Mit einem eindringlichen Appell zur Demut hat Papst Leo XIV. am Sonntag beim traditionellen Angelusgebet auf dem Petersplatz die Rolle der Kirche als „Zuhause für alle“ betont. Unter Betrachtung des Sonntagsevangeliums warnte er vor einem „Wettlauf um die ersten Plätze“. Statt nur auf sich selbst zu schauen, sollten wir den Blick „in die Weite“ richten. Die Kirche solle eine „Schule der Demut“ sein, so Leo – ein Ort, an dem niemand um seinen Platz kämpfen müsse.
Papst betont beim Angelusgebet die Kirche als „Schule der Demut“
Beim Angelusgebet am Sonntagmittag bezeichnete Papst Leo XIV. die Demut als vollendete Form der Freiheit – die Freiheit von sich selbst. Demut, so der Papst, entstehe, „wenn das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit wirklich unser Interesse geweckt haben“. Dabei betonte der Pontifex, dass wir in die Weite blicken sollten. „Nicht auf unsere Fußspitzen, sondern in die Ferne“, so Papst Leo XIV.
Wer sich selbst erhöhe, sei im Grunde unsicher, erklärte der Pontifex aus dem Fenster des Apostolischen Palastes. Im Gegensatz dazu haben diejenigen, die verstanden haben, dass sie in den Augen Gottes wichtig sind – dass sie ein Kind Gottes sind –, etwas, worauf sie stolz sein können, und eine Würde, „die von selbst strahlt“.
Es gehe darum, eine Haltung des Dienens zu leben – nicht, um Vorteile aus Situationen zu ziehen, sondern um Raum für echte Begegnung zu schaffen. So betonte er, dass die Kirche eine „Schule der Demut“ sei – ein Ort, an dem jeder willkommen ist, an dem niemand um seinen Platz kämpfen müsse. Ein Platz, an dem Jesus selbst zu Wort komme und uns „zu seiner Demut und Freiheit“ erziehen könne. In seiner Auslegung des Tagesevangeliums verwies Leo auf das Verhalten Jesu als Gast: Dieser begegne anderen mit Respekt und Aufrichtigkeit und meide leere Höflichkeitsgesten, die echter Nähe im Weg stehen.
Miteinander statt Wettbewerb
Ausgehend vom Sonntagsevangelium, in dem es um „einen Wettlauf um die ersten Plätze“ am Tisch geht, blickte der Papst auf die heutige Zeit. Denn auch heute werde das Miteinander oft zu einem Wettbewerb – insbesondere „bei Anlässen, bei denen es darauf ankommt, ‚auf sich aufmerksam zu machen‘“, warnte der Papst. Doch am Sonntag, gemeinsam am eucharistischen Mahl teilzunehmen, bedeute auch, Jesus zu Wort kommen zu lassen. Jesus sei gern unser Gast und könne beschreiben, wie er uns sehe.
Deshalb sei es „sehr wichtig, dass wir uns selbst mit seinen Augen sehen“. Dann erkennen wir, „wie oft wir das Leben auf einen Wettbewerb reduzieren, wie sehr wir uns danach sehnen, eine Art von Anerkennung zu erhalten, und wie unnötigerweise wir uns mit anderen vergleichen“. Freiheit erfahren wir dann, wenn wir innehalten, um nachzudenken, uns von seinem Wort erschüttern zu lassen, das die Prioritäten, die unser Herz beschäftigen, in Frage stellt.