Das traditionalistische Institut St. Philipp Neri besteht seit über 20 Jahren in Berlin und wurde seither von Propst Gerald Goesche geleitet. Doch nach dieser langen Zeit musste der 63-jährige Priester Goesche sein Amt als Oberer des Instituts „aus gesundheitlichen Gründen“ niederlegen. Wie die Gemeinschaft am Sonntag mitteilte, wählten die Mitglieder des Instituts am 28. November Pater Marco Piranty ISPN mit „sofortiger Wirkung“ zum Nachfolger. Der 45-jährige trat dem Institut im Jahr 2013 bei, nachdem er 2010 im Erzbistum München und Freising zum Priester geweiht wurde. Zuvor studierte der Niederbayer Theologie in Regensburg, München und Rom.
Propst Gerald Goesche: Knallharter Kritiker und Gründer
Das Institut St. Philipp Neri wurde im Jahr 2003 von Gerald Goesche gegründet und widmet sich der Bewahrung der katholischen Tradition. So feiern sie die Liturgie nach den traditionellen liturgischen Büchern. Diese waren bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil noch auf der ganzen Welt in Gebrauch. Die päpstliche Kommission Ecclesia Dei errichtete die Gemeinschaft offiziell im Jahr 2004. Goesche wurde nicht nur durch die Gründung der traditionalistischen Gemeinschaft bekannt. Denn auch seine kritische Haltung gegenüber der Corona-Politik im Jahr 2020 sorgte für Aufsehen. In diesem Zusammenhang zog er im Frühjahr im Kampf gegen das durch die Politik erlassene Gottesdienstverbot bis vor das Bundesverfassungsgericht, wo er jedoch unterlag.
Wenig später erklärte er seinen Widerstand gegen vereinzelte Maßnahmen der Corona-Politik und äußerte Verschwörungsmythen. So warf er der Regierung vor, die Folgen und Gefahren des Virus bewusst dramatisiert zu haben, um von anderen Krisen abzulenken. In der Corona-Politik sah er eine Gefahr für die Religionsfreiheit, wie er gegenüber dem Online-Magazin Corrigenda berichtete. „Es ist jede Art von Freiheit in Gefahr, weil es eine Zeitgeist-Anbetung gibt, die alles andere erstickt“, so Goesche. In der Regierung sah er Leute, „die sich den Staat mit ihren Ideen zur Beute gemacht“ haben. Doch nicht nur gegenüber der Politik zeigte sich Goesche als knallharter Kritiker, sondern auch Papst Franziskus sah er kritisch. Franziskus kritisierte er scharf als dieser 2021 mit motu proprio traditionis custodes die Messfeier nach dem Alten Ritus stark einschränkte. In einem Rundbrief bezeichnete Goesche den Papst als „modernen Tyrannen“, der sein Recht „zum Schaden der Kirche“ durchsetzen will.
Institut St. Philipp Neri unter neuer Leitung
Nach dem Rücktritt von Gründer und Propst Goesche reagierten die Mitglieder und wählten Pater Marco Piranty mit „sofortiger Wirkung“ zum neuen Leiter des Instituts. Piranty zeigte sich in einer Ansprache dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen seiner Mitbrüder. Weiterhin sieht er mit der ersten Propstwahl seit der Gründungs- und Aufbauphase den Übergang in den Alltag und die Normalität. „Auch in dieser Phase wird es an Herausforderungen nicht fehlen“, sagte der neue Propst. Doch er sei zuversichtlich, „dass sie mit Gottes Hilfe und der Hilfe aller Mitbrüder und Mitarbeiter. Aber auch die Unterstützung der zahlreichen Wohltäter, tagen ihren Teil dazu bei, so Piranty. Zudem dankte er dem Altpropst Goesche, „der über zwei Jahrzehnten hinweg dem Institut St. Philipp Neri ein Gesicht und eine unverwechselbare Gestalt gegeben hat“, erklärte Piranty zum Abschluss.