StartGlaubenÜberprüfung der traditionellen Lehre der Kirche: Wie soll mit LGBTIQ umgegangen werden?

Überprüfung der traditionellen Lehre der Kirche: Wie soll mit LGBTIQ umgegangen werden?

Der in der Deutschen Bischofskonferenz für „queere Pastoral“ zuständige Weihbischof Ludger Schepers fordert in einem Interview eine neue Haltung zur traditionellen Lehre der Kirche in LGBTIQ-Fragen. So sei das, was in den Texten der Kirche stehe, „zeitbedingt und muss angesichts der Erkenntnisse, die wir heute in moraltheologischer und ethischer Sicht haben“, überprüft werden, so der Bischof. Schepers kündigte an, dass beim kommenden Synodalen Ausschuss auch darüber diskutiert werde, wie mit bereits beschlossenen Vorlagen aus dem Synodalen Weg umgegangen werden soll. Mit seinem Rückblick auf die Weltsynode in Rom stellt der Weihbischof fest, dass „sich die Haltung der Kirche in dieser Frage verändert“.

Benötigt die traditionelle Lehre Veränderung in der Sexualmoral?

Gegenüber der Deutschen Welle sagte der Weihbischof, der in Essen unter Bischof Franz-Josef Overbeck wirkt, dass das Geschehen auf weltkirchlicher Ebene, besonders unter Papst Franziskus, „nicht immer eindeutig“ sei. Eine bedeutende Person in dieser Frage sei der US-Jesuit James Martin, der dieses Thema auf der großen Bühne der Weltkirche vorantreibe, erklärte Schepers. Auch der Kardinal von Hongkong habe sich in einem Interview zu dieser Thematik entsprechend geäußert, so der Weihbischof.

Als Beauftragter für die queere Pastoral betonte Schepers, dass die katholische Kirche sich zunehmend der Seelsorge für queere Menschen widme, was „sehr oft sehr positiv wahrgenommen“ werde. Trotz der positiven Rückmeldungen gebe es jedoch auch kritische Stimmen. So berichtet Schepers von Erfahrungen, bei denen er mit Bibelstellen „erschlagen“ und Vorwürfen ausgesetzt war, nicht mehr katholisch zu sein. Dennoch führe er seine Arbeit für „queere Pastoral“ mit Überzeugung fort. Denn er lebe grundsätzlich mit dem Blick auf Artikel 1 des Grundgesetzes. Darin wird deutlich, dass „niemand wegen irgendetwas schlechter gestellt oder diskriminiert werden soll.“

Weg von der traditionellen Lehre mit zwei Geschlechtern?

Bereits im Mai hatte Schepers in einem Interview eine Veränderung in der Sexualmoral in der traditionellen Lehre gefordert. Konkret müsse die Haltung der Kirche überdacht werden, und die Formulierung im Katechismus der Katholischen Kirche angepasst werden. Insbesondere wies er darauf hin, dass in der traditionellen Lehre des Katechismus (KKK 2358), die homosexuelle Neigungen als „objektiv ungeordnet“ beschrieben wird. Diese sei nicht mehr zeitgemäß und einer neuen moraltheologischen Reflexion bedürfe. Dennoch seien auch solche Personen „berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen“.

Schepers erklärte, dass die kirchliche Sexualmoral „letzten Endes an der Frage der Bipolarität“ der Geschlechter hänge. So überlegte er, ob die Kirche weiter an den zwei Geschlechtern – Mann und Frau – festhalten sollte. So fragte er, ob es nicht möglich sei, dass es etwas dazwischen gebe. Für ihn sei es unmöglich, queeren Menschen das Menschsein abzusprechen. Erklärte aber, dass sich homosexuelle Personen diesem Vorwurf ausgesetztsehen. Dennoch gehe die traditionelle Lehre „nach wie vor davon aus, dass es nur Mann und nur Frau gibt“, erläuterte Schepers. Weiter übte er auch Kritik am auf die heilige Schrift gestützten Katechismus. Denn darin wird deutlich, dass die kirchliche Überlieferung homosexuelle Handlungen stets als „schlimme Abirrung“ ansieht und ablehnt.

Schepers fordert klare Botschaft der Kirche

So verstoßen homosexuelle Paare nach der traditionellen Lehre gegen das natürliche Gesetz, da eine Weitergabe des Lebens bei einem Geschlechtsakt schlicht nicht möglich ist. Damit die Kirche ihre Einstellung und Haltung zur biblisch und naturrechtlich überlieferten Lehre der Kirche ändern kann, muss die Kirche ein anderes Verständnis von Sexualität erlangen. So sei Sexualität nicht nur ein Mittel für die Zeugung von Nachkommenschaft, überlegt er. Vielmehr ist sie auch eine Liebesbeziehung, die Zärtlichkeit und gegenseitige Verantwortung enthalte, erzählte Essens Weihbischof.

Bereits im Juni erklärte er, dass es Menschen gebe, die im falschen Körper geboren seien. Diese seien ihm in ihrer Leidensgeschichte begegnet. Er erklärt, dass es nicht möglich sei, seine sexuelle Orientierung und Identität einfach zu wechseln. Deshalb benötigten queere Menschen kirchliche Begleitung, bei der sie Orientierung und Halt fände. Zunächst antwortete Schepers bejahend auf eine ähnliche Frage zur Bedeutung der kirchlichen Botschaft, dass niemand „im falschen Körper geboren“ werde. Doch später gab er jedoch zu, dass diese Botschaft nicht immer eindeutig genug vermittelt werde. Er führte dies auf die nachlassende gesellschaftliche Bedeutung der Kirche zurück und betonte, dass diese Botschaft klarer formuliert werden müsse.

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