Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin äußerte sich in einem Interview in der italienischen Nachrichtensendung Tg2 Post zum Telefonat des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu mit Papst Leo XIV. Dabei hob er hervor, dass die direkte Kommunikation ein positives Signal sei. Zugleich betonte er jedoch, dass es drei Dinge brauche, um in Friedensverhandlungen zu vermitteln: die Aufklärung des Vorfalls im Gazastreifen, konkrete Taten nach den Worten des israelischen Premierministers sowie den echten Willen zum Frieden von beiden Seiten.
Direkte Kommunikation mit dem Papst ein positives Signal
Positiv bewertet Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin das jüngste Telefonat zwischen Papst Leo XIV. und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu. Nach dem israelischen Angriff auf Gaza, bei dem die katholische Kirche der Heiligen Familie getroffen und mehrere Menschen verletzt oder getötet wurden, telefonierte der Papst in der Sommerresidenz Castel Gandolfo mit dem israelischen Regierungschef.
Laut Mitteilung des Presseamts des Heiligen Stuhls nutzte der Papst das Gespräch, um erneut eindringlich dazu aufzurufen, die Friedensverhandlungen wieder aufzunehmen und rasch einen Waffenstillstand sowie ein Ende der Kampfhandlungen herbeizuführen. Zudem äußerte Leo seine Sorge über die humanitäre Lage der Bevölkerung im Gazastreifen. Er betonte, dass besonders Kinder, Ältere und Kranke unter den kriegerischen Handlungen leiden.
Friedensverhandlungen unter bestimmten Voraussetzungen möglich
Wie Kardinalstaatssekretär Parolin im italienischen Fernsehen mitteilte, ergaben sich aus dem Gespräch drei zentrale Erwartungen. Erstens forderte Parolin die angekündigte Untersuchung zu dem – laut israelischen Angaben – versehentlichen Angriff auf die katholische Kirche. Diese müsse „mit aller Ernsthaftigkeit durchgeführt und deren Resultate bekannt gemacht werden“, so Parolin.
Zweitens müssten auf die Worte des Premierministers konkrete Maßnahmen folgen. Parolin äußerte die Hoffnung, dass die Ankündigungen Netanjahus bald Wirklichkeit werden. Die Lage der Bevölkerung in Gaza sei „untragbar“.
Mit Blick auf den Angriff auf die Kirche erklärte Parolin, dass es nun wichtig sei, Zeit zu geben, um die genauen Hintergründe aufzuklären: „Ob es wirklich ein Fehler war – was man berechtigterweise bezweifeln kann – oder ob es die Absicht gab, gezielt eine christliche Kirche zu treffen.“ Das Ergebnis könne auch die Friedensverhandlungen beeinflussen. Sollte der Angriff gezielt erfolgt sein, „wäre das ein Versuch, einen Faktor zu beseitigen, der zu einer Waffenruhe oder einem Frieden beitragen könnte“, warnte Parolin.
Zudem betonte er, dass im Gaza-Krieg bereits viele Grenzen überschritten worden seien. Während der Heilige Stuhl derzeit einen „grenzenlosen Krieg“ beobachte, fordere man weiterhin eine Verhältnismäßigkeit des militärischen Handelns. Eine echte Vermittlung sei jedoch nur möglich, „wenn beide Seiten diese akzeptieren“, betonte Parolin. Derzeit sei dies jedoch „technisch sehr schwierig“, da es an der notwendigen Bereitschaft mangele. Dennoch versicherte er: „Wir werden nicht aufhören zu insistieren und die Hoffnung nicht aufgeben.“