Gute Nachrichten erreichen uns kurz nach Weihnachten aus dem von Verfolgung gequälten Burkina Faso. Denn trotz der wiederholten Terroranschläge, die katholische Gläubige in Burkina Faso durch islamische Extremisten erleiden, stieg die Zahl der Berufungen zum Priestertum in den letzten Jahren. Auffällig hierbei ist, dass besonders in Diözesen, die in den sogenannten „Gefahrenzonen“ liegen, ein enormer Anstieg verzeichnet wird. So stammen fast 40 Prozent der Seminaristen aus den Gebieten, die am stärksten von Terrorismus und Gewalt bedroht sind.
Großer Anstieg der Berufungen zum Priestertum nach terroristischer Gewalt
Bereits im Jahr 2019 stieg die terroristische Gewalt in Burkina Faso und sorgte für erhebliche Zerstörungen. Aus Angst vor Angriffen und Gewalt können viele Seminaristen während der Ferien nicht nach Hause zurückkehren, erklärt Pater Guy Moukassa Sanon, der Rektor des Seminars. Eine Rückkehr in ihre von islamistischer Gewalt bedrohten Heimatgebiete bedeute „Lebensgefahr“. Daher verbringen sie diese Zeit entweder in Diözesanzentren oder bei Gastfamilien. Viele Kommilitonen, die in sichereren Regionen leben, laden ihre Mitseminaristen dazu ein, die Ferien bei ihnen zu verbringen. Wie gefährlich es für die Seminaristen sein kann, wenn sie zu ihrer Familie zurückkehren, erzählt Pater Moukassa. So berichtet der Rektor von einem Philosophie-Seminaristen im dritten Jahr, der Opfer der Gewalt wurde.
Dieser Seminarist wählte trotz Warnungen einen von den Terroristen gesperrten Weg, um seinen Vater zu besuchen, erzählte der Pater. Doch sein Ziel erreichte er nie, und es fehlt weiterhin jede Spur von ihm. Seine Familie ist fest davon überzeugt, dass er ermordet wurde. Andere Seminaristen haben nur knapp überlebt, ergänzte Moukassa. Trotz der tragischen Vorfälle hob der Rektor hervor, dass es vor allem die engagierte Berufungsarbeit war, die einen bedeutenden Einfluss auf den Anstieg der Priesteramtskandidaten hatte. Er betonte, dass die Einfachheit des Lebens in Burkina Faso besonders gut geeignet sei, damit junge Männer ernsthaft darüber nachdenken können, ihr Leben dem Dienst an Gott und seiner Kirche zu widmen. Nach Angaben der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not“ stieg die Zahl der Priesteramtskandidaten im Seminar St. Peter und Paul von 254 im akademischen Jahr 2019/20 auf 281 im Jahr 2024/25.
Einheit und Gemeinschaft im Angesicht von Terror
Ein großer Vorteil für Burkina Faso sei es, dass das Land nicht säkularisiert sei wie Europa. Dadurch sei es einfacher, Berufungen zu inspirieren als in einem materialistischen Kontext, erklärte der Pater. Der große Anstieg der Berufungen zum Priestertum führte dazu, dass das Seminar 22 Seminaristen außerhalb der Hauptwohnheime unterbrachte. Elf weitere mussten in ein Seminar in Mali geschickt werden, fügte der Rektor hinzu. Moukassa erklärte, dass die Ortskirche alles unternimmt, um den Seminaristen eine hochwertige Ausbildung gewährleisten zu können. Es sei wichtig, dass zukünftige Priester ein authentisches Zeugnis ihres Glaubens ablegen können, betonte er. Weiter hob der Pater den großen Wert hervor, zukünftige Priester zu Aposteln der Brüderlichkeit und Einheit zu erziehen. Das sei besonders in einem Kontext wie dem von Burkina Faso von großer Bedeutung, wo die katholische Minderheit vor den Terroranschlägen keine Konflikte mit der muslimischen Mehrheitsbevölkerung hatte.
Viele Seminaristen haben muslimische Eltern, und obwohl dies anfangs für Enttäuschung sorgte, stellte sich dies letztlich nicht als Problem heraus. Doch ohne Vorsicht könnte heute der soziale Zusammenhalt gefährdet sein, warnte der Rektor. Deshalb sei es entscheidend, Priester auszubilden, die den Gemeinschaftsgeist fördern, erklärte Moukassa. Die Kirche nehme er dabei in die Pflicht, sich für die Einheit in der Gesellschaft einzusetzen. „Oft erkennen wir den Wert von etwas erst, wenn wir es verloren haben. Wenn man hier jemanden fragt, was er sich zu Weihnachten wünscht, wird er Frieden sagen. Möge die Gnade des Jesuskindes alle Herzen erreichen“, schloss Moukassa.