StartWeltUkraine: Großerzbischof Schewtschuk appelliert in Oslo an internationale Gemeinschaft

Ukraine: Großerzbischof Schewtschuk appelliert in Oslo an internationale Gemeinschaft

In Oslo hat der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk die internationale Gemeinschaft eindringlich zur verstärkten Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg aufgerufen. Bei einem interreligiösen Friedensgebet verglich er das Leid seines Landes mit dem Kreuzweg Christi und warnte vor wachsender internationaler Gleichgültigkeit gegenüber dem andauernden Krieg. Während eines mehrtägigen Besuchs in Norwegen trat Schewtschuk für eine stärkere ökumenische Solidarität ein und betonte die Bedeutung von Integration ukrainischer Geflüchteter, ohne deren kulturelle und religiöse Identität zu gefährden.

„Wenn ihr müde seid, sollte ich tot sein?“

Schewtschuk zeichnete ein eindrückliches Bild des ukrainischen Leidens, das er mit dem Kreuzweg Christi verglich. Der Verlust unzähliger Menschenleben, die Zerstörung ganzer Städte und die Flucht von Millionen seien Ausdruck eines kollektiven Leidens, das die Welt nicht ignorieren dürfe. „Wir bluten und fragen uns erneut: Gott, warum?“, sagte der Großerzbischof und betonte zugleich, dass „gerade darin die Kraft und Herrlichkeit des Kreuzes offenbar“ werde. Mit bewegenden Worten dankte er den Kirchen und Menschen Norwegens für ihre Solidarität und warnte vor einer wachsenden Müdigkeit im internationalen Engagement für die Ukraine. „Manche, die nie Bombennächte erlebt haben, sagen, sie seien erschöpft“, so Schewtschuk. Dann stellte er die Frage, die im Raum stehen blieb: „Wenn ihr müde seid – sollte ich tot sein?“

Bis Mittwoch befand sich der Großerzbischof im Rahmen eines offiziellen Besuchs des Allukrainischen Kirchenrates (UCCRO) in Norwegen. Vor dem Beginn des offiziellen Besuchs traf Schewtschuk schon am Freitag in Oslo unter anderem den katholischen Bischof Fredrik Hansen. Auf dem Programm der ökumenischen Delegation standen Begegnungen mit König Harald V., Außenminister Espen Barth Eide, Mitgliedern von Regierung und Parlament sowie führenden Kirchenvertretern.

Schewtschuk appelliert zu Unterstützung für ukrainische Geflüchtete

Am Dienstag stand für Großerzbischof Schewtschuk ein Treffen mit dem früheren langjährigen Weltkirchenrats-Generalsekretär Olav Fykse Tveit und heutigen Vorsitzenden Erzbischof der Norwegischen Kirche auf dem Plan. Bei der Begegnung appellierte Schewtschuk „an eine Reinigung des Ökumenismus“ von russischen Manipulationen. Zugleich hob er seine Hoffnung auf einen „existenziellen Ökumenismus“ hervor, der im gemeinsamen Erleben der Bedrohung durch Russland Gestalt annehme. Ein verbindendes Element für eine gemeinsame ökumenische Reaktion auf die Kriegsverbrechen in der Ukraine sei die Tatsache, dass „wir alle auf den russischen Erschießungslisten stehen“.

Schewtschuk sprach auch die schwierige Lage der ukrainischen Gemeinde in Norwegen an. Rund 100.000 ukrainische Geflüchtete seien bislang aufgenommen worden, von denen sich derzeit etwa 80.000 im Land aufhielten. Unter ihnen befänden sich viele hochqualifizierte Frauen mit Kindern. Er dankte der norwegischen Kirche für ihre herzliche Aufnahme und betonte: „Integration – ja, Assimilation – nein.“ Zudem forderte er, dass ukrainischen Gemeinden ausreichend Raum für Gottesdienste zur Verfügung gestellt werde und ukrainische Priester – egal ob griechisch-katholisch oder orthodox – in Norwegen ihren Dienst ausüben könnten, ohne ihre kulturelle und religiöse Identität aufzugeben.

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