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Gewalt gegen Christen und Kirche in Kolumbien nimmt zu

Durch den grausamen Fund von acht Leichen christlicher Missionare, die im April spurlos verschwanden, wächst die Besorgnis der Christen in Kolumbien. Besonders groß ist die Sorge um den 30-jährigen Augustinermönch Pater Carlos Jaimes Guerrero, der seit fast drei Wochen vermisst wird. Führende Vertreter der Kirche fordern die Behörden auf, die Verbrechen aufzuklären und die Täter nicht straflos davonkommen zu lassen. Guerillagruppen und Drogenkartelle richten ihre Gewalt gezielt gegen Christen und Geistliche, da sich die Kirche für den Frieden und gegen kriminelle Aktivitäten einsetzt.

Unter Druck der Drogenkartelle

Obwohl Kolumbien zu 89 Prozent katholisch ist, kämpfen die Bevölkerung und das Land seit Jahrzehnten gegen Korruption und organisierte Kriminalität. Besonders Guerillagruppen und Drogenkartelle untergraben mit ihrem Einfluss den Rechtsstaat. Dies begünstigte die Entstehung eines weitreichenden kriminellen Netzwerks, das sich vor allem durch illegalen Drogen-, Waffen- und Menschenhandel finanziert. In einigen Regionen übernahmen kriminelle Gruppen sogar die Kontrolle.

Zunehmend geraten Christen und Kirchenführer ins Visier der Banden, da sie sich öffentlich für Frieden und gegen Kriminalität aussprechen. Die Kirche engagiert sich insbesondere im Bildungsbereich, hilft den Bedürftigsten und bietet Vermittlungsinitiativen in Konflikten an. Christen, die in von Guerillagruppen oder Drogenbanden kontrollierten Gebieten leben – wobei beides mitunter zusammenfällt – stehen häufig unter Druck oder werden gezielt verfolgt, da ihr Glaube den Interessen der Kartelle widerspricht. Besonders Kirchenleiter sind gefährdet, da sie als Gegner des Drogenhandels wahrgenommen werden.

Die Gewalt gegen Christen in Kolumbien äußert sich auf vielfältige Weise. So wird ihnen häufig der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Trinkwasser sowie zu Bildung und medizinischer Versorgung verwehrt. Frauen und Mädchen sind besonders häufig Opfer sexualisierter Gewalt. Kinder und Jugendliche aus christlichen Familien sind nicht nur vom Bildungszugang ausgeschlossen, sondern auch der ständigen Gefahr ausgesetzt, von kriminellen Gruppen zwangsrekrutiert zu werden. Ein weiteres großes Problem ist die systematische Schikane gegen Kirchen und ihre Leiter. Kirchenführer und Geistliche werden regelmäßig eingeschüchtert, diskriminiert und zunehmend auch körperlich angegriffen.

Jüngste Beispiele für Gewalt gegen Christen in Kolumbien

Im März 2024 verhängten Stammesführer im Departamento Cesar eine einwöchige Haftstrafe gegen vier Christen, weil diese eine evangelikale Kirche im Bezirk besucht hatten. Die Inhaftierung erfolgte nach traditionellen Methoden der Gemeinschaft. Dabei wurde den Betroffenen mehrere Tage lang nur eingeschränkt Nahrung gewährt – offenbar mit dem Ziel, sie einzuschüchtern und zum Abfall vom Glauben zu bewegen.

In einem weiteren Fall im April 2024 wurde Ramiro Flórez, der im Departamento Bolívar sowohl als Richter als auch als Pastor tätig ist, für 15 Jahre von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Der Grund hierfür war seine Entscheidung im Jahr 2020, die Eheschließung zweier Frauen mit Verweis auf christliche Werte und seine religiösen Überzeugungen abzulehnen.

Nicht zuletzt wächst die Besorgnis nach der Entdeckung eines Massengrabs mit den Leichen von acht evangelikalen und protestantischen Missionaren, die im April verschwunden waren. Der Theologe Heyner Hernández Díaz betonte, dass Guerillagruppen und Drogenkartelle in vielen Regionen Kolumbiens um Territorien kämpfen. „Das Verschwindenlassen von Menschen ist ein typisches Mittel schwerer Gewalttaten, die bewaffnete Gruppen in der Region Guaviare verüben“, erklärte Hernández Díaz.

Héctor Lizarazo, Mitglied der „Konferenz der Ordensleute Kolumbiens“, beklagt darüber hinaus, dass der Konflikt zwischen kriminellen Gruppen zunehmend auch die Zivilbevölkerung trifft. Besonders soziale Führungspersönlichkeiten und religiöse Organisationen würden gezielt ins Visier genommen, so Lizarazo. In einer Erklärung bat die Evangelische Konföderation Kolumbiens um Gebete und forderte die Behörden auf, „dafür zu sorgen, dass diese Verbrechen nicht ungesühnt bleiben“.

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