Am 8. September feiert die katholische Kirche das Fest Mariä Geburt, das in der Liturgie eine besondere Stellung einnimmt. Denn neben der Geburt Jesu Christi an Weihnachten und der Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni ist es das einzige weitere Geburtsfest im Kirchenjahr. Die Geburt der Jungfrau Maria, der Mutter Jesu, markiert den Beginn der unmittelbaren Vorbereitung auf das Kommen des Erlösers und nimmt einen besonderen Platz in der Heilsgeschichte ein. Die Herkunft Mariens findet sich zwar nicht in der Heiligen Schrift, jedoch soll das Fest der Geburt Mariens ein Fest der Hoffnung sein.
Die Herkunft Mariens in der Überlieferung des Protoevangeliums
In der Bibel selbst gibt es keine Angaben zur Herkunft der Jungfrau Maria. Die katholische Überlieferung stützt sich deshalb auf das sogenannte Protoevangelium des Jakobus. Das Protoevangelium ist eine apokryphe Schrift aus dem 2. Jahrhundert, die nicht in den Kanon der biblischen Schriften aufgenommen wurde. Da sie Schilderungen von Ereignissen zur Zeit vor der Geburt Jesu enthält und bis in seine Kindheit reicht, finden sich darin auch Informationen über Maria.
Nach dieser Überlieferung war Maria die Tochter von Anna und Joachim. Anna und Joachim waren zutiefst betrübt über ihre Kinderlosigkeit und widmeten sich dem Gebet und dem Fasten. Schließlich erschien Anna ein Engel und kündigte die Schwangerschaft sowie die weltweite Verehrung des Kindes an. Weiter berichtet das Protoevangelium, dass Joachim, als Maria ein Jahr alt war, ein großes Fest veranstaltete, zu dem er „Priester und Schriftgelehrte und die Ältesten und das ganze Volk Israel“ einlud.
Gemeinsam mit den Tempelpriestern, so heißt es in der apokryphen Schrift, beschlossen die Eltern Mariens, sie Gott für ihr ganzes Leben als geweihte Jungfrau zu widmen. Sie sollte eine keusche Ehe mit dem Zimmermann Josef eingehen.
Mariä Geburt: Ein Fest mit tiefer Symbolik und langer Tradition
Das Fest Mariä Geburt hat eine lange Geschichte und wird in der Ostkirche, wo es eng mit dem Fest der Empfängnis der heiligen Anna verbunden ist, bereits seit dem 5. Jahrhundert am 8. September begangen. Vermutlich entstand es im Zusammenhang mit der Weihe einer Kirche in Jerusalem, die über dem Ort errichtet worden sein soll, an dem das Elternhaus Mariens gestanden haben soll. In der Westkirche findet Mariä Geburt spätestens ab dem 7. Jahrhundert Eingang in den liturgischen Kalender. Papst Sergius I. (687–701) führte zu diesem Anlass eine feierliche Prozession ein.
Theologisch betrachtet markiert die Geburt Mariens einen entscheidenden Wendepunkt in der Heilsgeschichte. Sie gilt als „Morgenröte“, die das Kommen Christi, den „Sonnenaufgang“, ankündigt. Das Fest der Geburt Mariens gilt als Fest der Hoffnung. Es lädt die Gläubigen dazu ein, sich bewusst zu machen, dass Gottes Heilsplan nicht plötzlich, sondern langsam und in liebevollen Schritten Gestalt angenommen hat. Dabei markiert die Geburt Mariens den Beginn eines neuen Abschnitts in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen.
Der Kirchenvater Augustinus sprach der Geburt der Jungfrau Maria eine außergewöhnliche Bedeutung zu – sowohl im historischen als auch im geistlichen Sinne. Für ihn war sie der passende Auftakt zur Ankunft Christi. In einem poetischen Bild beschrieb er Maria als „Blume des Feldes“, aus der das „kostbare Maiglöckchen“ hervorging.