Religion bleibt für Filmemacher weiterhin ein spannendes Thema. Während an Ostern seit Jahren die „Passion Christi“ ausgestrahlt wird, hat Star-Regisseur Daniel John Caruso passend zur Weihnachtszeit die Geburt Jesu zum Thema gemacht. Der durch Filme wie Disturbia (2007), Eagle Eye (2008) oder die zweite Fortsetzung des Actionfilms xXx – Triple X (2017) bekannte Regisseur entführt die Zuschauer ins antike Judäa. Der Film Mary (Maria) erzählt in dem Netflix-Drama die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht von Maria von Nazareth – der Mutter Jesu. Der biblische Film zeigt in dem Drama die Flucht Marias, Josefs und des erstgeborenen Sohnes Jesu vor dem mörderischen König Herodes.
Weihbischof und Star-Besetzung für das Netflix-Drama „Maria“
Für den Film wählte der erfolgreiche Filmemacher ein breites Spektrum an Schauspielern aus. So wirkt darin Oscar-Preisträger Anthony Hopkins als mörderischer Herodes mit. Zudem setzten sich zwei israelische Schauspieler (Noa Cohen und Ido Tako) im Casting für die Darstellung von Maria und Josef durch. Regisseur Caruso beschreibt den Film im Interview mit dem Magazin Entertainment Weekly als die Geschichte einer „klugen, willensstarken jungen Frau“. Maria wehrt sich in dem Film gegen die Widerstände der Stigmatisierung der Gesellschaft und der Verfolgung durch Herodes. Doch trägt sie auch die Bürde des weltveränderten Schicksals. Gefertigt wurde das Drehbuch bereits im Jahr 2020 und später durch ein interreligiöses Team bestehend aus jüdischen, christlichen und muslimischen Experten überarbeitet.
So war auch der 2023 ermordete Weihbischof von Los Angeles, David G. O’Connell, an der Entstehung des Films beteiligt. Der Weihbischof war ein enger Freund des Filmemachers und inspirierte ihn, sein gewohntes Genre zu verlassen und mit dem biblischen Netflix-Drama einen neuen Weg zu gehen. Er wollte mit dem Film auch die Position des Josefs stärken, der in der Bibel keine Stimme bekommt. Darauf habe ihn der Weihbischof aufmerksam gemacht und ihn dazu verleitet, darüber nachzudenken, was das Schicksal für Josef bedeutet haben muss. Am Ende des Drehbuchs sei er selbst bewegt gewesen, erklärt der Regisseur. „Aber eigentlich wollte ich nur sagen: Hier ist diese junge Frau, die Schwierigkeiten hatte, die Zweifel hatte, die Ängste hatte, aber am Ende dieses wunderbare Fiat angenommen hat“, so Caruso weiter.
Kritik von Konservativen Christen
Eines hat der Film bereits vor der Premiere erreicht: Er polarisiert in Kreisen der konservativen Kritiker. So kritisieren sie, dass Netflix als Streaming-Plattform und Regisseur Caruso die katholische Lehre falsch darstellen. Dabei beziehen sie sich vor allem auf die Darstellung der Beziehung zwischen Maria und Josef. Diese ist im Film romantischer sowie enger und weniger keusch interpretiert. Das sorgte in den sozialen Netzwerken für große Empörung unter den Konservativen. Weiter bezeichnen sie die Filmbeschreibung des Regisseurs als irreführend. Für die Kritiker kommt die Aussage, Maria sei eine kluge und willensstarke junge Frau mit Problemen und Herausforderungen gewesen, zu sehr aus dem feministischen Raum.
Hierzu veröffentlichte das katholische Portal Ucanews eine Stellungnahme und verteidigte die neue Perspektive, die das Netflix-Drama bietet. „Diejenigen, die zum Boykott aufrufen, gehen offenbar davon aus, dass jeder Film über Maria mit der katholischen Tradition übereinstimmen muss“, heißt es auf der Plattform. Weiter spiegelt die Haltung der Kritiker durch eine solche Aussage ihre eigene Voreingenommenheit und nicht den künstlerischen Wert des Films wider. „Der Film soll weder die katholische Interpretation der Mutter Jesu darstellen noch den katholischen Glauben verunglimpfen“, verdeutlicht das katholische Portal. „Maria“ wurde durch künstlerische Freiheit erschaffen, weshalb die Kritik ein „beunruhigendes Zeichen der Intoleranz“ sei.
Netflix-Drama als politischer Standpunkt?
Doch auch aus nicht-religiöser Sicht hagelte es für den Film, der am 6. Dezember seine Premiere auf Netflix erlebt. So gibt es nach dem Erscheinen des Trailers auch Kritik auf politischer Ebene. Die Besetzung mit israelischen statt palästinensischen Schauspielern in Zeiten des Nahostkonflikts sei „geradezu blasphemisch“. Regisseur Caruso erklärte zu der Kritik, dass es ihm wichtig war, Maria und die Hauptfiguren mit israelischen Schauspielern zu besetzen. Damit wollte er der historischen Authentizität gerecht werden.
Der Streaming-Dienst Netflix wurde bereits im Vorfeld mit den Vorwürfen konfrontiert, eine anti-palästinensische Haltung zu pflegen. Denn in den vergangenen Wochen verschwanden eine Reihe palästinensischer Filme aus der Bibliothek. Dieser Kritik widersprach Netflix und verwies dabei auf auslaufende Lizenzen. Ob der Film den Erwartungen gerecht wird und zurecht im Vorfeld polarisiert oder ob es nach der Veröffentlichung zu erneuten Debatten kommt, wird sich in Kürze zeigen. Fakt ist jedoch, dass bis dahin der Filmemacher Caruso zu einem Treffen mit dem Papst im Vatikan reist.