StartWeltGesichtslose Krippe auf Brüsseler Grand-Place entfacht europaweite Debatte

Gesichtslose Krippe auf Brüsseler Grand-Place entfacht europaweite Debatte

Die Installation „Fabrics of the Nativity“ auf dem Brüsseler Grand-Place sorgt in ganz Europa für kontroverse Reaktionen. Die aus recycelten Stoffen gefertigte, bewusst gesichtslose Krippe der deutschen Künstlerin Victoria-Maria Geyer ersetzt die traditionelle hölzerne Darstellung. Während Befürworter das Werk als zeitgemäße, integrative Kunst bewerten, sehen Kritiker darin einen Angriff auf christliche Traditionen. Zusätzlichen Zündstoff erhielt die Diskussion, nachdem Unbekannte den Kopf der Jesusfigur entwendet hatten – ein Vorfall, der die ohnehin aufgeheizte Debatte über kulturelles Erbe, religiöse Sensibilität und politische Symbolik weiter befeuerte.

Stadt verteidigt gesichtslose Krippe

Die bisherigen Holzfiguren wichen Figuren aus recycelten Textilien, deren Köpfe aus patchworkartigen Stoffflächen in Beige- und Brauntönen gestaltet sind. Künstlerin Victoria-Maria Geyer entwarf die Krippenszene bewusst ohne erkennbare Gesichtszüge und setzte dabei vollständig auf textile Materialien. Die frühere hölzerne Krippe sei nach 25 Jahren stark beschädigt gewesen, erklärte Brüssels Bürgermeister Philippe Close (Sozialistische Partei). Mit der textilen Neuinterpretation habe man „eine neue Richtung eingeschlagen“, wobei ihm wichtig sei, dass die Künstlerin nicht persönlich zur Zielscheibe werde. Close verteidigte die Entscheidung und betonte auf einer Pressekonferenz, man wolle „in dieser Weihnachtszeit Zurückhaltung üben“. Die Stadt halte an der Tradition fest, während andere Kommunen gänzlich darauf verzichtet hätten.

Auch Benoît Lobet, Dekan der Kathedrale St. Michael und Gudula, stellte sich hinter die Installation. Er deutete die zerknitterten Stoffe der Figuren als Sinnbild menschlicher Verletzlichkeit und Unsicherheit: Die biblischen Figuren seien selbst „unsichere Menschen gewesen, die überall abgelehnt wurden“. Nach Angaben der Stadt soll die Krippe mindestens fünf Jahre auf dem UNESCO-geschützten Grand-Place verbleiben. Die neue Krippe ging aus einem städtischen Ausschreibungsverfahren hervor, nachdem die Behörden die bisherige Holzkonstruktion wegen erheblicher Schäden für unbrauchbar erklärt hatten. An der Auswahl des Nachfolgeprojekts wirkte auch der Dekan der Kathedrale mit; laut städtischen und kirchlichen Kreisen gab er schließlich ebenfalls grünes Licht.

Kritik an Brüsseler Kunstprojekt

Kritiker bewerten das Fehlen der Gesichtszüge als eine „Verfälschung“ der Weihnachtsgeschichte und sehen darin zugleich eine Attacke auf die westliche Kultur. So löste die Installation deutliche Reaktionen aus. Der in Ungarn lebende US-Publizist Rod Dreher stellte die Brüsseler Krippe dem dortigen Umgang mit christlichen Symbolen gegenüber. Er veröffentlichte ein Foto einer traditionellen Holzkrippe vor dem ungarischen Parlament und kommentierte: „Ein christliches Land, das sich für das Geschenk des Glaubens nicht schämt.“

Doch nicht nur International, sondern auch in Brüssel äußerten sich Politiker empört. Georges Dallemagne von den Christdemokraten sprach angesichts der fehlenden Gesichter von einer „sehr schockierenden“ Darstellung und betonte, die Krippe sei ein Symbol der Universalität, „keine Zombie-Ausstellung“. Der liberale Parteichef Georges-Louis Bouchez bezeichnete die Installation als „Beleidigung unserer Traditionen“ und forderte ihren Austausch. Seiner Ansicht nach wirkten die Figuren eher wie eine Hommage an die Zombies, „die man an den Brüsseler Bahnhöfen findet“.

Der Genter Psychologe Wouter Duyck vermutete hinter der Auswahl der umstrittenen Krippe politische Rücksichtnahme und die Sorge, die große muslimische Bevölkerung Brüssels zu verärgern. „Im Islam werden die Gesichter von Propheten nicht dargestellt“, erläuterte er.

Auch aus der Sportwelt meldete sich der belgische Fußballnationalspieler Thomas Meunier auf der Plattform X zu Wort. Er kommentierte kritisch: „Wir haben den Tiefpunkt erreicht“ – und legte mit dem Zusatz „und graben weiter“ nach, um seine Sicht auf die Lage in Belgien zu unterstreichen.

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1 Kommentar

  1. Ich finde das ganz Schlimm.
    Wenn ich mir vorstelle mit wieviel Liebe Opa die Grippenfiguren geschnitzt hat und mit wievielen einzelnen Details er sie gemacht hat, finde ich diese Art einfach nur schrecklich.

    Klar ich habe letztens auch eine Diskussion gelesen, da waren die Meinungen sehr gespaltet, aber generell finde ich es wirklich nicht sehr ansprechend.

    Es gibt so wunderschöne Grippenfiguren, die sollte man immer in ehren halten.

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