Am 24. Februar jährt sich der Tag des russischen Angriffskrieges zum dritten Mal. Inmitten der anhaltenden Angriffe Russlands appelliert der Kyiver Weihbischof Oleksandr Jaslowezkyj an die Welt, jede Gelegenheit für einen gerechten Frieden in der Ukraine zu nutzen. Besonders vor dem Hintergrund diplomatischer Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte er sich hoffnungsvoll, aber auch besorgt über den Ausgang der Gespräche. Europäische Länder müssten entschlossen verhandeln. Zudem berichtet er von Bombeneinschlägen, brennenden Gebäuden und weinenden Kindern im Keller.
Kyiver Weihbischof: „Wir wollen einen Frieden“
Die ukrainische Bevölkerung wünsche sich mehr als jeder andere das Ende des russischen Angriffskrieges, erklärte Jaslowezkyj. „Aber wir wollen einen Frieden, der uns nicht ungeschützt zurücklässt“, appelliert er weiter. Er sei noch niemandem begegnet, der eine Fortsetzung des Krieges befürworte. Weder Zivilisten noch Soldaten wollten den ständigen Kampf. Doch insbesondere die Unklarheit der Rolle der Ukrainer in den derzeitigen Verhandlungen beunruhigt den Weihbischof. Es gehe um die Ukraine – „unsere Heimat, unser Land, unser Volk“, betont Jaslowezkyj und stellt in Frage, dass die Ukraine ein Teil der Gespräche sei. „Werden unsere Interessen berücksichtigt?“, fragt der Bischof eindringlich. Seine Hoffnung setzt der Weihbischof neben den USA auf die europäischen Unterstützer. Er ruft die europäischen Länder dazu auf, sich für Lösungen einzusetzen, die Stabilität und Sicherheit fördern. Europa müsse entschlossen verhandeln. Die Länder, die die Ukraine bisher unterstützt haben, dürften aus dem Prozess nicht ausgeschlossen werden, so Jaslowezkyj.
Diese Länder seien nicht nur Partner, „sondern unsere Freunde“, verdeutlicht der Bischof. Sie hätten der Ukraine geholfen, als sie am meisten benötigt wurde. Deshalb müssten sie auch „jetzt mit am Tisch sitzen“, wenn über die Zukunft verhandelt wird. Doch nicht nur die politischen Verantwortlichen seien aufgefordert zu handeln. „Wer immer Einfluss auf diese Prozesse hat, darf diese Chance nicht ungenutzt lassen“, so der Weihbischof. Gott gebe uns die Möglichkeit, diesen Krieg zu beenden. Doch die Gelegenheiten seien nicht unbegrenzt, warnt er davor, dass sie „vergehen können“. Derzeit befinde sich die Ukraine an einem Wendepunkt. Es liege gerade jetzt an der Weltgemeinschaft, das „Feuer des Krieges zu löschen, bevor es noch mehr Menschenleben kostet“.
Traumatisierte Bevölkerung nach ständigen Angriffen
Noch während die diplomatischen Verhandlungen, Gespräche und Bemühungen für Frieden stattfinden, kommt es immer weiter zu russischen Luftangriffen. Ukrainische Städte sind Tag und Nacht das Ziel russischer Angriffe. Man höre jede Nacht die Sirenen, „manchmal ein-, zwei-, dreimal“, erläutert der Bischof die Situation. Es sei „als ob die Angriffe nicht nur unsere Städte zerstören, sondern auch unsere Hoffnung“, so Jaslowezkyj. Zuletzt traf es am Dienstag den Kyiver Stadtteil Obolonskyy. Trümmerteile abgeschossener Raketen hätten den Ortsteil getroffen und eine Person getötet. Vier weitere wurden verletzt. Die Explosionen seien „unglaublich stark“ gewesen, berichtet der Bischof. „Alle waren erschrocken, besonders die Kinder, die weinend in den Kellern saßen“, erzählt Jaslowezkyj von der dramatischen Lage.
Doch die traumatisierte Bevölkerung gewöhne sich an den ständigen Ausnahmezustand. „Die Menschen hören die Explosionen, sie sehen die zerstörten Autos, die brennenden Gebäude – und sie gehen weiter ihrem Alltag nach.“ Das heiße jedoch nicht, dass es sie nicht schmerze. „Jede Rakete, jeder Drohnenangriff frisst sich tiefer in unsere Seelen und raubt uns ein Stück Zuversicht.“