Castel Gandolfo ist ein malerisches Dorf südöstlich von Rom. Rund 20 Kilometer von der italienischen Hauptstadt entfernt liegt dort die ehemalige Sommerresidenz der Päpste mit einer 55 Hektar großen Gartenanlage. Das päpstliche Anwesen ist eine sogenannte Exklave (ein Teil eines politischen Gebiets) der Vatikanstadt. Zum Anwesen gehören unter anderem der Apostolische Palast, die Villa Cybo, die Villa Barberini und sogar ein kleiner Bauernhof mit einer großen Grünfläche, die für den landwirtschaftlichen Anbau genutzt wird. Bei einem Feiertagsausflug an Christi Himmelfahrt besuchte Papst Leo XIV. das Anwesen von Castel Gandolfo.
Castel Gandolfo – Sommerresidenz der Päpste
Castel Gandolfo liegt mitten in den Albaner Bergen in der Nähe des Albaner Sees. Von den Päpstlichen Villen aus hat man einen wunderbaren Blick auf den durch vulkanisches Gestein entstandenen Lago Albano. Die Residenz ging im Jahr 1596 durch eine Verbindlichkeit von der Familie Savelli in den Besitz des Vatikans über. Im 17. Jahrhundert ließ Papst Urban VIII. das Anwesen durch den Architekten Carlo Maderno zum Apostolischen Palast umbauen. Fortan diente dieser den Päpsten als Residenz, in der sie ihren Sommerurlaub verbrachten. Das beeindruckende Gebäude wurde – nachdem Papst Franziskus seit dem Jahr 2016 auf Urlaube in der Sommerresidenz verzichtete – in ein Museum umgewandelt und für Besucher zugänglich gemacht.
Besonders im Heiligen Jahr strömen Millionen von Pilgern nach Rom, um durch die Heilige Pforte des Petersdoms zu treten und sich in Frömmigkeit zu üben. Doch auch die ökologischen Attraktionen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Diese befinden sich allerdings gut eine Autostunde südöstlich der Vatikanstadt in Castel Gandolfo.
„Borgo Laudato Sí“ – Chance für Benachteiligte
Das 55 Hektar große Gelände wurde nach den Wünschen von Papst Franziskus zu einem Zentrum ökologischer Landwirtschaft und Bildung umgewandelt. Dort erhalten ehemalige Sträflinge und Drogenabhängige, Menschen mit Behinderungen, Jugendliche, Migranten und sozial benachteiligte Menschen einen Ort der Arbeit und Bildung. Die Umgestaltung zum ökologischen Zentrum wurde im Februar 2023 von Papst Franziskus beschlossen. Der Name des Zentrums, „Borgo Laudato Sí“, ist an seine im Jahr 2015 veröffentlichte Umwelt-Enzyklika angelehnt.
In seiner Enzyklika „Laudato Sí – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ greift Papst Franziskus viele Gedanken früherer Päpste auf und vertieft diese. Er zitiert im ersten Abschnitt der Enzyklika den Sonnengesang des heiligen Franziskus von Assisi. Darin heißt es: „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“ Er erwähnt auch die erste Enzyklika des heiligen Papstes Johannes Paul II., in der dieser zu einer weltweiten ökologischen Umkehr aufruft. Der Vorgänger von Papst Franziskus, Papst Benedikt XVI., der im ersten Jahr nach seiner Abdankung noch ein paar Sommertage in der Residenz in Castel Gandolfo verbracht hatte, erneuerte die Aufforderung, die Natur mehr zu achten, und sieht die „Beschädigung der Natur“ eng verbunden mit der „Kultur, die das menschliche Zusammenleben gestaltet“.
In Anbetracht dieser Zitate der vorangegangenen Päpste führt Papst Franziskus deren Gedanken fort und setzt sich durch den ökologischen Umbau des großen Anwesens ganz bewusst für den Schutz von Natur und Umwelt ein. Es ist auch ein Zeichen dafür, wie der Mensch im Einklang mit der Natur leben kann.
Feiertagsausflug an Christi Himmelfahrt
Mit einem Feiertagsausflug an Christi Himmelfahrt besuchte Papst Leo XIV. das Anwesen von Castel Gandolfo und dabei auch das Gelände des neuen ökologisch-sozialen Projekts „Borgo Laudato Sí“. Kardinal Fabio Baggio, der Untersekretär im vatikanischen Dikasterium für ganzheitliche Entwicklung, der für das Projekt zuständig ist, begleitete ihn. Am Abend teilte der Vatikan mit, dass der Besuch mit einem stillen Gebet im Gartenbereich begann, der der Jungfrau Maria gewidmet ist. Dieser Teil des päpstlichen Anwesens ist ein historischer Rückzugsort, der über viele Jahrhunderte von Päpsten geschätzt wurde.
Im Anschluss daran begab sich der Papst in die Gärten des Belvedere, wo er sich ein Bild vom Stand der letzten Vorbereitungen zur vollständigen Eröffnung des „Borgo Laudato Sí“ machte. Ein besonderer Moment des Besuchs war der Aufenthalt am Kryptoportikus – den unterirdischen Ruinen des Audienzsaals von Kaiser Domitian. Dort erinnerte Papst Leo an die mutige Entscheidung von Papst Pius XII., der während des Zweiten Weltkriegs nach der Bombardierung der Region Castelli Romani über 12.000 Menschen auf dem Gelände Schutz gewährte. Der weitläufige Kryptoportikus bot damals vielen Familien Zuflucht vor den Kriegseinwirkungen.
Zum Abschluss seines Besuchs machte Papst Leo noch Station im Apostolischen Palast sowie in der geschichtsträchtigen Villa Barberini. Am Nachmittag kehrte er schließlich in den Vatikan zurück.