Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sprach kürzlich angesichts der gewaltsamen Konflikte in der Ukraine, im Heiligen Land und in Myanmar über die Schwierigkeiten der Diplomatie. Bei der Einweihung der Kirche in Jordanien betonte er die Bedeutung von Dialog und der Hoffnung beim Einsatz für den Frieden. Bei der Lösung von Konflikten fehle es an Vertrauen, so der Kardinalstaatssekretär. In diesem Zusammenhang verwies er auf den „Geist von Helsinki“ als Vorbild für effektive Verhandlungen. In einem Interview mit EWTN News sprach Parolin am Freitag in Oslo über die norwegische multikulturelle Kirche. Durch verschiedene Kulturen sei die Kirche einzigartig und ein Zeichen der Hoffnung für Skandinavien. Bereits am Morgen fand ein „herzliches Treffen“ mit König Harald V. statt.
Multikulturelle Kirche Norwegens „ein Geschenk Gottes“
Zwar sei die norwegische Kirche zahlenmäßig klein, dennoch sei sie „sehr lebendig und sehr aktiv“, sagte Parolin. Für die gesamte Bevölkerung und die skandinavischen Länder sei sie ein Zeichen der Hoffnung, erkannte der Kardinalstaatssekretär die Rolle der Kirche an. Die Kirchen, besonders in den nordischen Ländern, zeichneten sich durch Nächstenliebe, Evangelisierung und Barmherzigkeit aus, betonte der Kardinal. Außerdem seien die Kirchen im Norden sehr stark mit dem „Papst und dem Heiligen Stuhl verbunden“. Diese Verbundenheit zeige sich in einer großen Nähe zum Pontifex sowie im Beachten seiner Lehre und Anregungen, erklärte Parolin die Beziehung.
Besonders hob der italienische Kardinal die große Vielfalt hervor. Die multikulturelle Kirche Norwegens bestehe aus Migranten aus mehr als 150 Ländern und befinde sich in einem sehr multikulturellen Kontext. Einerseits stelle dies eine „Herausforderung“ dar, doch zugleich sei es ein „Geschenk Gottes“, betonte der Kardinal. Durch den vielfältigen Einfluss der Kulturen und die unterschiedlichen Beiträge sei es möglich, eine „einzige und einzigartige Kirche“ zu gestalten. Jeder Einzelne könne „mit seiner Spiritualität, mit seiner Art des Gottesdienstes oder seiner Art, das Evangelium zu leben“, einen Beitrag in der multikulturellen Kirche leisten. In den skandinavischen Ländern fühlten sich besonders junge Menschen von der Kirche angezogen. Der Grund dafür sei, dass die Menschen in einem zunehmend säkularisierten Umfeld sich nach Wahrheit sehnten, erklärte Parolin gegenüber EWTN News. Eine zentrale Rolle spiele dabei auch Papst Franziskus. Denn der Pontifex gebe durch seinen Einsatz für Menschen am Rande der Gesellschaft das Gefühl, wahrgenommen zu werden. Diese hätten das Bedürfnis, „gehört zu werden und Hilfe dabei zu bekommen, um in dieser sehr komplizierten Welt zu leben.“
Treffen mit Norwegens König
Frederik Hansen, der am Samstag die Weihe zum neuen Bischof von Oslo empfing, und der Kardinalstaatssekretär sind sich bekannt. Gemeinsam arbeiteten sie für den diplomatischen Dienst des Papstes. Die geleistete Arbeit von Bischof Hansen sei „sehr gut“ gewesen, auch wenn „seine Berufung wohl eine andere war“, ergänzte der Kardinal schmunzelnd. Dennoch glaubt der Kardinal, dass Hansen seine Sichtweise erweitert habe und einen guten Beitrag zum Wachstum der Kirche leisten könne. Das Wachstum gehe dabei über die katholische Gemeinschaft hinaus und könnte die Beziehung zu den „lutherischen Geschwistern“ fördern. Die Erfahrung aus der diplomatischen Arbeit könnte besonders in der Beziehung zum Staat und den zivilen Behörden ein großer Vorteil sein.
Bereits am Freitagmorgen traf Kardinal Pietro Parolin den norwegischen König Harald V. in einer Audienz. Im Anschluss führte er auch ein Gespräch mit dem Außenminister Norwegens, Espen Barth Eide. Die Treffen bezeichnete Parolin im Interview als „sehr herzlich“. Er betonte die Notwendigkeit, die Beziehungen zu den staatlichen Autoritäten zu verstärken. Mit Blick auf die lutherische Kirche kann er sich eine gute Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten vorstellen.