StartWeltTragödie vor Tunesiens Küste: Erzbischof fordert, die Ursachen der Migration anzugehen

Tragödie vor Tunesiens Küste: Erzbischof fordert, die Ursachen der Migration anzugehen

Der Untergang eines Migrantenbootes vor der Küste Tunesiens am 22. Oktober, bei dem mindestens 40 Menschen, darunter mehrere Säuglinge, ums Leben kamen, hat erneut die humanitäre Krise im Mittelmeerraum in den Fokus gerückt. Erzbischof Nicolas Lhernould von Tunis appelliert an die Staats- und Regierungschefs Europas und Afrikas, nicht nur auf die Notfälle zu reagieren, sondern die tief verwurzelten Ursachen der Migration – Armut, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit – gemeinsam anzugehen, um zukünftige Tragödien zu verhindern.

Schiffsunglück vor Tunesien: Dutzende Tote, Überlebende aus Subsahara-Afrika gerettet

In einem am 24. Oktober veröffentlichten Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur SIR betonte Erzbischof Nicolas Lhernould, dass der Untergang eines Migrantenbootes vor der tunesischen Küste am 22. Oktober, bei dem 40 Menschen, darunter mehrere Säuglinge, starben, nicht einfach als „weiterer Schiffbruch“ angesehen werden dürfe. Vielmehr sei es der Verlust von „einzigartigen Menschen“, die ihr Leben verloren. In seinem Statement erinnerte er an Papst Franziskus, der immer wieder davor warnte, sich an derartige Tragödien zu gewöhnen.

Lhernould betonte, dass Schiffsunglücke im Mittelmeer seit Jahren wiederholt vorkommen, diesmal jedoch mit besonders vielen Opfern. „Es sind nicht nur Statistiken, es sind Männer, Frauen und Kinder“, sagte er.

Die Ermittler versuchen laut Associated Press noch, die Ursache des Unglücks zu klären. Die tunesische Küstenwache konnte 30 Überlebende retten, die offenbar auf dem Weg nach Europa waren. Die Migranten stammten aus Subsahara-Afrika. Viele von ihnen hätten bereits die Sahara durchquert, die Lhernould als „größten Friedhof der Welt“ bezeichnete.

Ursachen der Migration an der Wurzel bekämpfen

Erzbischof Lhernould erklärte, die Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen, seien vielfältig: Armut, Unsicherheit und fehlende Perspektiven. Einige würden aus Verzweiflung aufbrechen, andere aus Naivität, weil ihnen eine bessere Zukunft versprochen werde, die es oft gar nicht gebe.

Zwar zeigte er sich erleichtert, dass die Retter 30 Menschen retten konnten, zugleich beklagte er jedoch das Leid und die Angst jener, die ihr Leben auf der gefährlichen Suche nach einem besseren Leben riskieren. „Die Tragödie ist, dass diese Abfahrten völlig heimlich geschehen und wir erst nach der Katastrophe davon erfahren. Es ist schmerzhaft, weil niemand sein Leben für eine Hoffnung riskieren sollte, die oft nur eine Fata Morgana ist“, sagte Lhernould.

In der Thematik müsse man jedoch auch die politischen Probleme der europäischen Institutionen beachten, mit denen sie bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise konfrontiert werden. Diese seien komplex und müssten in „der bedingungslosen Achtung der menschlichen Person“ verwurzelt sein.

„Es reicht nicht aus, von Tragödien bewegt zu sein“, so Lhernould eindringlich, und er hebt hervor: „Wir müssen die Ursachen angehen, die die Menschen dazu bringen, das Land zu verlassen, in aufrichtiger Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd.“

Lhernould betonte zudem, dass die Sorgen und Ängste der europäischen Öffentlichkeit ernst genommen werden müssen. Nur wenn diese in eine rationale und humane Perspektive eingebettet werden, lässt sich eine Politik gestalten, die dem Gemeinwohl dient. Es reiche nicht aus, auf akute Notfälle zu reagieren; entscheidend sei der Aufbau einer gemeinsamen, langfristigen Zukunft.

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