Das Heilige Land ist überschattet von Gewalt und Konflikten. Doch im Schatten der Auseinandersetzungen stehen viele Menschen in Ostjerusalem vor einer weiteren Herausforderung. So blickt die deutsche Gruppe von „pax christi“ besorgt auf die Vertreibung in Ostjerusalem. Viele Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen, weil diese einem touristischen Archäologiepark zum Opfer fallen. Die israelische Regierung bemüht sich, im Hintergrund des terroristischen Angriffs der Hamas und dem „Gaza-Krieg“ den demographischen Charakter Ostjerusalems dauerhaft zu verändern.
Vertreibung in Ostjerusalem im Schatten des Nahost-Konflikts
Der Nahost-Konflikt an sich stellt die Menschen im Heiligen Land vor kaum lösbare Aufgaben. Die Vertreibung in Ostjerusalem verstärkt die Herausforderungen der Bevölkerung zusätzlich. Im Zuge der Vertreibung kommt es laufend zu Hauszerstörungen. Die Vertreibung der Palästinenser sowie die Zerstörung von Wohnraum „stellen einen klaren Bruch der 4. Genfer Konvention dar.“ Darauf macht der Nahost-Verantwortliche Marius Stark aufmerksam. Mit einem Appell an die deutsche Regierung fordert er daher, „den Druck auf die israelische Regierung“ zu erhöhen. Die Maßnahmen, die ergriffen werden sollen, sind vielfältig. So gehört dazu ein Waffenembargo sowie das Einfrieren der Kooperation und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen. Diese Sanktionen sollen solange gelten, „bis die israelische Regierung internationales Recht einhält.“
Besonders von der Enteignung und Vertreibung betroffen ist derzeit die palästinensische Bevölkerung im Ostjerusalemer Stadtteil Silwan. Verschiedene radikale Siedlerverbände wie die Organisation ELAT, die israelische Stadtverwaltung sowie die israelische Regierung arbeiten nach Berichten von „pax christi“ dabei eng zusammen. Bereits zu Beginn des Jahres 2024 begann man in der Silwaner Nachbarschaft Al Bustan mit zahlreichen Gebäudeabrissen. Zudem sind noch weitere Häuser zum Abriss vorgesehen. Die dafür notwendigen Abrissbescheide liegen bereits den Hauseignern vor.
Zerstörung von Wohnraum ohne Ausweichmöglichkeit
Alleine im Ortsteil Al Bustan, wo ein touristischer Archäologiepark entstehen soll, stehen 115 Häuser mit 1500 palästinensischen Bewohnern zur Disposition. So wuchs nach Berichten der israelischen NGO „Israeli Committee Against House Demolition“ alleine im Oktober und November die Vertreibung in Ostjerusalem stark. So wurden dort 38 Wohngebäude oder Erweiterungsbauten abgerissen, wodurch viele Menschen vertrieben wurden. Doch nicht nur der Abriss von Wohnhäusern ist ein großes Problem. Auch der Abriss von Sozial- und Kulturzentren, beispielsweise im Stadtteil Silwan, betraf 563 Menschen. Der Hintergrund der Zerstörungen in diesem Zeitraum waren fehlende Baugenehmigungen, die der palästinensischen Bevölkerung von den israelischen Behörden grundsätzlich nicht erteilt werden.
Der Wohnraum-Konflikt geht bis ins Jahr 1967 zurück, und das, „obwohl die Jerusalemer Gesamtbevölkerung zu fast 40 % aus Palästinensern besteht.“ Dennoch „weigert sich Israel, den palästinensischen Landeignern die Möglichkeit zu geben, neuen Wohnraum zu schaffen“, erklärte Stark. So wurde nach der Besetzung des Westjordanlands, von Gaza, der Galonhöhe sowie Ostjerusalem, Ostjerusalem von Israel im Jahr 1980 völkerrechtswidrig annektiert. Ab 1948 war Ostjerusalem ein palästinensischer Stadtteil. Die jüdische Bevölkerung, die vor 1948 in Ostjerusalem lebte, wurde nach Westjerusalem umgesiedelt, oft in Häuser, die zuvor palästinensischen Eigentümern gehörten. Diese palästinensischen Eigentümer wurden ihrerseits nach Ostjerusalem verlagert.