Zum 35. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung rufen die Spitzen der katholischen und evangelischen Kirche dazu auf, die Einheit Deutschlands weiterhin aktiv zu gestalten. In einer gemeinsamen Erklärung betonten Bischof Georg Bätzing (DBK) und Bischöfin Kirsten Fehrs (EKD), dass die Wiedervereinigung ein historischer Erfolg sei. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass Unterschiede zwischen Ost und West sowie neue gesellschaftliche Spaltungen zeigen, dass die Einheit eine bleibende Aufgabe für alle bleibt. Sie ermutigen dazu, weiter an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.
Kirchen würdigen Rolle der Gläubigen bei der Wiedervereinigung
Mit dem bekannten Satz „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“ besiegelte Günter Schabowski am 9. November 1989 den Fall der Berliner Mauer und somit das Ende der innerdeutschen Grenze – ein Schlüsselmoment auf dem Weg zur Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland. Auch 35 Jahre später ist die Teilung in vielen Bereichen noch spürbar. Doch wie es in der gemeinsamen Erklärung der Kirchen zum Tag der Deutschen Einheit heißt: „Seit 35 Jahren wächst zusammen, was zusammengehört.“ Vor allem junge Menschen erleben die Teilung nur noch aus Erzählungen – dennoch bleiben Unterschiede bis heute präsent. Deshalb sei es wichtig, sich als Gesellschaft gemeinsam an die Zeit der Trennung, die Wiedervereinigung und auch an die dabei gemachten Fehler zu erinnern.
Mit einem Blick in die Bibel unterstreichen die Kirchenvertreter diesen Gedanken: „Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich geführt hat“ (Dtn 8,2). Die Vergangenheit könne Orientierung für eine gemeinsame Zukunft geben. In ihrer Erklärung würdigten sie zudem den Einsatz vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv für die Einheit engagiert haben. Die friedliche Revolution von 1989 sei von großem zivilgesellschaftlichem Mut getragen gewesen, der schließlich in die Wiedervereinigung mündete. Vielfach seien diese Impulse, so die Erklärung, „von Christinnen und Christen ausgegangen, die mit Friedensgebeten und mutigem Engagement gegen das Unrecht und für Demokratie anderen ein Beispiel gaben.“
Einheit bleibt Herausforderung: Mahnung zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Angesichts weltweiter Krisen und Konflikte erinnern Bätzing und Fehrs daran, dass die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands ein besonderes Zeichen der Hoffnung sei. Menschen in zwei durch Mauern, Stacheldraht und Panzersperren getrennten Ländern hätten das erreicht, wonach sich viele in der Welt sehnen: Frieden, Freiheit und Einheit. Die deutsche Gesellschaft könne stolz und dankbar darauf blicken, dass Ost und West in vielen Bereichen wieder zueinandergefunden haben. Menschen seien aufeinander zugegangen, hätten voneinander gelernt und Vorurteile abgebaut.
Gleichzeitig machen die Kirchenvertreter deutlich, dass die Folgen der jahrzehntelangen Teilung weiterhin spürbar seien – etwa in wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden, in Brüchen persönlicher Biografien oder im Gefühl vieler Menschen, bis heute nicht gleichwertig anerkannt zu werden. Hinzu kämen neue Spaltungen: zwischen Stadt und Land, zwischen Arm und Reich sowie zwischen Menschen, die der Demokratie vertrauen, und jenen, die ihr misstrauen oder sie sogar ablehnen.
Deshalb, so heißt es in der Erklärung, sei die Wiedervereinigung kein „singulärer Tag in der Geschichte“, sondern eine bleibende Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Die Kirche sehe ihre Rolle darin, die Menschen zu ermutigen, diesen Weg des Zusammenhalts weiterzugehen.
Ich habe die Wende damals mitbekommen inkl Mauerfall, ich bin stolz darauf das Deutschland wieder vereint ist.
Wenn man andere Länder sieht haben wir es wirklich gut!
Ich bin stolz in Deutschland zu Leben und das wir heute diesen Tag feiern können.