Die Osternacht – die „Nacht der Nächte“ im Kirchenjahr – gedenkt der Auferstehung Christi und feiert den Übergang vom Tod ins Leben. Papst Franziskus übergab die Leitung der Nachtwache (Vigil) dem Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, der die Predigt des Papstes verlas. Darin betonte der Pontifex, dass Christen Ostern in ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen und „Bauleute der Hoffnung“ sein sollen. „Die Osternacht erinnert uns daran, dass das Licht der Auferstehung den Weg Schritt für Schritt erhellt, ganz unspektakulär in die Dunkelheit der Geschichte einbricht und sanft in unseren Herzen erstrahlt“, schrieb Franziskus.
Feierlicher Osternacht im Petersdom
Auf dem Petersplatz versammelten sich etwa 5.000 Gläubige, die diesen besonderen Gottesdienst mitfeierten. Traditionell begann die Osternacht mit der Lichtfeier und der Segnung der Osterkerze. Diese ist das Symbol für Christus als das Licht. Die Osterkerze wurde begleitet vom dreifachen Ruf „Lumen Christi – Licht Christi“ in einer feierlichen Prozession in den dunklen Petersdom getragen. Nach dem dritten Ruf wurde der Dom vollständig erhellt. Doch zuvor wurde das Licht an die mitfeiernden Kardinäle, Priester und Gläubigen weitergegeben.
Das anschließende große Danklied, das Exsultet, fasst die ganze Bedeutung der Osternacht zusammen. Der Gesang hat eine lange Tradition und reicht bis in die ersten Jahrhunderte des Christentums zurück. Zudem schlägt er einen Bogen von der Schöpfung über die Nacht des Pascha-Lammes, den Auszug der Israeliten aus Ägypten bis hin zum Tod und zur Auferstehung Christi. „Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint – jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht, dein Sohn, unser Herr Jesus Christus“, besingt das Exsultet die Osterkerze.
Das Licht ist zudem ein zentrales Symbol in den Lesungen des Tages – etwa im Schöpfungsbericht des Buches Genesis, in der Offenbarung Gottes an Mose im brennenden Dornbusch auf dem Berg Sinai oder im Auszug Israels aus Ägypten. Es geht stets darum, an die Taten Gottes zu erinnern, die auch für die Gegenwart und die Zukunft des neuen Gottesvolkes eine Verheißung sind. In die Texte, die in verschiedenen Sprachen vorgetragen wurden, führte Kardinal Re ein.
Papst appelliert „Bauleute der Hoffnung“ zu sein
Papst Franziskus betonte in seiner Predigt, dass im Heiligen Jahr – als „Pilger der Hoffnung“ – „die österliche Hoffnung in unserem Leben und in der Welt aufkeimen“ sollte. Denn im auferstandenen Christus haben wir die Gewissheit, dass unsere persönliche Geschichte und der Weg der Menschheit in Gottes Händen liegt – „auch wenn sie jetzt noch von einer Dunkelheit umgeben sind, in der die Lichter nur schwach leuchten.“ Christen sollten Ostern im Leben Wirklichkeit werden lassen und „Bauleute der Hoffnung“ sein. Mit kleinen alltäglichen Gesten, die vom Evangelium inspiriert sind, könne das Leben jedes Einzelnen ein Zeichen der Hoffnung sein, verdeutlichte Papst Franziskus.
„Das wollen wir für diejenigen sein, denen der Glaube an den Herrn fehlt; für diejenigen, die sich auf ihrem Weg verirrt haben“ Aber auch „für diejenigen, die aufgegeben haben oder niedergedrückt werden von der Last des Lebens; für diejenigen, die allein sind oder sich in ihrem Schmerz einschließen“ sowie „für alle Armen und Unterdrückten der Erde; für die gedemütigten und getöteten Frauen; für die ungeborenen und für die misshandelten Kinder; für die Opfer des Krieges. Jedem Einzelnen und allen wollen wir die Hoffnung von Ostern bringen“, schrieb der Pontifex in seiner Homilie.
Für Franziskus ist klar: Der auferstandene Christus ist der endgültige Wendepunkt der menschlichen Geschichte. „Er ist die Hoffnung, die nicht untergeht.“ So gab er in seiner Predigt den Gläubigen einen Auftrag mit auf den Weg: „Geben wir dem Licht des Auferstandenen Raum! Und wir werden zu Bauleuten der Hoffnung für die Welt.“