StartChristenverfolgungKatholische Geistliche in Indien erneut wegen unterstellter Zwangsmission überfallen

Katholische Geistliche in Indien erneut wegen unterstellter Zwangsmission überfallen

Im ostindischen Bundesstaat Odisha hat sich erneut ein besorgniserregender Übergriff auf katholische Geistliche ereignet. Am 6. August wurden zwei Priester, zwei Ordensschwestern und ein Katechet von einer rund 70-köpfigen Gruppe der hindu-nationalistischen Organisation Bajrang Dal gewaltsam attackiert. Der Überfall ereignete sich nahe dem Dorf Gangadhar, in der Nähe einer Missionsstation der Pfarrei Jaleswar.

Den Christen warfen die Täter fälschlicherweise vor, Zwangsbekehrungen vorzunehmen – ein Vorwurf, den hindu-nationalistischen Gruppierungen in Indien immer wieder zur Einschüchterung religiöser Minderheiten instrumentalisieren. Bereits im Juli waren zwei katholische Ordensfrauen unter ähnlichen Anschuldigungen festgenommen worden; sie wurden erst nach mehreren Tagen gegen Kaution freigelassen. Die indischen Bischöfe zeigten sich angesichts des jüngsten Angriffs zutiefst alarmiert und bezeichneten die Vorgänge laut der Nachrichtenagentur Fides als „beunruhigend“.

Katholische Geistliche in Hinterhalt gelockt

Der Überfall ereignete sich am 6. August in der Nähe des Dorfes Gangadhar. Pfarrer Lijo sprach von einem „gezielten Hinterhalt“. Die katholische Gruppe befand sich nach einer Gedenkmesse zum zweiten Todestag zweier verstorbener Gemeindemitglieder auf dem Rückweg, als sie in einem abgelegenen Waldstück nahe Gangadhar überfallen wurde. Wie einer der betroffenen Priester berichtet, wurde zunächst der begleitende Katechet brutal attackiert und sein Motorrad mutwillig zerstört. Kurz darauf stoppten die Angreifer das Fahrzeug der Geistlichen, schlugen und beschimpften die Insassen, raubten deren Mobiltelefone und beschuldigten sie, Zwangsbekehrungen durchzuführen.

Trotz der eindringlichen Bitten mehrerer Dorfbewohnerinnen, die erklärten, die Gruppe sei lediglich zu einem Gebet eingeladen worden, setzten die Angreifer ihre Gewalt fort. Pfarrer Jojo, ein Gastpriester aus der Pfarrei Joda, erklärte gegenüber Fides, dass es sich bei dem Vorfall um einen gezielten Hinterhalt gehandelt habe. Erst nach rund 45 Minuten traf eine Polizeieinheit am Tatort ein – was die Angreifer jedoch nicht daran hinderte, ihre Beleidigungen fortzusetzen. Obwohl Pfarrer Lijo die Beamten darüber informierte, dass die Angreifer ihre Telefone gewaltsam gestohlen haben, erhielt niemand sein Gerät zurück.

Gegenüber der Gruppe erklärten die Polizisten, man wolle sie zur Vernehmung auf die Wache mitnehmen. „In Wirklichkeit wollten sie uns nur vor weiterer Gewalt schützen“, so Pfarrer Lijo, ehemaliger Direktor des diözesanen Sozialdienstes Balasore Social Service Society. Der Pfarrer zeigte sich nach dem Überfall tief erschüttert und betonte, dass er mit einem solchen Vorfall in der Nähe von Jaleswar nie gerechnet hätte: „Wir haben lediglich eine Messe gefeiert und wurden mit unbegründeten Anschuldigungen angegriffen und gedemütigt.“

Welle der Intoleranz: Katholiken in Odisha erneut Ziel von Gewalt

Auch der Gastpriester zeigte sich nach den Vorkommnissen schockiert und fassungslos: „Ich war nur gekommen, um eine Messe zu feiern. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass eine so friedliche und heilige Geste auf solche Feindseligkeit stoßen würde“, sagte der Pfarrer aus Joda.

Der Vorfall hat tiefe Erschütterung in der katholischen Ortskirche ausgelöst und wirft ein grelles Licht auf das wachsende Klima religiöser Intoleranz und kollektiver Gewalt – besonders in Odisha. Die Katholische Bischofskonferenz Indiens (CBCI) äußerte sich mit großer Besorgnis und verurteilte den Angriff scharf. In einer Stellungnahme brachte sie ihre tiefe Bestürzung über die Ereignisse zum Ausdruck und forderte den Schutz religiöser Minderheiten sowie ein entschlossenes Vorgehen gegen extremistisches Gedankengut.

Die Bischofskonferenz sprach von einem „verstörenden und unangebrachten“ Vorfall, der das zunehmend feindliche Klima gegenüber Minderheiten widerspiegele.

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