Auf einer Höhe von 1123 Metern über dem Ort Nesselwang im Allgäu thront auf dem Wankerberg die Wallfahrtskirche Maria Trost. Seit vielen Jahrhunderten zieht die Kirche Gläubige aus nah und fern an, die vor dem Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes Trost, Heilung und Hoffnung erbitten. Am Sonntag feierte die Wallfahrtskirche ihr 300-jähriges Weihejubiläum – doch die Geschichte der Wallfahrt reicht noch weiter zurück, genauer gesagt bis ins 17. Jahrhundert.
Geschichte der Wallfahrtskirche Maria Trost
Die Marktgemeinde Nesselwang beherbergt mit der Wallfahrtskirche Maria Trost eine der bedeutendsten Marienwallfahrten in Bayerisch-Schwaben. Auf 1123 Metern Höhe gelegen, befindet sich das barocke Gotteshaus auf einer malerischen Waldlichtung oberhalb des Ortes. Von der Zinkenbichlkapelle über die Maria-Trost-Allee verbindet der Kalvarienbergweg die Wallfahrtskirche mit dem Ortskern.
Der Ursprung der Wallfahrt lässt sich ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, als 1633 im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges das Anwesen des Bäckers Paul Regner im niederbayerischen Markt Regen von schwedischen Soldaten niedergebrannt wurde. Nahezu alles fiel den Flammen zum Opfer – bis auf ein Marienbild, das, so heißt es, „wohl mitten im Feuer gewesen, aber völlig unversehrt geblieben“ sei. Lediglich der Rauch habe das Bild so geschwärzt, dass es kaum mehr zu erkennen war.
Im selben Jahr erhielt die Frau des Pflegers von Fürsteneck, Freifrau Argula von Grimming, das vom Ruß geschwärzte, aber nicht zerstörte Marienbild. Sie ließ es in ihrer Schlosskapelle aufstellen und vererbte es nach ihrem Tod ihrem Sohn Rudolf von Grimming. Dieser brachte das Gnadenbild 1650 zunächst nach Schloss Müllegg in Salzburg. Zwei Jahre später fand es auf dem von ihm erworbenen Gut auf dem Plainberg bei Salzburg – dem späteren Maria Plain – eine neue Heimat.
Die Wallfahrtsgeschichte von Maria Trost beruht nicht, wie so viele, auf einfachen Legenden und Wundern, sondern lässt sich in ihren Abläufen historisch belegen. Nach kurzer Zeit brachte Rudolf von Grimming das ursprüngliche Gnadenbild nach Müllegg zurück; auf dem Plainberg verblieb eine Kopie. Beide Darstellungen wurden bereits damals von Gläubigen verehrt, und erste Gebetserhörungen und Wunder sind seit dem Jahr 1653 dokumentiert.
Wie kam das Bild nach Nesselwang zurück?
Im Herbst 1658 verließ Rudolf von Grimming die Stadt Salzburg und begab sich auf eine Wallfahrt nach Einsiedeln – mit im Gepäck: das originale Marienbild. Dort traf er auf den Säumer Peter Enzensberger aus Nesselwang-Wank. Schließlich ließ sich Grimming als Eremit auf einer hochgelegenen Alpweide nieder und errichtete mit der Hilfe Enzensbergers und weiterer Helfer eine große Bildsäule. An dieser brachte er das heutige Maria-Trost-Bild an und überbaute es mit einer hölzernen Kapelle.
Das ursprüngliche Gnadenbild aus der Einsiedelei wurde zunächst für drei Jahre in die Pfarrkirche von Nesselwang überführt, während die Kopie auf dem Wankerberg verblieb – wo sie bis heute verehrt wird. Anschließend gelangte das Original am 9. Dezember 1665 in die Obhut des Ordinariats in Augsburg. Auf Wunsch des Salzburger Fürstbischofs wurde es am 5. Mai 1676 nach Maria Plain zurückgegeben.
300-Jahr-Feier der Wallfahrtskirche
Die Jubiläumsfeier der Wallfahrtskirche Maria Trost führte, so der Augsburger Bischof Bertram Meier, „in die Blütezeit der Wallfahrt und des Katholizismus“ zurück. Der Bischof reihte sich anlässlich des 300-jährigen Jubiläums selbst in die Reihen der Wallfahrer ein. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass die Kirchenbauten und Wallfahrten in einer Zeit entstanden seien, in der das Allgäu stark von Pest, Hunger und Plünderungen betroffen war – und dass sie vom tiefen Bedürfnis nach Dankbarkeit, Hoffnung und Trost erzählen, das sich fest im Gedächtnis der ortsansässigen Familien verankert habe.
Maria Trost reihe sich mit ihrer besonderen Geschichte „in das Phänomen einer ganzen Epoche ein“, so Meier weiter. „Seit 1658 kommen Menschen an diesen Ort, um ihre Bitten, aber auch ihren Dank vor Gott zu bringen“, blickte er auf die lange Historie der Wallfahrt am Wankerberg zurück. Der Bischof dankte all jenen, „die das Erbe der Wallfahrt zu Maria Trost lebendig halten – mit Treue und Gebet, aber auch mit aller materiellen Fürsorge, die zu einem solchen Ort gehört“. Ihr Tun sei, so Meier, „ein Liebesdienst an Gott und am Nächsten.“
Die Gläubigen ermutigte er, dem Glaubenszeugnis der Vorfahren zu vertrauen. Zugleich rief er mahnend dazu auf, das Gute zu teilen und nicht alles für sich zu behalten. „Und wann immer Ihr Blick auf eines der Maria-Trost-Bilder fällt, denken Sie daran, dass wir als Christen der Welt etwas zu geben und zu sagen haben“, appellierte Meier. „Werden Sie selbst zu Trösterinnen und Tröstern für die Menschen in Ihrem Umfeld – und machen Sie andere aufmerksam auf den niemals endenden Trost, der vom Himmel kommt.“