Vor etwa 70.000 Gläubigen auf dem Petersplatz hat Papst Leo XIV. am Sonntag sieben herausragende Glaubenszeugen heiliggesprochen und dabei die zentrale Bedeutung des lebendigen Glaubens in einer zunehmend glaubensfernen Welt betont. In einem feierlichen Gottesdienst würdigte der Pontifex die neuen Heiligen als Leuchtzeichen göttlicher Liebe und Hoffnung.
Papst Leo XIV. spricht sieben neue Heilige
Nach dem feierlichen Gottesdienst trug Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, unter wolkenlosem Himmel die Lebensbilder der neuen Heiligen vor. An der Fassade des Petersdoms erinnerten große Porträts an das Leben und Wirken der sieben Heiligen. Ihre internationale Herkunft machte deutlich: Die Heiligkeit kennt keine Grenzen und spiegelt die Vielfalt der Weltkirche wider – für zwei Nationen war es sogar das erste Mal, dass sie offiziell Heilige erhielten.
Im Anschluss erklang die Allerheiligen-Litanei über den Petersplatz, bevor Papst Leo feierlich die Heiligsprechungsformel sprach. Mit einem gemeinsamen, kraftvollen „Amen“ bestätigten die versammelten Gläubigen die Aufnahme der neuen Heiligen in den offiziellen Kanon.
In seiner Predigt nahm Papst Leo seinen Ausgangspunkt bei einer Frage aus dem Lukasevangelium: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“ (Lk 18,8).
Diese Worte seien, so der Papst, der zentrale Schlüssel zum Verständnis der gesamten Feier, da sie deutlich machten, „was dem Herrn am meisten am Herzen liegt“: den Glauben, den er als „Band der Liebe zwischen Gott und den Menschen“ beschrieb.
Glaube als Lebensquelle
In seiner Predigt warnte Papst Leo eindringlich vor einer Welt ohne Glauben. Ohne ihn, so der Pontifex, verliere der Mensch Hoffnung, Freiheit und den inneren Lebenswillen – eine Welt ohne Glauben sei eine Welt voller „vaterloser Kinder“, ohne Erlösung. Demgegenüber stelle die Heilsbotschaft des Herrn das Geschenk des ewigen Lebens dar.
Gerade deshalb, erklärte der Papst, fordere Jesus seine Jünger auf, „allezeit zu beten und darin nicht nachzulassen“ (Lk 18,1). Wie das Atmen den Körper am Leben halte, so sei das Gebet die Lebensquelle der Seele.
Doch Papst Leo nannte auch zwei große Herausforderungen für den Glauben. Dies sei zum einen der „Skandal des Bösen“ – das Gefühl, dass Gott das Leid der Welt nicht erhört. Zum anderen die Versuchung, Gott nach dem eigenen Willen handeln lassen zu wollen. Gerade im Leiden jedoch könne das Gebet zur Brücke werden – zur Hoffnung, zur Kraft und zur Begegnung mit Gott, der dort gegenwärtig ist, „wo Unschuldige leiden.“
Weiter betonte der Pontifex, dass es kein Weinen gebe, das Gott nicht tröstet; weiter gebe es „keine Träne, die seinem Herzen fern ist“. „Der Herr hört uns, er nimmt uns so an, wie wir sind, um uns nach seiner Art zu verwandeln“, so Leo. Wer jedoch Gottes Barmherzigkeit verweigere, bleibe auch selbst unfähig, Barmherzigkeit weiterzugeben. Und nur wer den Frieden als göttliches Geschenk annehme, könne ihn auch in die Welt tragen.
Die neuen Heiligen
Zu den neu heiliggesprochenen Persönlichkeiten zählen der armenische Bischof und Märtyrer Ignazio Choukrallah Maloyan sowie Peter To Rot, ein Katechet aus dem einstigen Deutsch-Neuguinea, der ebenfalls als Märtyrer verehrt wird. Darüber hinaus erhob Papst Leo XIV. die italienische Missionarin Maria Troncatti in den Stand der Heiligen, ebenso wie zwei Ordensgründerinnen: Schwester Vincenza Maria Poloni aus Italien und Schwester Maria del Monte Carmelo Rendiles Martínez aus Venezuela.
Als „Wohltäter der Menschheit“ würdigte der Papst zudem zwei weitere Persönlichkeiten: Bartolomeo Longo aus Italien, der einst dem Satanismus anhing, später jedoch zum Glauben fand und die berühmte Wallfahrtsstätte der Jungfrau vom Rosenkranz in Pompei gründete; sowie José Gregorio Hernández Cisneros, einen venezolanischen Arzt, der für seine selbstlose Hilfe für die Armen bekannt wurde.