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Null-Toleranzregelung bei Missbrauchsfällen

Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bleiben ein großes Thema. Der Umgang mit diesen Fällen ist zwar im Kirchenrecht klar geregelt, dennoch fehlt es häufig an Transparenz und konsequenter Umsetzung der Vorschriften. Betroffene fordern daher eine Null-Toleranzregelung. Ein Vorbild hierfür könnte aus den USA kommen, denn in der US-amerikanischen Ortskirche ist seit 2002 ein vergleichbares Gesetz in Kraft. Demnach erhalten schuldige Geistliche bei erwiesener Schuld ein lebenslanges Ämterverbot.

Vorschlag der Null-Toleranzregelung in Rom präsentiert

In einem Vorschlag präsentierte die internationale Missbrauchsinitiative „Ending Clergy Abuse“ die Null-Toleranzregelung in Rom. Unterstützung erhielt sie von dem deutschen Experten für Missbrauchsschutz und Direktor des Safeguarding-Instituts an der päpstlichen Universität Gregoriana, Hans Zollner. Dieser legte eine einheitliche Regelung vor, wie sie bereits in der US-amerikanischen Ortskirche existiert. Demnach sollen Geistliche und Mitglieder kirchlicher Gemeinschaften, denen Missbrauch nachgewiesen wurde, auf Lebenszeit kein Amt innerhalb der Kirche mehr ausüben dürfen. Je nachdem, in welcher Position der Geistliche tätig war, kann es auch zur Entlassung aus dem Priesterstand kommen. Dies stellt die Höchststrafe im Kirchenrecht dar.

Das Beispiel der US-amerikanischen Ortskirche findet breite Zustimmung, weshalb die Betroffeneninitiative auf eine weltweite Anwendung der Null-Toleranzregelung drängt. Der deutsche Experte, der die Betroffenen in Rom unterstützte, zeigte sich zuversichtlich, wies jedoch darauf hin, dass eine weltweite Umsetzung Zeit benötigen werde. Dennoch glaubt er daran, da in den vergangenen 20 Jahren bereits Veränderungen der Normen und der Definitionen der Vorschriften stattgefunden haben, erklärte der Direktor des Safeguarding-Instituts. Wichtig sei es nun, diese Änderungen auch umzusetzen, so Hans Zollner.

Umsetzung der Vorschriften nach Expertenmeinung „bahnbrechend“

Nach Aussagen von Gemma Hickey, der Präsidentin der Betroffeneninitiative „Ending Clergy Abuse“, sei es nach Kirchenrechtlern möglich, ein solches Gesetz kirchenrechtlich anzuerkennen. So plane man aktuell eine Konferenz für einen akademischen Austausch, um die Null-Toleranzregelung weltweit umsetzen zu können. Weiterhin werden die Experten ihre Arbeit fortsetzen und ein globales Netzwerk von Missbrauchsbetroffenen aufbauen. Tim Law, ein Mitglied des Vorstands von „Ending Clergy Abuse“, erläuterte, dass an einem Gesetz gearbeitet werde, das, wenn es umgesetzt wird, „bahnbrechend“ sei. Die Kirche arbeite derzeit auf Krisenbasis, führte er aus. Daher könnte die nächste Krise eine Gelegenheit sein, mit einem griffbereiten Gesetz den Durchbruch zu schaffen, so Law.

Bereits im Juni traf sich eine Delegation bestehend aus Vertretern der Betroffeneninitiative sowie Experten des Safeguarding-Instituts zu einer dreitägigen Versammlung. In dieser wurde die Null-Toleranzregelung erarbeitet, die am Montag in Rom vorgestellt wurde. Neben den Strafen für Priester und Geistliche fordert die Initiative die Schaffung eines unabhängigen Gremiums sowie einer transparenten Untersuchung. Die Öffentlichkeit und auch die Betroffenen müssten über jeden Schritt informiert werden. Der Montag, an dem das Treffen stattfand, war der 18. November – der europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch und Ausbeutung.

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