Mit Musik der Augsburger Domsingknaben und des Bläserensembles der Dommusik, buntem Blumenschmuck und in stiller Andacht feierte der Augsburger Bischof Bertram Meier das Hochfest Fronleichnam. Rund 1000 Gläubige versammelten sich zum Gottesdienst und zur Fronleichnamsprozession durch die Augsburger Innenstadt und im Dom. Die festliche Stimmung und die große Teilnehmerzahl waren ein sichtbares Bekenntnis zum katholischen Glauben. „Fronleichnam ist etwas Besonderes“, betonte der Augsburger Bischof, der die Predigt auch dazu nutzte, klare Worte gegen Extremismus zu finden und eine Absage an menschenverachtende sowie demokratiefeindliche Gruppen zu fordern.
Fronleichnamsprozession: Absage an den Extremismus
Bischof Meier richtete in der Predigt neben der Glaubensbotschaft auch einen gesellschaftspolitischen Appell an die Gläubigen. So warnte er eindringlich vor extremistischen Strömungen in Deutschland und Europa. „Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen“, mahnte der Bischof. Solche Wege schadeten der Stadt und dem Land – „sie schaden Europa“, führte er aus. „Erteilen Sie Gruppierungen eine Absage, die menschenverachtende und demokratiefeindliche Ideen fördern wollen.“ Die Geschichte Deutschlands zeige eindrücklich, wie ein Volk, „das einem Menschen Heil zurief, sich selbst und die Welt ins Unheil brüllte.“
Immer wieder kämen Stimmen auf, die Fronleichnamsprozessionen als Provokation bezeichnen. Vor dem Hintergrund der immer häufiger werdenden Protestaktionen und Demonstrationen hob der Augsburger Bischof den Unterschied zur Prozession am Hochfest hervor. Bei den heutzutage üblichen Demonstrationen zeige man sich auf der Straße, um etwas zu fordern, so Bischof Meier.
„Wir tun etwas anderes. Unsere Demonstration setzt nicht auf geballte Fäuste, sondern auf gefaltete Hände.“ Der Grund, an Fronleichnam auf die Straße zu gehen, sei nicht, um sich selbst zu präsentieren, sondern: „Wir zeigen den Herrn, den Allerheiligsten“, betonte der Augsburger Bischof.
Der Weg ist Jesus
Jesus sei hinausgegangen und habe sich im öffentlichen Leben gezeigt. „Und genau das tun wir heute. Wir Christen zeigen uns, um öffentlich Jesus Christus zu präsentieren. So gesehen ist die Fronleichnamsprozession eine echte Provokation“, so Meier. Provocare bedeute, etwas hervorzurufen, herauszurufen, erklärte der Bischof. Fronleichnamsprozessionen sollten mit ihrem „Provokationspotenzial“ die Menschen aus der Reserve locken und eine Einladung zum Mitgehen sein. Dabei sei der Weg, „der ans Ziel führt – ins Glück, ins ewige Leben“, Jesus selbst, so der Bischof. Er ermutigte dazu, ein öffentliches Zeugnis für den christlichen Glauben zu geben.
Die Prozession durch Augsburg, an der sich rund 1000 Gläubige beteiligten, führte entlang von vier Altären, die jeweils ein besonderes Gebetsanliegen thematisierten. Besonders in den Blick nahm der Bischof dabei: die Stadt und ihre Menschen, die Schöpfung, Menschen in Not sowie die weltweite Kirche. Gläubige – auch aus internationalen Gemeinden – brachten ihre Bitten in der jeweiligen Muttersprache vor. Bischof Meier würdigte sie als selbstverständlichen und wichtigen Teil der Ortskirche und Stadtgesellschaft.