StartGlaubenDie rechte Ordnung und die falsche Sorge

Die rechte Ordnung und die falsche Sorge

Alles hat ein Ende!

Das ist eine einfach klingende Wahrheit.

Egal wie gut das Essen ist, es ist irgendwann gegessen oder man ist satt.

Egal wie schön der Urlaub ist, er ist irgendwann beendet.

Ja, alles, was wir erleben oder womit wir in diesem Leben zu tun haben, ist endlich. Sogar unser Leben selbst ist es.

Viele Lieder, Gedichte, Schriften, Filme handeln von der Vergänglichkeit. Es ist eine Grunderfahrung unseres Lebens.

Das sollten wir im Hinterkopf haben, wenn wir uns dem nähern, was der „Prediger“ Kohelet uns heute mitteilen will. Das Buch Kohelet ist eines der spannendsten und sicher auch aktuellsten Bücher des Alten Testaments, das von einer großen Weisheit spricht. Nicht umsonst hat die Tradition den König Salomon als Autor dieses Buches gesehen. Er, der Nachfolger von König David, der in jungen Jahren um ein hörendes Herz gebeten hat, was für die heutigen Lesungen nochmal wichtig wird, und dies auch erhalten hat. Seine Weisheit war weltberühmt. Falls Sie heute Zeit haben, lesen Sie es doch einfach mal durch. Es lohnt sich!

In dem Abschnitt, den wir hören, spricht Kohelet von der Vergänglichkeit des Materiellen. Wieviel Mühe man sich gemacht hat, um Besitz zu sammeln, um ein materiell abgesichertes Leben zu führen, all dies ist, wie er sagt, Windhauch, der vergeht, den man nicht für immer festhalten kann, denn der Mensch selber stirbt irgendwann. Und dann war das ganze Streben nach Besitz umsonst.

Soll das etwa heißen, wir sollen nicht arbeiten und uns nicht anstrengen? Nein, das meint Kohelet nicht. Er ist auch kein Gnostiker oder ein Manichäist, die alles materielle ablehnen. Wir sollen arbeiten, wir dürfen zu materiellem Wohlstand kommen, aber dies darf nicht das höchste Gut sein, sondern wir müssen es immer in der richtigen Relation sehen zum Ganzen. Denn genau dies ist sein Punkt! Wie steht es um die Prioritäten im Leben? Was steht da an oberster Stelle? Ist es das Materielle, der Wohlstand, die Ehre, der Erfolg? Oder steht da noch etwas, jemand darüber?

Dies ist auch die Frage, die in den Texten des Neuen Testaments uns heute vor Augen gestellt wird: Der Herr macht dies klar im Gleichnis vom reichen Mann, der eine gute Ernte einfährt und sich überlegt, was er damit tun soll. Er denkt darüber nach und kommt zu dem Schluss, er will größere Vorratsräume bauen. Aber Gott fordert von ihm sein Leben zurück. Warum? Will Gott nicht, dass wir Erfolg haben? Nein! Das nicht!

Ja, was hat der Mann dann falsch gemacht? Ganz einfach: Er hat es mit sich selbst ausgemacht. Er hat Gott nicht an die erste Stelle gesetzt, ihn zum Mittelpunkt seines Lebens und Denkens gemacht. Er hätte erstmal danken sollen für die Ernte und Gott fragen müssen, was soll ich mit der Ernte tun. Er hat die falsche Priorität gesetzt.

Der hl. Augustinus sagt einmal, dass die Sünde im Kern nichts anderes sei, als dass man das Geschöpf/die Schöpfung dem Schöpfer vorzieht. Und genau das ist es, was Kohelet, was Paulus und was der Herr selber im heutigen Evangelium uns mitteilen will. Im Angesicht der Vergänglichkeit und der eigenen Sterblichkeit stellt uns Gott die Frage: Was macht dich wirklich glücklich? Was erfüllt dein Herz wirklich? Und was ist nur „Schein“ und vergänglich? Die Antwort ist: Gott. Nur die Beziehung und das Leben mit ihm können uns im Letzten glücklich machen. Die Kirche hat die Tugend der Armut immer hoch gehalten. Ja, sie sogar in den Rang eines Rates des Evangeliums gehoben. Den so genannten Rat der Armut. Wenn wir vom evangelischen Rat der Armut hören, dann sehen viele vermutlich einen Bettelmönch vor sich und denken: Was hat das mit mir zu tun? Ich habe doch eine andere Berufung. Ich lebe in der Welt, habe eine Familie, muss mich um sie kümmern etc. Wieso soll ich nun arm sein?

Bei der Armut, zu der wir alle gerufen sind, geht es darum, dass wir uns nicht von falschen Sorgen belasten oder besetzten lassen. Es geht darum, dass wir zuerst daran denken, den Willen Gottes zu erfüllen und uns fragen: Wie kann ich in diesem Augenblick das tun, was Jesus von mir in diesem konkreten Moment will? Und sich nicht von der Frage nach der materiellen Absicherung als der letzten und höchsten Frage besetzen lassen. Natürlich müssen wir, wenn wir Verpflichtungen gegenüber Dritten haben, diese wahrnehmen, aber immer auch im Wissen und in der Haltung, dies aus Liebe zum Herrn zu machen und uns dann auch anderen Aufgaben zuzuwenden.

Nur dann können wir den Blick für den Anderen offenhalten, wie Maria es auf der Hochzeit zu Kana getan hat, die als Erste sah, dass der Wein ausgeht und zum Herrn ging, um ihm zu sagen: „Sie haben kein Wein mehr!“ Bitten wir sie um ihre Hilfe und Ihre Fürsprache, damit wir losgelöst und frei in dieser Welt leben können. Amen

Die Predigt von Pfarrer Daniel Sluminsky (geb. 1985, Priesterweihe 2015), der als Schulpfarrer in Brühl im Erzbistum Köln tätig ist, wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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