit vielen Jahrzehnten zerstört der illegale Goldabbau die komplexen Ökosysteme des Amazonasgebiets. Das Problem dabei ist nicht der eigentliche Eingriff in die Natur durch den Abbau, sondern die Art und Weise. Denn beim Goldabbau wird das hochgiftige Metall Quecksilber in riesigen Mengen verwendet, um Gold von herkömmlichen Steinen, Sand und anderen Materialien zu trennen. Dies gelingt durch die Bildung einer Legierung des Golds. In der Folge wird das Quecksilber nach der Extraktion ohne Vorsichtsmaßnahmen und achtlos geschmolzen, wodurch es fast vollständig in die Umwelt gelangt. Quecksilber ist hochtoxisch für den menschlichen Körper, insbesondere in seiner organischen Form, wie Methylquecksilber, das durch Nahrungsketten übertragen wird. Es kann über den Atemtrakt, den Verdauungstrakt oder die Haut aufgenommen werden und sich in verschiedenen Organen, besonders im Gehirn, den Nieren und der Leber, anreichern. Das starke Nervengift kann auch biologische Membranen durchdringen.

Da es kein Gegengift gegen das toxische Schwermetall gibt, bleiben Vergiftete schwer geschädigt. Vor allem die indigene Bevölkerung kämpft mit den Herausforderungen und leidet unter dem Goldabbau. Die Flüsse im Amazonasgebiet gehören zu den wichtigsten Lebensgrundlagen der indigenen Gemeinschaften. Dort waschen sie sich, fischen ihre Nahrung. Das Wasser nutzen sie auch als Trinkwasser. Genau hier ist das Problem. Die Flüsse werden durch den illegalen Goldabbau vergiftet, da in ihnen das Gold geschürft wird. Das Quecksilber gelangt in die in den Flüssen lebenden Fische und durch den Verzehr in den Körper. In einer 2019 an der indigenen Munduruku-Bevölkerung am Tapajos durchgeführten Studie erkannte man, dass der Quecksilberwert bei 57,9 Prozent der Menschen die Maximalgrenzen überstieg. Das Quecksilber zerstört die Funktionen des Nervensystems, ruft Nierenschäden, Atemnot und Seh- oder Hörstörungen hervor. Besonders schwangere Frauen und Kleinkinder sind gefährdet, da das Quecksilber die Entwicklung des Fötus beeinträchtigt und häufig zum Tod führt.

Illegaler Goldabbau nimmt zu

Der Goldabbau ist aus diesen Gründen in den Gebieten der indigenen Gemeinschaft streng verboten. Doch das Verbot wird nicht nur ignoriert, sondern der illegale Goldabbau wird von der Bundespolizei größtenteils untätig toleriert. Dies führt zu Konflikten zwischen den Goldgräbern und der indigenen Bevölkerung. Wer sich den Goldgräbern widersetzt, wird Opfer von Gewalt oder sogar getötet. Besonders stark nahm der illegale Raubbau während der Corona-Pandemie zu, als viele Menschen ihre Arbeit verloren. Goldabbau ist für die Menschen ein lukratives Geschäft, was deshalb die Arbeitslosen anzieht. Das Amazonas-Gebiet ist bekannt für das hohe Goldaufkommen. So schätzt die Bergbaugesellschaft Pacific Rim das Goldvorkommen alleine im kleinsten Land Südamerikas, El Salvador, auf mehr als 400 Tonnen. Zur gleichen Zeit steigt der Goldpreis, was das Gold für die Goldgräber noch lukrativer macht.

Bischof fordert ein Ende der Geldgier

Der Bischof der 1,2 Millionen Einwohner großen Amazonas-Diözese engagiert sich für den Schutz der indigenen Bevölkerung. Der Anteil der katholischen Einwohner in der Diözese beträgt mehr als 85 Prozent. Für den Einsatz, den er und seine Mitarbeiter leisten, erhalten sie Morddrohungen, was ihn aber nicht von seinem Engagement abbringt. Für seine Arbeit bekommt er Unterstützung vom Netzwerk „Christen in Not“.

In einer Brandrede am Dreikönigssonntag kritisierte er die Ausbeutung der indigenen Gemeinschaften und die Geldgier. Zugleich forderte er mehr Menschlichkeit. Man müsse darüber nachdenken, dass man am Amazonas, einem wassereichen Gebiet, lebt, dort aber kein sauberes Trinkwasser habe. „Die Heiligen Drei Könige waren nicht auf der Suche nach Herodes, einer Autorität, die in einem Palast wohnt, sondern auf der Suche nach etwas, das es wert ist, angebetet zu werden. Das haben sie nicht in einem Palast gefunden, sondern in der Peripherie, in der Armut“, so der Bischof. Weiter mahnte er, Macht und Geld nicht über das Wohl und das Leben der indigenen Gemeinschaften zu stellen.

Larissa Eckert, eine Mitarbeiterin des Netzwerks „Christen in Not“, fördert derzeit den Aufbau eines Projekts zum Schutz der indigenen Bevölkerung. Der Anblick spielender Kinder in den Amazonas-Nebenflüssen, wie dem Marañón oder Nanay, machte sie betroffen. Denn das Quecksilber, welches für den Goldabbau eingesetzt wird, „vergiftet das Wasser, die Fische und das sensible Ökosystem des Regenwaldes“, sagte sie in einer Pressemitteilung.

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