StartWeltMissbrauchsvertuschung: Rücktritt des anglikanischen Oberhaupts

Missbrauchsvertuschung: Rücktritt des anglikanischen Oberhaupts

Der Druck auf den Erzbischof von Canterbury, das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, Justin Welby, wuchs in den letzten Wochen stark. Besonders die Bischöfin von Newcastle, Helen-Ann Hartley, forderte den Rücktritt des Erzbischofs von Canterbury, nachdem schwere Vorwürfe der Vertuschung von sexuellem Missbrauch gegen Mitglieder des Klerus öffentlich wurden. Nach den belastenden Ergebnissen des Untersuchungsberichts „Making Report“ zweifelte die Bischöfin daran, ob die Menschen noch Vertrauen darin haben können, dass die Church of England sie schütze. Der Rücktritt von Welby ist die Konsequenz des zunehmenden Drucks. Am Dienstag wurde der Rücktritt des anglikanischen Oberhaupts öffentlich bekannt gegeben.

Kenntnis von über 100 Missbrauchsfällen

Die Vorwürfe gegen den Erzbischof, der seit 2013 an der Spitze der Anglikanischen Kirche steht, beziehen sich auf den Umgang der Kirche mit Missbrauchsvorwürfen gegen mehrere Priester und Bischöfe in den vergangenen Jahrzehnten. So stellt der Untersuchungsbericht „Making Report“ fest, dass der Erzbischof von Canterbury in seiner Rolle als Oberhaupt der Kirche beim Umgang mit Missbrauchstätern versagt habe. Er soll seit 2013 über die Taten eines Jugendcamp-Helfers Bescheid gewusst haben, aber es versäumt haben, angemessen auf den Missbrauch zu reagieren.

Dabei geht es um den im Jahr 2018 verstorbenen Juristen John Smyth, der sich als Helfer eines Jugendcamps annäherte. Smyth soll laut dem Bericht von „Making Report“ über vier Jahrzehnten hinweg mehr als 100 Kinder und junge Männer sowohl sexuell, psychisch als auch physisch missbraucht haben. Das anglikanische Oberhaupt räumte nach der Veröffentlichung der Ergebnisse persönliche Versäumnisse ein, widersprach jedoch einem Rücktritt vehement. Dieser wurde von drei Mitgliedern der Generalsynode gefordert und fand bei mehr als 11.000 Personen Zustimmung.

Entscheidung des anglikanischen Oberhaupts aus Verpflichtung der Kirche gegenüber

Der Erzbischof von Canterbury teilte seinen Rücktritt über seine sozialen Medien wie Facebook und X (ehemals Twitter) mit. In einer Erklärung erklärte er, dass er persönlich die Verantwortung „für die lange und retraumatisierende Zeit zwischen 2013 und 2024 übernehmen muss“. Weiter hofft er, dass durch seine Entscheidung deutlich wird, dass die Church of England die Notwendigkeit erkennt, die Kirche sicherer zu machen. Seinen Rücktritt erklärt er „mit tiefem Bedauern für alle Opfer und Überlebenden von Missbrauch“, heißt es in der Mitteilung des anglikanischen Oberhaupts.

Wie es nun mit der anglikanischen Kirche weitergeht, steht derzeit noch nicht fest. Erzbischof Welby gibt in seiner Erklärung jedoch einen ersten Ausblick. So sei es seine Verpflichtung, den verfassungsmäßigen und kirchlichen Aufgaben nachzukommen. Deshalb werde ein genauer Zeitplan erst festgelegt, wenn die „Überprüfung der erforderlichen Verpflichtungen abgeschlossen ist“, erklärt der Erzbischof von Canterbury. Der Rücktritt ist ein erster Schritt für die Church of England, sich mit den Missbrauchstaten auseinanderzusetzen und in Zukunft auf eine transparente und klare Kommunikation in der Öffentlichkeit zu setzen. Durch die Zugeständnisse wird es für die Opfer nun möglich sein, nach vielen Jahren die verdiente Gerechtigkeit zu erfahren.

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