Mit einem eindringlichen Appell für mehr internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel und einer schnelleren Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele ist der VIII. Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen in Kasachstans Hauptstadt Astana zu Ende gegangen. In der gemeinsamen Abschlusserklärung zur Religionskonferenz betonen Vertreter aus rund 60 Ländern die Bedeutung von Menschenwürde, interreligiösem Respekt und dem Schutz verletzlicher Gruppen. Auch Papst Leo XIV. rief in einer verlesenen Botschaft zum gemeinsamen Einsatz der Religionen für die Menschenwürde auf.
Nachhaltigkeit und Menschenwürde im Blick
Seit 2003 lädt die kasachische Regierung alle drei Jahre zu einem besonderen Treffen in Astana ein: dem Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen, der auch als „UNO der Religionen“ bekannt ist. In diesem Jahr kamen laut offiziellen Angaben rund 100 Delegationen aus 60 Ländern in das überwiegend muslimisch geprägte zentralasiatische Land. Unter den Teilnehmenden befanden sich hochrangige Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen, darunter Christentum, Islam, Buddhismus, Judentum, Hinduismus, Taoismus, Zoroastrismus und Shintoismus.
Wie die Vertreter der Religionen im Abschlussdokument fordern, müssen die Nachhaltigkeitsziele schneller umgesetzt werden. Dazu bedarf es einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit, so die Religionsvertreter in der 34 Artikel umfassenden Erklärung. Diese soll nun der UN-Vollversammlung übergeben werden. Ein weiteres zentrales Thema war der Kampf gegen religiös motivierten Hass. Bereits in der religiösen Erziehung müsse Respekt vor anderen Glaubensüberzeugungen vermittelt werden. Die Vertreter der unterschiedlichen Weltreligionen bekennen sich zu den „grundlegenden Menschenrechten“.
Weitere Punkte waren zudem die Beteiligung von Frauen am politischen und gesellschaftlichen Leben. Auch den Schutz von Flüchtlingen, Menschen mit Behinderungen und anderen besonders schutzbedürftigen Gruppen nahmen die Vertreter in Augenschein. Als eine besondere Herausforderung benennen die Teilnehmenden außerdem die potenziellen Risiken, die mit dem Missbrauch von Künstlicher Intelligenz einhergehen könnten.
Papstbotschaft zur Religionskonferenz in Astana
In einer Botschaft, die von Kardinal George Jacob Koovakad, dem Leiter der vatikanischen Delegation und Chef der vatikanischen Dialogbehörde, verlesen wurde, rief Papst Leo XIV. die Religionsgemeinschaften zu einem gemeinsamen Einsatz für die Würde des Menschen auf. Er erinnerte dabei an das Konzilsdokument Nostra aetate von 1965, mit dem die katholische Kirche den Wert anderer Religionen ausdrücklich anerkannte und den interreligiösen Dialog förderte.
Eine solche Zusammenarbeit sei kein Aufruf, Unterschiede auszublenden, betonte der Papst, „sondern vielmehr eine Einladung, Vielfalt als Quelle gegenseitiger Bereicherung zu verstehen.“ Weiter appellierte er: „Lasst uns Seite an Seite beten, Schulter an Schulter dienen und mit einer Stimme sprechen, wo immer die Menschenwürde in Gefahr ist.“
Wie die römische Kinderklinik mitteilte, war eine Delegation des Bambino-Gesù-Krankenhauses auf Einladung der kasachischen Regierung an dem Kongress beteiligt. So richtete auch der Präsident des vatikanischen Kinderkrankenhauses Bambino Gesù, Tiziano Onesti, einige Worte an die Teilnehmenden. Er rief bei dem interreligiösen Forum in Astana die Religionsführer weltweit dazu auf, sich für eine „Kultur der Fürsorge“ einzusetzen. In seinem Beitrag forderte er einen globalen „Pakt der Solidarität, der Gesundheit und des Friedens“, der insbesondere die Schwächsten in den Mittelpunkt stellen müssen. Dies seien allen voran die Kinder.