Keinen Frieden ohne Klimagerechtigkeit – keine Klimagerechtigkeit ohne Frieden. Darauf verwiesen wenige Wochen vor Beginn der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien katholische Hilfs- und Friedenswerke. In einer Stellungnahme warnen Pax Christi International, Caritas Internationalis und CIDSE eindringlich vor den sicherheitspolitischen Folgen der Erderwärmung. Der Klimawandel, so ihre Feststellung, sei ein „Bedrohungsmultiplikator“, der den globalen Frieden gefährde. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie mutiges politisches Handeln für Klimagerechtigkeit und nachhaltigen Frieden.
Klimakrise als „Bedrohungsmultiplikator“
Die Klimaerwärmung und insbesondere ihre Folgen – wie Dürren, Überschwemmungen oder häufigere Naturkatastrophen – treiben Menschen in die Flucht. Der Wettbewerb um Wasser, Land und Rohstoffe verschärfe sich, warnen die Organisationen vor dem „Bedrohungsmultiplikator“ Klimakrise. „Es kann keinen wahren Frieden ohne Klimagerechtigkeit geben, und keine Klimagerechtigkeit ohne Frieden“, heißt es in der Stellungnahme.
Dieses Thema soll beim globalen Klimagipfel vom 10. bis 21. November in Belém, Brasilien, diskutiert werden. Im Vorfeld der Klimakonferenz betonte der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, Kardinal Jaime Spengler, dass die Klimakrise jeden Einzelnen dazu auffordere, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Was es in einer solchen Situation brauche, sei Mut – Mut, um „unsere Stimme für einen gerechten Frieden zu erheben, der davon abhängt, dass wir uns gemeinsam um die Umwelt kümmern“.
Den Blick auf den Weltfrieden gerichtet, warnte Caritas-Generalsekretär Alistair Dutton davor, dass die Klimakrise schon jetzt Konflikte um lebenswichtige Ressourcen anheize. „Die Geschichte zeigt, dass solcher Wettbewerb oft Kriege befeuert, während die Ärmsten ums Überleben kämpfen“, erklärte Dutton. Es sei nun an den Regierungen zu erkennen, dass Klimaschutz eine Voraussetzung für globalen Frieden sei.
Für Klimagerechtigkeit und Weltfrieden: Aufruf zu ökologischem Wandel und globaler Gerechtigkeit
Die Welt „brennt“ – mit diesem drastischen Bild beschreibt die CIDSE-Generalsekretärin Josianne Gauthier aus Kanada die Zuspitzung der Klimakrise und der bewaffneten Konflikte auf mehreren Kontinenten. Auch sie appellierte an den Mut der Regierungen, einen neuen politischen Ansatz zu wählen. Dazu gehöre insbesondere der konsequente Ausstieg aus fossilen Energien.
Besonders die Verletzlichsten und Schwächsten hat die in Peru tätige deutsche Theologin und missionsärztliche Schwester Birgit Weiler im Blick, wenn sie vor den sozialen Folgen der Klimakrise warnt. Zunehmende Extremwetterereignisse träfen ausgerechnet jene am härtesten, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beigetragen hätten. „Die Ärmsten leiden zuerst und am stärksten“, betonte Weiler. Veränderte Klimamuster verschärften nicht nur das menschliche Leid, sondern drohten auch, bestehende Konflikte weiter zu forcieren. Für die Theologin hängen Klimakrise und globale Sicherheitslage eng zusammen. So seien die Ursachen ebenso verwoben wie die Wege zu ihrer Lösung. Ein tiefgreifender ökologischer Wandel und neue, solidarische Beziehungen zwischen Menschen, über Grenzen hinweg und im Einklang mit der Natur seien deshalb unerlässlich für eine friedliche Zukunft.
Eine solche friedliche Zukunft erfordert jedoch auch ein Umdenken auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. Darauf wies Martha Ines Romero, Generalsekretärin von Pax Christi International, hin. Die kolumbianische Friedensaktivistin kritisierte insbesondere die enge Verflechtung zwischen Rüstungsindustrie und fossilem Energiesektor. Beide profitierten von globaler Ungleichheit und kurzfristigen Interessen – statt vom langfristigen Gemeinwohl. „Wir müssen diesen Weg ablehnen und Systeme aktiver Gewaltfreiheit aufbauen“, forderte Romero.
Gemeinsam mit Papst Leo XIV. appellierten die drei Organisationen eindringlich an die internationale Gemeinschaft, den Kurs in Richtung Krieg zu verlassen und sich neu für Frieden, Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit zu verpflichten.