Zu einem Treffen zwischen dem Papst und Präsident Wolodymyr Selenskyj kam es am Mittwochabend in Castel Gandolfo. Zentrales Thema der Begegnung in der Sommerresidenz war das Ende des Krieges in der Ukraine. Hier hofft der ukrainische Präsident auf ein hochrangiges Treffen und auf die Vermittlung des Vatikans. Konkret wurde nach den Aussagen Selenskyjs über „den andauernden Konflikt und die Dringlichkeit gerechter und dauerhafter Friedenswege“ gesprochen. Während Papst Franziskus lange einen neutralen Kurs anstrebte, werten Beobachter die Gesten von Papst Leo als Zeichen der Nähe zur Ukraine.
Vatikan in der Vermittlerrolle
Am Ende des Treffens war von einem sehr „herzlichen Gespräch“ die Rede. Darin seien die Bedeutung des Dialogs als Weg zur Beendigung der Feindseligkeiten betont worden, teilte das vatikanische Presseamt mit. Insbesondere habe Papst Leo XIV. „seinen Schmerz über die Opfer“ zum Ausdruck gebracht und dem geplagten ukrainischen Volk wiederholt sein Gebet und seine Nähe versichert. In einem zentralen Anliegen ermutigte Papst Leo „zu allen Anstrengungen“ bei der Suche nach gemeinsamen Lösungen und zur Freilassung von Gefangenen. Zudem habe der Heilige Vater erneut seine Bereitschaft betont, Vertreter Russlands und der Ukraine zu Friedensverhandlungen im Vatikan zu empfangen.
Diese Idee lehne nur Moskau ab, „wie es auch alle anderen Friedensinitiativen abgelehnt hat“, betonte Selenskyj im Anschluss an das Treffen. Er äußerte seine Dankbarkeit für die Begegnung und für die unermüdliche Hilfe des Vatikans im Hinblick auf die Rückführung verschleppter ukrainischer Kinder. Der ukrainische Präsident bekräftigte zudem sein Ziel, die internationale Unterstützung weiter auszubauen, um der Diplomatie zum Durchbruch zu verhelfen.
Treffen mit dem Papst am Rande der Internationalen Wiederaufbaukonferenz in Rom
Seit Beginn des Krieges unterstützt der Vatikan die zermürbte ukrainische Bevölkerung mit humanitärer Hilfe. Gegenüber Journalisten in Castel Gandolfo wiederholte Selenskyj seinen Wunsch nach Frieden: „Natürlich wollen wir Frieden, wir wollen, dass der Krieg endet.“ Dabei setzt er Hoffnung auf den Vatikan, der ein Ort sein könne, „an dem ein hochrangiges Treffen mit Führungspersönlichkeiten stattfinden kann, um diesen Krieg zu beenden.“
Es war bereits das zweite Treffen mit dem Papst seit dessen Wahl am 8. Mai. Neben der letzten persönlichen Begegnung am 18. Mai im Rahmen einer Audienz nach der Amtseinführungsmesse telefonierte der ukrainische Präsident am 12. Mai mit dem Pontifex. Zwei Tage später bot Papst Leo XIV. den Vatikan als Vermittlungsort für die Kriegsparteien an. Während sich die Ukraine offen dafür zeigte, lehnte der russische Außenminister Sergej Lawrow das Angebot ab.
Selenskyj hält sich derzeit in Rom auf, wo er am heutigen Donnerstag und am Freitag an der zweitägigen Internationalen Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine teilnimmt. Bei der Konferenz, in deren Zentrum Themen wie Finanzierung und Nachhaltigkeit stehen, sind zahlreiche Staats- und Regierungschefs – darunter der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz – sowie Experten auf dem Gebiet des Wiederaufbaus anwesend.