Seit dem Studentenaufstand in Bangladesch schreitet die Veränderung im Land weiter voran. Diese Anzeichen politischer Veränderungen und des zunehmenden Einflusses der Religionen nahmen die Christen zum Anlass, sich mit einem Brief an die Übergangsregierung zu wenden. So richteten der Vereinigte Kirchenrat von Bangladesch, die katholische Bischofskonferenz sowie die Christliche Vereinigung von Bangladesch unabhängig voneinander eine Bitte an die Regierung, den Ostersonntag als Feiertag aufzunehmen. Dieser Bitte wurde nicht nachgekommen, was für viele Christen im Land der Unterdrückung des Glaubens gleicht.
Übergangsregierung nach Studentenaufstand
In seinem Brief begrüßte der Präsident des Vereinigten Kirchenrates, Erzbischof Bejoy Nicephorus D’Cruze von Dhaka, die Übergangsregierung unter Muhammed Yunus. Der Friedensnobelpreisträger hat seit dem Rücktritt der Premierministerin Sheikh Hasina die Führung übernommen, die nach dem Studentenaufstand, bei dem Hunderte Menschen ums Leben kamen, nach Indien geflohen ist.
In dem Brief des Erzbischofs vom 17. Oktober an die Regierung erklärte er, dass der Ostersonntag den Triumph des Herrn über die Sünde feiert. Aus diesem Grund sei er für Christen von enormer Bedeutung. Weiter erklärte er, dass die vorherige Regierung trotz mehrfacher Anfragen den Ostersonntag nicht als Feiertag anerkannt habe. Dies habe zur Folge gehabt, dass einige Christen den Feiertag nicht einhalten konnten, da viele „Rekrutierungen und akademische Prüfungen der Regierung stattfinden“, erklärte der Bischof von Dhaka in seinem Schreiben.
Nichterwähnung des Ostersonntags sorgt für Aufsehen
Obwohl das Christentum mit einem Anteil von 0,3 Prozent und 500.000 Gläubigen (400.000 Katholiken) eine Minderheit im mehrheitlich muslimischen Land darstellt, spielt es eine große Rolle. Denn nach Angaben des Bangladesch Catholic Education Board werden viele Schulen von Christen betrieben. Dazu gehören eine Universität, 18 Hochschulen, 80 Sekundarschulen sowie rund 1000 Grund- und Vorschulen, die jährlich etwa 300.000 hauptsächlich muslimische Schülerinnen und Schüler betreuen. Zusätzlich betreibt die katholische Kirche eine Pflegeschule sowie Krankenhäuser und Krankenstationen.
Mitte Oktober präsentierte die Übergangsregierung einen Vorschlag für die Feiertage im kommenden Kalenderjahr. Darin wurde festgelegt, dass Muslime zwölf Tage für die beiden größten Feiertage und Hindus drei Tage für ihre wichtigsten religiösen Feste erhalten. Da der Ostersonntag nicht erwähnt wurde, hagelte es heftige Kritik an der Regierung. Bischof Gervas Rozario von Rajshahi forderte die Regierung im Namen der Bischofskonferenz auf, den heiligen Tag für Christen zuzulassen. Nach zahlreichen erfolglosen Appellen an die vorherige Regierung erwarte man nun, dass dieses wichtigste religiöse Fest der Christen als gesetzlicher Feiertag anerkannt wird, erklärte er in seinem Brief.
Ostersonntag – ein Feiertag für die christliche Gemeinschaft
Der Katholik Mark Desai äußerte sich in einem Beitrag auf Facebook klar zur Haltung der Regierung. Er schrieb, dass er in einem „unglücklichen Land“ lebe, in dem man um religiöse Feste bitten müsse. Man richte sich an den Staat mit „Gedenkbriefen, Menschenketten und brustspaltenden Schreien“. Desai erklärte gegenüber OSV News, dass der Staat zwar religiöse Feste erlaube, dies aber durch die fehlenden gesetzlichen Feiertage nicht möglich sei. Als Christ erlebe man Unterdrückung durch den Staat, da es Muslimen gestattet sei, „zwölf Tage an zwei Feiertagen“ zu haben, während Christen nur einen Tag für ihr religiöses Fest erhalten.
Der Präsident der Christlichen Vereinigung forderte in einer Pressemitteilung, den Ostersonntag zu einem gesetzlichen Feiertag für die christliche Gemeinschaft zu machen. Es sei die dringendste Forderung, dass Ostern als Feiertag anerkannt werde. Zudem sei es notwendig, der „schwachen und stimmlosen christlichen Minderheit“ Gehör zu schenken. Es sei die Aufgabe der Vereinigung, den Christen im mehrheitlich muslimischen Land ihr Recht zu gewährleisten.