Rund zweieinhalb Jahre kämpfte eine nigerianische christliche Mutter von fünf Kindern vor Gericht um ihre Religionsfreiheit. Nun hat ein Richter im nordöstlichen Bundesstaat Bauchi die 47-jährige Rhoda Jatau vom Blasphemie-Vorwurf vollständig freigesprochen. Das teilte ihr Anwaltsteam in einer Pressemitteilung bei ADF International vom 19. Dezember mit. Eine mögliche Verurteilung hätte enorme Auswirkungen auf die fünffache Mutter haben können, denn im Bundesstaat Bauchi stellt Blasphemie ein Verbrechen dar, das mit der Hinrichtung bestraft wird. „Wir sind Gott dankbar für Rhodas vollständigen Freispruch und ein Ende der Tortur, die sie viel zu lange ertragen musste“, so Sean Nelson, Rechtsberater von ADF International. Weiter erklärte er, dass niemand „für seine friedliche Meinungsäußerung bestraft werden sollte“. Sie seien zwar dankbar über den Freispruch, „aber Rhoda hätte gar nicht erst verhaftet werden dürfen.“
Nach Blasphemie-Vorwurf: Jahrelange Tortur und Gefängnisaufenthalt
Der Sieg vor Gericht nach dem Blasphemie-Vorwurf gab ihm Kraft, und so kündigte er an, dass sie sich weiter „für Gerechtigkeit für Christen und andere religiöse Minderheiten in Nigeria“ einsetzen werde. Er kämpfe für diejenigen, „ die zu Unrecht inhaftiert sind und von den drakonischen Blasphemiegesetzen geplagt werden“. Ein Anwalt der nigerianischen ADF, der anonym bleiben möchte, zeigte sich dankbar über die Nachricht des Freispruchs. „Nach zweieinhalb Jahren Tortur, darunter 19 lange Monate im Gefängnis, sind wir froh, dass Rhoda endlich von jeglichem Fehlverhalten freigesprochen wurde. Wir danken allen, die für Rhoda gebetet haben, und wir bitten um ihr anhaltendes Gebet, während die Nigerianer sich weiterhin gegen die Verfolgung wehren.“
Zur Verhaftung Jataus kam es am 20. Mai 2022 durch die nigerianischen Behörden, nachdem sie ein Video mit ihrer Arbeitskollegin geteilt hatte. Darin ist ein Muslim zu sehen, der die Ermordung einer nigerianischen christlichen College-Studentin, Deborah Emmanuel Yakabu, anprangerte. Ein Mob islamistischer Studenten zerrte Yakabu aus ihrem Versteck, anschließend zu Tode gesteinigt und ihr Körper verbrannt. Nach Berichten beschuldigte man sie der Blasphemie, nachdem sie in den sozialen Netzwerken gepostet hatte, dass Jesus ihr geholfen habe, die Prüfung zu bestehen. Nachdem die Öffentlichkeit von Jataus Aktion erfuhr, forderten laut Berichten von Light Bearer News viele ihren Tod. So postete eine muslimische Gruppe ein Bild von ihr und bezeichnete Jatau als „diejenige, die Gott verflucht hat“.
Blasphemiegesetze sorgen für internationales Aufsehen
In Folge der Forderungen entstanden Unruhen, bei denen 15 Christen schwer verletzt und mehrere Gebäude niedergebrannt wurden, so Light Bearer News. Die Ermordung der christlichen Studentin Yakabu fand acht Tage vor Jataus Verhaftung statt. Jatau durfte zunächst nicht auf Kaution freigelassen werden, weshalb sie 19 Monate im Gefängnis verbrachte. Ausgangspunkt war eine Anzeige ihrer Kollegen vom Primary Health Board wegen ihres Posts. Bis Dezember 2023 musste Jatau „in Isolationshaft verbringen“.
Im Laufe des Prozesses versuchten ihre Anwälte, die Klage wegen Blasphemie-Vorwurf fallenzulassen. Doch der Richter des Bundesstaats Bauchi lehnte dies aufgrund mangelnder Beweise, die die Behauptungen der Staatsanwaltschaft untermauern könnten, ab. Die Nachricht vom Freispruch kam nach internationalen Reaktionen und Aufrufen von ADF International sowie anderen Religionsfreiheitsaktivisten. Im Namen von Jatau hatten auch Experten der Vereinten Nationen einen gemeinsamen Brief an die nigerianische Regierung gesendet. Darin verurteilten sie die Blasphemiegesetze des Landes.