Rund 200 Jahre waren die Franziskaner für das unterfränkische Kloster Engelberg bei Großheubach im Erzbistum Würzburg zuständig. Nun hat das Kloster einen neuen Wallfahrtsrektor. Mit dem 1. November übernahmen die Oblaten des heiligen Josefs den Stab der Franziskaner, wie das Bistum Würzburg mitteilte. Am Montag, den 4. November, wurde Pater Antoney vom Würzburger Bischof Dr. Franz Jung unter großer öffentlicher Anteilnahme in das neue Amt eingeführt. Mit der Niederlassung der Oblaten übernimmt ein Orden die Führung, der zuvor noch keine Niederlassung in Deutschland hatte.
Kloster Engelberg in den Händen der Oblaten
Pater Antoney stammt mit seinem Orden aus Indien und bekommt zum 1. Januar 2025 Unterstützung durch einen Ordensbruder. Auch im Jahr 2026 könnte ein weiterer Pater zu der Niederlassung am Main hinzustoßen, so das Bistum. Seit 1828 waren die Franziskaner im Kloster Engelberg mit der Seelsorge beauftragt. Zum 31. Juli 2024 wurde durch die deutsche Franziskanerprovinz mitgeteilt, dass sie aufgrund von fehlendem Ordensnachwuchs die Niederlassung schließen müssen. Der Würzburger Generalvikar Jürgen Vorndran bedankte sich bei dem Franziskanerorden für die langjährigen Dienste in der Wallfahrtsseelsorge und würdigte den „reibungslosen Ablauf“. Für den neuen Orden der Oblaten des heiligen Josefs wünscht er für ihre Aufgaben Gottes reichen Segen.
Nach den Angaben der Oblaten des heiligen Josefs ist der von einem italienischen Pater im Jahre 1878 gegründete Orden in 16 Ländern vertreten. Dabei zählt der Orden rund 600 Mitglieder. Weiterhin geben sie an, in Europa bisher nur in Italien, Spanien und Polen vertreten gewesen zu sein. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Oblaten liegt in der Bildung, der Jugendarbeit und der Missionsseelsorge.
Franziskaner sind weiterhin für das leibliche Wohl zuständig
Für Bruder Othmar Brüggemann, der bisher auf dem Engelberg wirkte, war die Nachricht schwer zu verdauen. Doch konnte er Kraft sammeln und sah es als Gottes Willen an, das Kloster bei Großheubach in Unterfranken verlassen zu müssen. „Herr, dein Wille, nicht mein Wille geschehe“, so Brüggemann im Interview mit katholisch.de. Obwohl das Kloster Engelberg schon lange von Franziskanerbrüdern bewohnt wurde, stellte es ein Problem dar, dass Brüggemann gemeinsam mit einem Mitbruder dort lebte. Eine weitere Person hätte ausgereicht, damit das Kloster in den Händen der Franziskaner geblieben wäre. Jetzt ist das Kloster Engelberg von den Oblaten des heiligen Josefs bewohnt, die ab Herbst für die Wallfahrtsseelsorge zuständig sind.
Nach Aussagen des Klosters reicht die Geschichte der Wallfahrtskirche Engelberg bis in die vorchristliche Zeit zurück. Vor den Franziskanern, die weiterhin für das leibliche Wohl sorgen, wirkten von 1630 bis zur Säkularisierung im Jahr 1803 die Kapuziner in dem Kloster. Die Franziskaner betreiben auch weiterhin die Klosterbetriebe wie eine Brauerei in Vierzehnheiligen – einem oberfränkischen Wallfahrtsort. Der älteste historische Hinweis für ein christliche Heiligtum auf dem Engelberg stammt nach Klosterangaben aus dem Jahr 1406.