StartVaticanVatikan-Gipfel über Langlebigkeit: Papst Franziskus zeigt Gebrechlichkeit des Alterns

Vatikan-Gipfel über Langlebigkeit: Papst Franziskus zeigt Gebrechlichkeit des Alterns

Nach dem mehr als fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt von Papst Franziskus fand nur einen Tag nach seiner Rückkehr in den Vatikan ein Vatikan-Gipfel über Langlebigkeit statt. Daran nahmen unter anderem Erzbischof Vincenzo Paglia und der frühere Neurochirurg der Gemelli-Klinik Giulio Maira teil. Erzbischof Paglia betonte am Montag auf einer Pressekonferenz anlässlich des Gipfels, dass Papst Franziskus die Welt in seiner Schwäche über die Zerbrechlichkeit des Menschen belehre. Franziskus habe gezeigt, dass das Alter von Zerbrechlichkeit geprägt sei, die nicht abgelehnt werden dürfe, so der Erzbischof und Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. Giulio Maira hingegen bezeichnete den Pontifex als lebendiges Beispiel dafür, dass man Krankheit mit Würde begegnen könne.

Papst lehrt: Jeder braucht den anderen

Auch und gerade weil der Heilige Vater aufgrund seiner Krankheit aktuell nicht mehr gut sprechen kann, lehre er mit seinem Körper „die Bedeutung der alten Menschen“, betonte Paglia. Franziskus erinnere uns daran, „dass es eigentlich eine Stimme ist, die ohrenbetäubend sein sollte: die der Gebrechlichen, die uns daran erinnern, dass wir nicht ewig leben.“ Gemeinsam mit wissenschaftlichen und akademischen Institutionen veranstaltete die Päpstliche Akademie für das Leben im Vatikan am 24. März im Konferenzzentrum Augustinianum in Rom den ersten Vatikanischen Gipfel zum Thema Langlebigkeit. Darin berieten sie, wie „ein Modell der Langlebigkeit gefördert werden kann, das sich nicht auf die Verlängerung der Lebensjahre beschränkt, sondern sie in Bezug auf Qualität, Würde und Nachhaltigkeit bereichert und Wissenschaft, Ethik und Spiritualität integriert.“

Anwesend war auch der ehemalige Neurochirurg der Gemelli-Klinik, Giulio Maira. Gegenüber CNA erklärte er, dass Gebrechlichkeit „der ultimative Ausdruck des Alterns“ sei. Dabei betrachtete er die Altersgruppe jenseits der 65 Jahre. Ab diesem Moment kommen Menschen mit einem zerbrechlicheren Organismus an, stellte er fest. Das habe eine größere Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, Keimen, Bakterien und Viren zur Folge. Franziskus sei ein Ausdruck dafür, „dass man auch einer schweren Krankheit mit Würde, Mut und Gelassenheit“ begegnen könne. Dieser Umgang müsse „ein Beispiel für alle sein.“ Auch wenn Papst Franziskus das Schlimmste einer schweren Krankheit überstanden habe, müsse er sich nun, wie jeder andere auch, erholen, erklärte Maira auf der Pressekonferenz.

Mit Blick auf die Päpste des letzten Jahrhunderts und deren Umgang mit Krankheit und Alter betonte Erzbischof Paglia, dass man „aus einer allzu funktionalistischen Denkweise“ herauskommen müsse. „Franziskus habe während seines Krankenhausaufenthaltes gelehrt, dass jeder den anderen brauche“, so der Erzbischof gegenüber CNA.

Vatikan-Gipfel über Langlebigkeit: Langes Leben birgt Herausforderungen

Ebenfalls an dem Vatikan-Gipfel über Langlebigkeit nahm Venkatraman Ramakrishnan, der Nobelpreisträger für Chemie von 2009, teil. Er erklärte, dass es einige Überlegungen zur wissenschaftlichen Forschung zur Langlebigkeit gebe. Das Ziel dabei sei es nicht, das Leben der Menschen viel zu verlängern, sondern lediglich darum, dass sie gesünder leben, um mehr Zeit des Lebens in Gesundheit verbringen zu können. „Es ist nicht ganz klar, wie wir das erreichen wollen, denn es könnte sein, dass Fortschritte bei der Langlebigkeit nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Lebenserwartung erhöhen“, erklärte Ramakrishnan.

Zugleich forsche man am Ungleichgewicht der Generationen, am langsamen Generationenwechsel und den Auswirkungen, die dies auf die dynamische Qualität und Kreativität einer Gesellschaft haben könnte. „Wenn wir alle länger leben, was für eine Gesellschaft werden wir dann haben?“, warf er eine Frage in den Raum. Dazu betonte er, dass wir uns bereits jetzt mit einer Gesellschaft konfrontiert sehen, in der die Geburtenrate sinkt. In Zukunft könnte man also eine sehr einseitige Gesellschaft haben. Wieder fragte er, was es bedeuten würde, wenn es in der Gesellschaft sehr wenige junge, aber sehr viele alte Menschen gebe. Er betrachtete zudem die globale wirtschaftliche Ungleichheit. „Wenn neue medizinische Fortschritte gemacht werden, werden sie oft zuerst in den reichen Ländern eingesetzt und gelangen nur sehr langsam in die armen Länder.“

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