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Die Taufe – Ein Mittel, Geschenk und Auftrag

In einem Interview mit Communio spricht der Prälat von Trondheim und Vorsitzende der nordischen Bischofskonferenz, Erik Varden, über die „gesegnete Objektivität“ der Taufe. Darin ruft er die Menschen dazu auf, sich der Gnade der Taufe bewusst zu werden und „diesen Samen der Gnade einfach wachsen zu lassen“. Die Taufe sei viel mehr als nur die Eingliederung in die Institution der Kirche. Sie sei ein Werkzeug, um Zugang in den Leib Christi zu erhalten. Auffällig jedoch ist, dass viele Menschen diesen Zugang erst später in ihrem Leben erfahren, erklärt der Trappistenmönch.

Die Taufe und ihre Bedingungen

In der jüngeren Vergangenheit ist ein Rückgang der Kindertaufen zu verzeichnen – wenig verwunderlich angesichts der rückläufigen Kirchenmitgliedszahlen. Dennoch steigt die Zahl der Erwachsenentaufen deutlich an. Diese Tatsache ist eine „sehr positive Sache“, da die Menschen sich gezielt dafür entscheiden und sich aus freien Stücken taufen lassen. Es ist besonders, weil sie sich der Gnade bewusst sind, die sie durch die Taufe empfangen, erklärt Varden. Natürlich sei es traurig, „dass Kinder ohne den inneren Kompass“, den die Taufe darstellt, und ohne die Quelle der Gnade aufwachsen müssen. Umso wichtiger sei es, den Kindern ein lebendiges Umfeld zu schaffen, in dem der Glaube präsent ist. Die Getauften haben also auch die Aufgabe, die Sendung als Zeugen wahrzunehmen. Die Situation der rückläufigen Kindertaufen ist auch im Norden Europas wiederzuerkennen.

Deshalb sei es wichtig, zu erkennen, dass die Taufe ein „sicherer Kanal der Gnade“ ist, aber diese Gnade auch jenseits aller Parameter wirkt. Für den Trappistenmönch sei es deshalb die Aufgabe, zu erkennen, wo die Gnade wirkt, mit ihr zusammenzuarbeiten und ihr nicht im Weg zu stehen.Dabei sei die Taufe an ganz vielfältige Bedingungen geknüpft. So gab es seit jeher ein Katechumenat, das der Taufe vorausging. Diese Ausbildung, von den Vätern Mystagogie genannt, sei eine Einführung in das Geheimnis, so Varden. Menschen, die im Erwachsenenalter die Taufe empfangen, seien auf der Suche nach dieser Ausbildung. „Sie sind hungrig danach“, erklärte der Prälat. Deshalb spreche er bei den Bedingungen weniger von großen Barrieren, sondern vielmehr von „einer Verpflichtung, den ganzen Reichtum, den das Sakrament enthält und mit sich bringt, zu teilen“.

Eingliederung in den Leib Christi

Jeder müsse sich bewusst sein und werden, dass die Zugehörigkeit „zum mystischen Leib der Kirche“ auch die Zugehörigkeit zum konkreten Leib bedeutet. Es sei das Privileg und die größte Freude für den Seelsorger zu sehen, wie sich die Gnade „im Leben manifestiert“. Dabei wirkt sie sich auf ganz verschiedene Weise aus. „Der Geist weht, wo er will und wie er will“, führte Varden aus. Er würde es niemals wagen, die Taufe mit einem standardisierten Verlauf zu beschreiben. Dennoch sieht er wie bei allen Sakramenten die Objektivität der Gnade. So habe er stets die Gewissheit, dass die Sakramente stets die Gnade vermitteln, für die sie bestimmt sind. Jedoch müsse er die Menschen in der Verantwortung sehen, „der Verwirklichung der Gnade zuzustimmen, die ihnen als Potenzial eingepflanzt wurde“.

Um zu verstehen, was es bedeutet, in den Leib Christi eingegliedert zu werden, ist es hilfreich, sich mit dem Begriff der Mystagogie auseinanderzusetzen. Dieser Begriff beschreibt den Zugang zu einem Mysterium. Ein Mysterium, „nicht nur als ein gedankliches Rätsel, sondern als ein persönliches Mysterium, als die Tatsache des Emmanuel, des Gottes mit uns“, erklärt Varden. Das bedeute im paulinischen Sinne, ein Glied des Leibes zu werden und dadurch die Möglichkeit zu erhalten, zu entdecken, was es heißt, im Leib Christi zu leben. Es ist also ein zentraler Ausdruck dafür, durch die Taufe „auf eine intime und persönliche Weise in das Geheimnis Christi eingefügt“ zu werden. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Taufe nicht rückgängig gemacht werden kann. Was es bedeutet, in Christus zu leben, kann Varden nur andeuten, indem er auf die Persönlichkeit Christi verweist.

Die Taufe als Mittel gegen Hoffnungslosigkeit

So ist es wichtig, sich an das Wort Gottes zu halten. Denn so bekäme man eine Ahnung der Persönlichkeit Christi in ihrer Länge, Tiefe und Höhe, wie sie im Alten Testament offenbart wird. Die Aufnahme in den Leib Christi bedeute, diesen Dimensionen in meinem eigenen Wesen zuzustimmen und sie zu erfahren, so Varden. Die Taufe liefert die Grundlage dafür, in den Leib Christi in das ewige Leben aufgenommen zu werden. Doch aus seinen Erfahrungen der Beichte und Seelsorge bemerkt er, dass viele Menschen die Grundlage vergessen. Sie bekommen das Gefühl, bei Null zu beginnen, erklärt der Vorsitzende der nordischen Bischofskonferenz. Deshalb sei die Firmung etwas, was sie an die Gnade, die sie erhalten haben, erinnert. Die Taufe ist auch unabhängig von der Firmung gültig, aber sie sei „ein Weckruf, eine Herausforderung und Aufforderung“. Sie weist stets auf die erhaltene Quelle der Gnade hin.

So fordert sie zu einer Entscheidung auf: „Was wirst du damit tun?“ Wie kann man „Glück, Freiheit und Fruchtbarkeit“ für sich erreichen und dabei ein Segen für andere sein? Dies sei ein Aspekt des christlichen Lebens, den es zu betonen gilt, sagte Varden. Als Seelsorger erkennt er in Gesprächen die Hoffnungslosigkeit der Menschen. Die Taufe ist etwas, das gegen diese Hoffnungslosigkeit hilft. Es ist traurig zu sehen, wenn ein 17-Jähriger das Gefühl hat, schon alles erlebt zu haben. Deshalb versucht er stets, die Menschen anzustacheln, nach vorne zu blicken, ihnen etwas zu geben, worauf sie sich freuen können. Ein Satz, der dabei hilft, den Menschen die Freude zurückzubringen, lautet: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“, führte Varden aus.

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